Seit 50 Jahren auf Sendung – Gefeiert wird bescheiden

Seriöser Start trotz improvisierter Umstände: Aus Baracken begrüßte Gründungsintendant Karl Holzamer zum Sendestart die Zuschauer. Am 1. April wird das ZDF 50 Jahre alt.
Seriöser Start trotz improvisierter Umstände: Aus Baracken begrüßte Gründungsintendant Karl Holzamer zum Sendestart die Zuschauer. Am 1. April wird das ZDF 50 Jahre alt. Foto: DPA

Disco“, „Schwarzwaldklinik“, „Wetten, dass ..?“: Das waren oder sind Evergreens des ZDF. Der Sender wird 50, steckt aber nicht in der Midlife-Crisis, sondern will richtig durchstarten – trotz harter Sparauflagen. Gerade erst hat das Zweite mit dem hochgelobten Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ für Aufsehen gesorgt. Im vergangenen Jahr war das ZDF die Nummer eins bei der Quote – allerdings unter anderem auch dank Olympia.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Zugleich war der öffentlich- rechtliche Sender aber gerade mit Vorwürfen früherer Schleichwerbung beim Flaggschiff „Wetten, dass ..?“ in den Schlagzeilen – und mit dem Aus für ZDFkultur. Jetzt wird auf dem Lerchenberg erst mal gefeiert, aber bescheiden.

Alles fing 1961 an, als das Bundesverfassungsgericht eine Fernsehanstalt der Länder zuließ. Die Ministerpräsidenten beschlossen ein zweites TV-Programm. Ein Jahr zuvor hatten die obersten Richter einen bundeseigenen Fernsehsender nach einer Klage der Bundesländer noch verboten – die Zuständigkeit für Rundfunk liegt bei den Ländern.

Am 1. April 1963 ging das ZDF auf Sendung, noch in Schwarz-Weiß und aus Baracken in Eschborn bei Frankfurt. Nach einer musikalischen Einstimmung begrüßte Gründungsintendant Karl Holzamer die Zuschauer um 19.30 Uhr, dann folgten „heute“-Nachrichten und die Show „Berlin Melodie“. Um 21.54 Uhr war für den ersten Tag Sendeschluss.

1964 zog das ZDF nach Wiesbaden, zehn Jahre später ging das Sendezentrum auf dem Mainzer Lerchenberg in Betrieb. Ein Teil der Produktion und Technik blieb zunächst noch in Wiesbaden, mit der Eröffnung des neuen Sendezentrums 1974 waren alle Redaktionen samt Technik und Verwaltung auf dem Gelände gebündelt.

Im Jahr 2000 öffnete das Hauptstadtstudio in Berlin. Inzwischen hat das ZDF rund 3600 feste Mitarbeiter. Die Senderfamilie besteht nicht nur aus dem Zweiten, sondern auch aus den Digitalkanälen ZDFneo, ZDFinfo und – noch – ZDFkultur sowie den Partnerkanälen 3sat, Arte, KiKA und Phoenix. Für ZDF-Intendant Thomas Bellut war der erste Platz bei der Quote sicher das größte Geschenk zum 50. Geburtstag seines Senders.

„Der große Zuspruch freut uns sehr, dennoch halten wir den Ball auch zum Jubiläum lieber flach“, sagt der 58- Jährige anlässlich des Jubiläums. Der Sender gebe sich weiter Mühe, das Programm konstant zu verbessern. Bellut ist seit einem Jahr Intendant. Er will weiter auf Information und Unterhaltung setzen, aber das Programm verjüngen.

Dafür sollen Serien wie „Forsthaus Falkenau“ und „Der Landarzt“ verschwinden – das war bei älteren Zuschauern auf Kritik gestoßen. Doch das ZDF verweist darauf, dass auch mal Neues her muss. Einige neue Krimis sind schon angelaufen. Für neue Shows sucht das ZDF noch Ideen.

Bis 2016 sollen maximal 400 Stellen abgebaut werden, um Personalkosten von 75 Millionen Euro einzusparen – eine Vorgabe der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten. Deshalb soll auch der Experimentier- und Musikkanal ZDFkultur vom Bildschirm verschwinden. Bellut verspricht, dass wichtige Sendungen erhalten bleiben. So gibt es zwar nicht mehr die unkonventionelle Talkshow „Roche & Böhmermann“, aber Jan Böhmermann macht ab Herbst allein weiter auf ZDFneo.

Der Digitalkanal muss wiederum auf „NeoParadise“ mit dem von ProSieben abgeworbenen Moderatorenduo Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf verzichten. Zum Jahresende geht auch Starmoderator Jörg Pilawa. Deshalb moderiert Maybrit Illner die beiden Jubiläumsshows am Donnerstag und Samstag. Sie macht eine Zeitreise und erinnert etwa an die Spielshow „Der Goldene Schuß“, die unvergessene „Schwarzwaldklinik“ mit Professor Brinkmann, Ilja Richters „Disco“ und natürlich die Anfänge von „Wetten, dass ..?“.

Die Mainzelmännchen haben ebenfalls Geburtstag: Sie werden am 2. April 50 Jahre alt. An ihrem Geburtstag gibt es die Originale auf dem Bildschirm zu sehen. Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen sind inzwischen moderner und kecker geworden. Von Midlife-Crisis keine Spur.

Von Marc-Oliver von Riegen