Washington

Regisseur mit krimineller Energie

Ungefähr 40 Aliasnamen soll Nakoula Basseley Nakoula im Laufe der Zeit benutzt haben.

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Dazu zählen Pseudonyme wie Erwin Salameh, Nicola Bacily und eben auch Sam Bacile, der Name, der im Abspann des provozierenden Films „Innocence of Muslims“ als Regisseur und Produzent genannt wird. Über die Telefonnummer auf einem Blog jenes imaginären Sam Bacile stießen Reporter der Nachrichtenagentur AP auf Nakoula, einen Kopten mit ägyptischen Wurzeln. Er lebt in Cerritos, einer Stadt im Ballungsraum der smoggeplagten Megacity Los Angeles.

Aufnahmen im eigenen Haus

Für Innenaufnahmen stellte Nakoula sein eigenes Haus zur Verfügung, während die Wüstenszenen auf der Blue Cloud Movie Ranch gedreht wurden, im Küstengebirge am Pazifik, in einer Kunstkulisse, die an den Nahen Osten erinnert. Man engagierte rund 60 Schauspieler, durchschnittlich entlohnt mit 75 Dollar pro Tag, die typische Gage für eine Billigproduktion. Dass die Produktion 5 Millionen Dollar gekostet haben soll, wie Sam Bacile zu Wochenbeginn streute, halten Kenner für grotesk übertrieben. Ein Ko- Regisseur namens Jeffrey Robinson spricht mittlerweile von einem Minibudget, einem Zwanzigstel der ursprünglich angegebenen Summe. Bacile wurde anfangs als kalifornischer Bauunternehmer mit israelischem Pass vorgestellt. Das benötigte Geld, hieß es, habe er bei jüdischen Spendern gesammelt. Auch das entpuppte sich inzwischen als Märchen, offenbar darauf angelegt, Anhängern abstruser Verschwörungstheorien Wasser auf die Mühlen zu treiben. In Wahrheit ist es ein Netzwerk koptischer Christen, das den Film zu verantworten hat.

„Media for Christ“, geleitet von Joseph Nasrallah Abdelmasih, einem nach Amerika ausgewanderten Ägypter, soll die Drehgenehmigung beantragt haben. Morris Sadek, ein koptischer Aktivist mit Sitz in Washington, macht via Facebook Werbung für den bei der Premiere Ende Juni noch völlig unbeachteten Streifen. Neuerdings wird Sadek unterstützt von Terry Jones, einem evangelikalen Pfarrer aus Florida, der den Islam als Teufelszeug verdammt. Die angeheuerten Mimen wiederum ließ man offensichtlich in dem Glauben, sie würden an einem ganz gewöhnlichen Abenteuerschinken mitwirken. Das Projekt trug den Titel „Desert Warrior“ („Wüstenkrieger“), und vom Propheten Mohammed war zunächst keine Rede: Die Hauptfigur hieß George. Eine Schauspielerin, die ihren Namen nicht gedruckt sehen will, sagte der „Los Angeles Times“, die abfälligsten Passagen über den Islam seien nachträglich, ohne Wissen der Akteure, über die Originaldialoge gesprochen worden.

Kreditkarten erschwindelt

Als die Dreharbeiten begannen, war Nakoula gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. Im Juni 2010 hatte ihn ein kalifornischer Richter zu 21 Monaten Haft verurteilt, darüber hinaus zur Zahlung von 794 700 Dollar. Nakoula hatte sich unter falschen Namen und mit gestohlenen Sozialversicherungsnummern – in den USA kann ohne die Angabe einer solchen Nummer kein Konto eröffnet werden – 15 verschiedene Kreditkarten erschwindelt. Es war nicht das erste Mal, dass er mit dem Gesetz in Konflikt geriet. Als er eine Tankstelle betrieb, fiel er dem Finanzamt wegen extrem niedriger Steuerzahlungen auf. Allein für die Jahre 1989 bis 1992 musste der Besitzer nachträglich 194 000 Dollar berappen, Zinsen und Strafen eingerechnet. 1997 entdeckte eine Polizeistreife im Kofferraum seines Autos chemische Substanzen, die zur Herstellung der sogenannten Partydroge Methamphetamin benötigt werden. Drei Jahre darauf meldete Nakoula persönliche Insolvenz an. Frank Herrmann