Rheinland-Pfalz

Gastronomie: So steht's um die kulinarische Lage im Land

Einmal im Jahr macht sich unter den besten Köchen der Republik regelmäßig ein flaues Gefühl in der Magengrube breit. Denn unabhängig davon, ob der Laden läuft oder nicht – Wohl und Wehe hängen in hohem Maß vom Urteil professioneller Testesser ab.

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Wir haben die Urteile der drei wichtigsten Restaurantführer „Gault Michelin“, „Gault Millau“ und „Aral Schlemmer-Atlas“ verglichen und die insgesamt bestbewerteten Restaurants in Rheinland- Pfalz auf einer kulinarischen Landkarte zusammengetragen.

Die wichtigste Nachricht zur aktuellen gastronomischen Lage: Die Zahl der mit „Michelin“-Sternen dekorierten Restaurants in Rheinland-Pfalz ist mit 25 gleich geblieben. Allerdings musste die Wartenberger Mühle im pfälzischen Donnersbergkreis ihren Stern abgeben. Dafür hat Christoph Schmah für das Hotelrestaurant Graf Leopold in Daun in der Eifel erstmals die begehrte Auszeichnung erkocht. Deutlich bewegter geht's im „Gault Millau“ zu: Der servierte 16 Restaurants gleich ganz ab, nahm im Gegenzug acht neu in seine Bestenliste auf, je neun werden höher oder niedriger bewertet. Anstelle von Sternen bewertet der „Gault Millau“ Restaurants mit Punkten und Kochmützen: Die Höchstnote 19,5/19 bezeichnet die weltbesten Restaurants; 18/17 Punkte loben „höchste Kreativität und Qualität“ sowie „bestmögliche Zubereitung“; mit 16/15 Punkten weist der „Gault Millau“ einen „hohen Grad an Kochkunst, Kreativität und Qualität“ aus.

Auch wenn es mittlerweile zahlreiche Konkurrenzprodukte gibt: Der „Guide Michelin“ ist im 50. Jahr seines Bestehens unangefochten. Das hat nicht nur mit Tradition und Wissensvorsprung zu tun, sondern auch mit der kulinarischen Kenntnis und der Anzahl der eingesetzten Testesser. Seit 1926 vergibt der französische Reifenhersteller Michelin Sterne als Hotel- und Restaurantempfehlungen. Ihre Bedeutung verweist bis heute darauf, dass der „Guide Michelin“ ursprünglich als Wegweiser für die ersten Automobilisten zu Werkstätten, Tankstellen und Batterieladestationen war: Ein Stern lotst zu einer „sehr guten Küche, die Beachtung verdient“, zwei Sterne bezeichnen eine Küche, die „hervorragend“ ist und „einen Umweg lohnt“. Drei Sterne schließlich werden an die besten Restaurants eines Landes vergeben und sind gemäß „Michelin“-Urteil sogar „eine eigene Reise wert“.

Neben dem Klassiker, der im Jahr 1900 erstmals in Frankreich erschienen ist, geben mittlerweile „Der Feinschmecker“, der „Aral Schlemmer-Atlas“ (Bewertung mit Kochlöffel-Symbolen), der „Varta-Führer“ (Diamanten), der „Bertelsmann-Restaurantführer“ und „Gusto“ ihr Urteil über die aktuelle Lage der Kochkunst im Land ab. Je nach Geschmack und Vorliebe des jeweiligen Kritikers bleibt freilich jedes Urteil letztlich subjektiv.

So lässt sich beim „Guide Michelin“ gerade im Ein- Stern-Bereich kaum sagen, wie ein Restaurant zu seiner Bewertung kommt. War hier lang die klassisch-französische Küche das Maß aller Dinge, bildet „Michelin“ mittlerweile auch aktuelle Küchentrends ab. „Der Feinschmecker“ ist seit je um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen klassischer Küche und Avantgarde bemüht. Der „Gault Millau“ muss sich häufig Polemik vorwerfen lassen und verliert derzeit die Moderne aus dem Blick. Eher an Geschäftsreisende denn an Gourmets wenden sich die Führer von Aral und Varta. Beide bieten eine große Zahl an Restaurantadressen, legen das Augenmerk aber eher auf Vollständigkeit denn auf außergewöhnliche kulinarische Leistung.In einem sind sich jedoch alle Kritiker einig: Der beste Koch im Land heißt Helmut Thieltges. Seit 1978 steht er im familieneigenen Waldhotel Sonnora in Dreis (Kreis Bernkastel-Wittlich) am Herd und erntet für seinen unermüdlichen Einsatz durchweg Bestnoten.

Von unserer Redakteurin Nicole Mieding