Papst-Machtwort: Ungewisse Zukunft für Limburger Bischof

Papst Franziskus hat die Reißleine gezogen und Bischof Franz-Peter Tebartzvan Elst ins Abseits befördert. Wenige Stunden nachdem der Vatikan mitgeteilt hat, dass der Bischof von Limburg beurlaubt ist, stehen die Mitglieder des Domkapitels bei einer Pressekonferenz Rede und Antwort im Limburger Priesterseminar.

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Es ist der Ort, wo der ehemalige Bischof Franz Kamphaus während seiner Amtszeit unter bescheidensten Verhältnissen gelebt hat, und nicht im neuen, mindestens 31 Millionen Euro teuren Bischofssitz, über den Tebartz-van Elst gestolpert zu sein scheint.

Gespannte Stimmung unter den rund 50 Journalisten, Kameraleuten und Fotografen: Mehr als eine Woche nachdem Tebartz-van Elst fluchtartig Limburg verlassen hat und nach Rom geflogen ist, hat der Vatikan eine Entscheidung getroffen, die Interpretationsspielräume bietet. Die Mitglieder des Limburger Domkapitels lassen aber keinen Zweifel daran, dass sie an eine Rückkehr des Franz-Peter Tebartzvan Elst auf den Limburger Bischofsstuhl nicht mehr glauben.

Domdekan Günter Geis, der im Mittelpunkt der Pressekonferenz steht, kann sich weiterhin nicht vorstellen, wie das zerrüttete Vertrauensverhältnis zum Bischof wieder aufgebaut werden soll. Geis begrüßt die Entscheidung aus Rom, hat nach eigenen Angaben aber keine über die bloße Pressemitteilung des Vatikans hinausgehenden Informationen, was aus Sicht des Papstes für die Beurlaubung des Limburger Bischofs ausschlaggebend war.

Dazu müsse er sich erst die amtlichen Dekrete ansehen, die bislang noch nicht vorliegen. Ein Grund sind ganz sicher die Vorwürfe wegen der explodierenden Kosten für den neuen Limburger Bischofssitz. Geis hält es für richtig, dass der Papst vor einer endgültigen Entscheidung erst einmal die Ergebnisse der von Erzbischof Robert Zollitsch eingesetzten Prüfkommission abwarten will.

„Das wird noch eine Weile dauern. Wenn es gerecht sein soll, kann es nicht auf die Schnelle gehen“, sagt der ehemalige Generalvikar des Bistums. Sein Nachfolger Franz Kaspar ist seines Amtes seit Mittwoch ledig. Eigentlich sollte der gebürtige Westerwälder erst zum Ende des Jahres aufhören. Rom aber hat mit sofortiger Wirkung seinen designierten Nachfolger, den Wiesbadener Stadtdekan Wolfgang Rösch, als Generalvikar berufen.

Rösch kehrt gerade von einer Pilgerreise zurück und wird heute in Limburg erwartet. „Franz Kaspar ist von dieser Entscheidung wie wir alle überrascht worden“, verrät Günter Geis. Wolfgang Rösch sagt er im Namen des Domkapitels die volle Unterstützung zu. „Mit vereinten Kräften können wir die Krise in unserem Bistum aufarbeiten und überwinden.“

Der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz, dessen offener Widerstand gegen den Bischof vielleicht der entscheidende Auslöser des Aufruhrs im Bistum Limburg war, drängt auf eine rasche Entscheidung aus Rom: „Wenn wir einen Neuanfang mit einem neuen Bischof wollen, dann darf das nicht am Sankt-Nimmerleins- Tag sein“, warnt zu Eltz vor einer quälenden Hängepartie.

Er schließt für sich eine Rückkehr des Bischofs aus: „Wenn es nach mir geht, planen wir die gesamte Zukunft des Bistums ohne Tebartz-van Elst“, antwortet er auf eine Nachfrage. Hat das Domkapitel dem Bischof zu wenig Widerstand entgegengesetzt, als Tebartz-van Elst dem Gremium im Jahr 2011 die Finanzkontrolle über den Bau des Bischofssitzes entzog und einem externen Diözesanverwaltungsrat übertrug?

Günter Geis widerspricht. Nach seinen Angaben existiert ein zweiseitiger Aktenvermerk, in dem die Bedenken des Domkapitels dokumentiert sind. Aber der Bischof sei nicht davon abzubringen gewesen. „Er hat anders entschieden“, konstatiert Domdekan Geis. Nach Einschätzung von Johannes zu Eltz hätte es vielleicht wirklich offenere Formen des Widerstands gegeben.

„Im Nachhinein ist man schlauer. Die Unterscheidung zwischen legalen und legitimen Maßnahmen würden wir heute anders treffen als damals“, sagt er. Die Reaktionen auf die Entscheidung des Papstes fielen unterschiedlich aus: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, begrüßte die Entscheidung. Damit „wird ein Raum eröffnet, um in dieser Situation zur inneren Ruhe zurückzufinden und eine neue Gesprächsbasis zu schaffen“.

Manche Kritiker des Bischofs zeigten sich enttäuscht. „Ich habe das mit einem eher weinenden als mit einem lachenden Auge mitbekommen“, sagte die Präsidentin der Diözesanversammlung Limburg, Ingeborg Schillai. An eine Rückkehr des Bischofs glauben aber nur mehr wenige.

Der ehemalige Bundestagsabgeordnete Josef Winkler, Mitglied in der Diözesanversammlung des Bistums Limburg, sagt: „Alle mir bekannten relevanten Akteure, Priesterrat, Diözesanversammlung, Laienvertretungen und Mitarbeiter, haben alle gesagt, dass sie sich eine Zusammenarbeit mit dem Bischof nicht mehr vorstellen können.“

jgm/dpa