Kommentar: Maulkorb lassen wir uns nicht verpassen

Es genügt eben nicht, sich vermeintlich fotogen ins blau-schwarze Trikot zu zwängen und als langjähriger TuS-Fan zu gerieren. Das sehen die „lieben Sportfreunde“ nämlich völlig anders, wie sie bei der Jahreshauptversammlung von TuS Koblenz unmissverständlich deutlich machten.

Noch nie in den vergangenen 30 Jahren ist ein amtierender Koblenzer Oberbürgermeister bei einer Veranstaltung mit rund 300 Teilnehmern verbal derart abgewatscht, ausgelacht, angefeindet und ausgebuht worden. Das von Hofmann-Göttig selbst „in aller Freundschaft“ so eingeforderte „glasklare und unmissverständliche“ Grußwort geriet für den nach jeder Möglichkeit der Publicity gierenden Verwaltungschef zum Kommunikations-Desaster.

Es war vor allem die Vereinsbasis, die aufbegehrte. Bereits bei den ebenso „glasklaren und unmissverständlichen“ Informationen des TuS-Präsidenten Professor Werner Hecker und des Aufsichtsratsvorsitzenden Walterpeter Twer über das Gebaren der Stadt in Sachen TuS und Stadion hielt es einige der wahren TuS-Fans nicht mehr auf den Stühlen. Sie skandierten mehrfach „Pfui!“ in Richtung des OB.

Der zeigte sich freilich wenig beeindruckt, entwickelte keinerlei Fingerspitzengefühl für die brenzlige Situation und spulte die ihm aufgelistete Auffassung der Verwaltung stoisch ab. Und das in einer Attitüde, wie sie Unternehmen kennenlernen, die letztlich aus Koblenz abwandern.

Die Zornesröte vollends ins Gesicht trieb es den Mitgliedern, als sie (belegt durch einen Brief des OB) von einer Wohlverhaltensklausel aus seiner Feder erfuhren. Mit diesem „Maulkorb“, wie TuS-Mitglieder die auch bei den Ratsparteien höchst umstrittene Formulierung geißelten, glaubte der Stadtchef allen Ernstes, sich Vorstand, Aufsichtsrat und Geschäftsführung des Klubs gefügig machen zu können.

Keine Frage: Das Recht der freien Meinungsäußerung wird sich in Koblenz niemand beschneiden lassen – nicht die TuS-Verantwortlichen, nicht die Mitglieder – und selbstverständlich auch nicht seriöse Medien!