Kommentar: Zeitgeist hat sich für Zähler völlig gedreht

Es kommentiert Ursula Samary.
Es kommentiert Ursula Samary. Foto: Jens Weber

Wie sich doch der Zeitgeist verändert. Als das Volk in den 80er-Jahren gezählt werden sollte, stand es auf und hat viel erreicht: Mit dem Volkszählungsurteil des Bundesverfassungsgerichts ist das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung heute ein Grundrecht.

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Wie sich doch der Zeitgeist verändert. Als das Volk in den 80er-Jahren gezählt werden sollte, stand es auf und hat viel erreicht: Mit dem Volkszählungsurteil des Bundesverfassungsgerichts ist das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung heute ein Grundrecht.

Dieses Urteil prägt auch die Volkszählung, die im Mai in abgespeckter Form beginnt: Die Daten dürfen nicht verknüpft werden und nur anonym in Statistiken landen.

Vertrauen die Bürger heute vor dem Hintergrund dieses Gesetzes darauf, dass die Behörden sorgsam mit ihren Daten umgehen? Proteste werden (außerhalb des Internets) kaum laut, Kritiker geistern nicht durch die Medien. Zähler, in den 80er-Jahren als Staatsschnüffler geschmäht, melden sich freiwillig. Spricht es für ausschließlich gute Erfahrungen? Die Stille kann trügerisch sein: Erstens ist typisch geworden, dass sich Protest erst regt, wenn ein Projekt plötzlich konkret wird und greifbar ist.

Zweitens kann es sein, dass die Bürger selbst immer sorgloser mit ihren Daten umgehen. Für eine Kundenkarte oder einen Auftritt im Internet geben sie jedenfalls in Scharen mehr sensible Daten völlig unkontrolliert preis, als der Staat nun wissen will. Wenn dieses Phänomen die Ruhe erklärt, ist es alarmierend.

Es kommentiert Ursula Samary

E-Mail an Autorin: ursula.samary@rhein-zeitung.net