Waldachtal

Artur Fischer: Deutschlands Patentekönig stirbt mit 96

Artur Fischer und seine bekannteste Erfindung: der Plastikdübel. Doch auf sein Konto gehen auch noch etliche weitere Entwicklungen.
Artur Fischer und seine bekannteste Erfindung: der Plastikdübel. Doch auf sein Konto gehen auch noch etliche weitere Entwicklungen. Foto: dpa

Seine Kunststoff-Dübel und der „Fischertechnik“-Baukasten haben ihn weltweit bekannt gemacht. Für Patentekönig Artur Fischer war das aber kein Grund, sich zur Ruhe zu setzen. Bis ins hohe Alter ging er noch nahezu täglich in die von ihm gegründeten Fischerwerke in Waldachtal im Schwarzwald. Sein Büro hatte er im Entwicklungszentrum des Unternehmens eingerichtet.

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Von Susanne Kupke (dpa)

Sein ganzes Leben lang hat Fischer „Probleme aus seinem Alltag in Lösungen verwandelt“, würdigte das Europäische Patentamt einmal das Wirken des Unternehmers und zeichnete ihn für sein Lebenswerk mit dem Erfinderpreis aus. Mehr als 1100 Patente und Gebrauchsmusteranmeldungen gehen auf sein Konto. Dass er neben dem allseits bekannten grauen Plastikdübel auch den Synchronblitz für Fotoapparate entwickelt hat und Schrauben für die Heilung von Knochenbrüchen, wissen nur wenige.

Forscherdrang verspürte Artur Fischer bereits in jungen Jahren. Immer wollte er irgendetwas basteln oder zusammenbauen, hat er immer gern erzählt. Seinen berühmten Technikbaukasten, mit dem Kinder vieles über Maschinen lernen können, erfand er als Weihnachtsgeschenk für Dübelkunden. Denn die übliche Kiste Wein – oder der Kugelschreiber waren ihm zu langweilig.

Geboren wurde Fischer am 31.12.1919 in Waldachtal-Tumlingen, dort lebte er bis zuletzt. Nach Realschulabschluss und Schlosserlehre musste der junge Mann zunächst in den Zweiten Weltkrieg. Er überlebte Stalingrad und war nach eigenen Worten mehr als einmal „Millimeter am Tod vorbeigeschrammt“.

Der Erfinder des Synchronblitzes

Nach Krieg und Lagerhaft war er voller Tatendrang. Als eine Fotografin seine Tochter nicht ablichten konnte, weil es im Zimmer zu dunkel war, entwickelte er den Synchronblitz. Diese Erfindung ermöglichte ihm die eigene Firma, die er 1948 in seiner Schwarzwald-Heimat aufbaute.

Zehn Jahre später gelang ihm mit dem Dübel der nächste Coup. Und er hatte noch mehr Ideen: Fischer schuf auch Stahlanker, Bohrgeräte und zementgebundene Befestigungen. „Seine Erfindungen werden tagtäglich millionenfach auf der ganzen Welt verwendet“, heißt es beim Patentamt.

Bodenständig und heimatverbunden

Fischer galt immer als bodenständig und heimatverbunden, war zugleich aber alles andere als weltfern: „In den Aufbaujahren der Firma war ich so oft in der weiten Welt, dass es für meine Familie ein Opfer bedeutete“, sagte er einmal. Mittlerweile hat das Familienunternehmen mehr als 40 Tochtergesellschaften in 32 Ländern, mehr als 4100 Beschäftigte und erzielt einen Umsatz von rund 661 Millionen Euro pro Jahr. Bereits seit 1980 führt Sohn Klaus die Geschäfte.

Als Artur Fischer zu seinem 95. Geburtstag gefragt wurde, ob er noch etwas erfinden will, sagte er: „Das steht in den Sternen.“ Mit dem, was er erreicht hat, war er durchaus zufrieden. Deutschlands Patentekönig starb am Mittwoch im Alter von 96 Jahren im Kreis seiner Familie. Für die Gemeinde Waldachtal im Schwarzwald bleibt sein Name „untrennbar mit der positiven Entwicklung der Gemeinde verbunden“.