Griechenlands Inferno: Warum bei uns solche Brände unwahrscheinlich sind
Das anhaltende Sommerwetter mit den insgesamt geringen Niederschlägen lässt die Waldbrandgefahr in Rheinland-Pfalz in den kommenden Tagen immer weiter wachsen. Am größten ist die Wahrscheinlichkeit eines Feuers am heutigen Donnerstag – dann wird in den meisten rheinland-pfälzischen Regionen die Stufe 4 von 5 des Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erreicht. Die Meteorologen in Offenbach rechnen erst am Wochenende mit einer deutlichen Entspannung der Situation. Gefährlich kann es auch in offenen Landschaften ohne Schatten mit abgestorbenem Gras werden. Fast überall wird heute die Gefahrenstufe 4 von 5, teils sogar die höchste Stufe erreicht.
Von Feuersbrünsten wie in Schweden und Griechenland ist allerdings in Rheinland-Pfalz kaum auszugehen. Darauf weist das Landesinnenministerium hin. Wegen der Topografie und der Zusammensetzung des Waldbestandes gebe es eine andere Ausgangslage, sagte ein Sprecher. Außerdem seien die Wälder in Rheinland-Pfalz von einem Netz an Fahrwegen durchzogen, mögliche Einsatzgebiete seien in der Regel erreichbar. Der Sprecher verwies auf sogenannte Rettungspunkte in den rheinland-pfälzischen Forsten, die bei einem Notruf genannt werden können: „Die Lage dieser Rettungspunkte ist in den Leitstellen bekannt, sodass schnellstmöglich Hilfe an die dortige Einsatzstelle geschickt werden kann.“
Auch das rheinland-pfälzische Umweltministerium verwies darauf, dass die Waldbrandgefahr angesichts anhaltender Trockenheit erheblich steigt. Im Bereich von Mainz liegt die Warnstufe sogar bei fünf. Besonders gefährdet sind demnach Nadelwälder mit ihrer trockenen Nadelstreu und sehr leicht entzündlichem Reisig. Waldbesitzer und Forstleute seien dringend auf Achtsamkeit und Mithilfe der Bürger angewiesen.
„Der Klimawandel führt zu mehr Extremwetterereignissen. Das betrifft auch unsere Wälder“, erklärte eine Sprecherin. Die Tage mit Gefährdungsgraden der Stufe 4 und 5 haben demnach durch höhere Temperaturen und Phasen mit Trockenheit in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. Das es trotzdem vergleichsweise wenige Brände gibt, liegt nach Angaben der Sprecherin an einem hohen Anteil an Laubbäumen, der sich auf 60 Prozent beläuft. Im vergangenen Jahr gab es demnach 22 eher kleinräumige Waldbrände im Land. Dennoch sei es Zeit zu handeln, betonte das Ministerium. Das Ziel für Rheinland-Pfalz sei, 2050 weitgehend klimaneutral zu sein.
Um Waldbrände zu vermeiden, ist nach Angaben des Waldbesitzerverbands Rheinland-Pfalz in Bad Kreuznach vor allem Achtsamkeit der Waldbesucher gefragt. „Es gibt dann immer noch die Gefahren wie Blitzschlag oder Selbstentzündung. Dagegen können sie nichts machen. Aber die meisten Brände sind menschengemacht“, sagte der Geschäftsführer des Verbandes, Wolfgang Schuh.
Für den Fall eines Waldbrandes können die Besitzer laut Schuh nur im Vorfeld versuchen, den Schaden zu begrenzen. Allerdings handele es sich dabei um Maßnahmen, die teils über Jahrzehnte getroffen werden müssten. Als Beispiel nennt er das Anlegen von Löschteichen. Hilfreich seien auch Schneisen im Bestand, über die sich ein Feuer nicht leicht ausbreiten könne. Außerdem müssten Wege für Löschfahrzeuge freigeschnitten sein.
Wie sehr Wälder gefährdet sind, hängt nach Angaben Schuhs unter anderem von den jeweiligen Baumarten und dem Bodenbewuchs ab. „Am feuergefährdetsten sind junge Kieferbestände.“ Außerdem breitet sich ein Feuer schneller aus, wenn es am Boden statt eines grünen Bewuchses vor allem Nadeln und trockene Äste gibt.
Vorsicht lässt die Stadt Ingelheim walten: Wegen der andauernden Trockenheit und großen Brandgefahr beim Abbrennen eines Feuerwerks hat die Stadt kurzfristig die Entscheidung getroffen, das geplante Abschlussfeuerwerk des dreitägigen Hafenfestes am Sonntagabend abzusagen.
mr/dpa/ax