Megabaustelle Europabrücke: Schwere Folgen für Lützel befürchtet

Die Wagenbauhalle des Lützeler Carneval-Vereins (oben) wird abgerissen, wenn die Vorlandbrücke 2014 wie geplant neu gebaut wird. Der Verein verliert mit der Sporthalle der Regenbogenschule, die ebenfalls weg muss, außerdem den Raum für seine Veranstaltungen – und bangt um seine Existenz.
Die Wagenbauhalle des Lützeler Carneval-Vereins (oben) wird abgerissen, wenn die Vorlandbrücke 2014 wie geplant neu gebaut wird. Der Verein verliert mit der Sporthalle der Regenbogenschule, die ebenfalls weg muss, außerdem den Raum für seine Veranstaltungen – und bangt um seine Existenz. Foto: Mersmann

Koblenz-Lützel – Wenn die Vorlandbrücke im Stadtteil Lützel im Jahr 2014 wie geplant abgerissen und neu gebaut wird, müssen die Sporthalle der Regenbogen-Grundschule und die Wagenbauhalle des Lützeler Carneval-Vereins (LCV) weichen. Ob in der Regenbogen-Schule direkt neben der Brücke der Unterricht dann trotz Riesenbaustelle weitergehen kann, ist noch offen.

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Die Vorlandbrücke trägt die stadteinwärts führenden Spuren der B 9 – und ist durch eindringendes salzhaltiges Wasser so geschädigt, dass eine Sanierung nicht mehr möglich ist. Damit sie überhaupt noch befahren werden kann, wird zurzeit eine Stütze produziert, die demnächst unter die Brücke gebaut werden soll. Und auch diese 109 000 Euro teure Unterstützung ist nur ein Provisorium: Sie soll den Weiterbetrieb bis zum Neubau der mehr als 80 Jahre alten Vorlandbrücke sichern.

Wenn schließlich die Bagger rollen, soll es das gewesen sein mit den Hallen unter der Brücke. Die Stadt will das noch nicht bestätigen, die Planungen seien nicht beendet. Mit den Betroffenen wurden aber bereits Gespräche geführt, und angeblich soll schon feststehen, dass keine neue Sporthalle gebaut wird. Damit würden gleich mehrere Vereine heimatlos – und doppelt hart trifft es den LCV, der beide Hallen nutzt: „Ab 2014 haben wir weder Lagermöglichkeiten noch einen Raum für unsere Veranstaltungen. Dann haben wir gar nichts mehr“, sagt Präsident Dirk Wittersheim.

In der Schulsporthalle hat sein Verein einen Technikraum gemietet, in dem die Bühne und diverses Gerät untergestellt sind. Seine Karnevalsparty und -sitzung feiert der LCV seit mehr als 20 Jahren in der Halle. Der Bürgerverein Bombenfeste, der die Lützeler Kirmes in der Halle veranstaltet, hat die Konsequenz bereits gezogen: „Ab diesem Jahr feiern wir Kirmes im Jugendheim von St. Antonius“, sagt Vorsitzender Michael Conen. Wie der Lagerraum in der Sporthalle ersetzt werden soll, weiß er auch nicht.

Die Wagenbauhalle haben die Lützeler Karnevalisten 1985 selbst errichtet. Dort wird weiteres Material für Bühne und Deko gelagert, und alle zwei bis drei Jahre bauen die Aktiven hier einen neuen Wagen für den Umzug. Diese Halle würde nicht aus bautechnischen, sondern aus Sicherheitsgründen abgerissen, sagt Wittersheim. Ein anderes Lager musste der LCV schon früher unter der Pfaffendorfer Brücke aufgeben. „Das Ganze trifft uns sehr hart, weil wir einfach nicht wissen, wohin“, klagt Wittersheim. Er will kämpfen für eine Lösung und die Zukunft seines Vereins.

Mehrere Gespräche hat er bereits mit der Stadt geführt, auf eine Anfrage der CDU-Ratsfraktion hatte die Verwaltung geantwortet, dass man den Verein unterstützen und gemeinsam eine Alternative suchen will. Eine echte Alternative im Stadtteil sieht er allerdings nicht: „In Lützel ist doch nichts.“ Und neue Räume außerorts seien auch keine Lösung: „Dann ist das Brauchtum in Lützel tot.“

Die Regenbogen-Grundschule nutzt die Sporthalle „rund um die Uhr“, sagt Schulleiterin Alexandra Zinndorf. 230 Kinder besuchen die Schule. Vormittags sind sie im Sportunterricht, nachmittags bietet die Ganztagsschule ihnen Angebote von der Basketball- bis zur Hockey-AG. „Wenn die Halle weg ist und wir in der Schule bleiben – was noch nicht feststeht -, dann haben wir ein Problem“, betont Zinndorf. Aber noch ist sie optimistisch: „Die Stadt holt uns mit ins Boot, wir haben einen guten Kontakt.“ Zurzeit werde ein Gutachten erstellt, ob ein Schulbetrieb überhaupt denkbar ist, wenn nebenan eine ganze Brücke abgerissen und neu aufgebaut wird.

Ob es bei den Arbeiten im Jahr 2014 bleibt, hängt vom Zustand der Brücke ab: „Wenn neue Probleme auftauchen, könnten die Arbeiten auch schon früher beginnen“, sagt SPD-Ratsfrau Anita Weis, die sich für die Vereine einsetzt. Die Brücke wird ständig von Fachleuten untersucht. Die Moselquerung zählt laut Verwaltung zu den am höchsten belasteten Bauwerken Deutschlands. 50 000 Fahrzeuge fahren hier durchschnittlich innerhalb von 24 Stunden stadteinwärts.

Von unserer Redakteurin Stephanie Mersmann