Julia Klöckner (CDU): Für die Bühne geboren

Julia Klöckner
Julia Klöckner. Foto: DPA (Archiv)

Wie war Julia Klöckners erster großer Auftritt als CDU-Oppositionsführerin? Hier eine Kurzbewertung.

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Rhetorik: Noch im Wahlkampf hat Julia Klöckner Gags durch ständiges Wiederholen oft totgeritten, nicht aber bei ihrer jetzigen Rede. Der Auftritt der Christdemokratin war unterhaltsam, frech und frisch. Zwischenrufe parierte sie gut. Man hatte nie das Gefühl, dass Klöckner am Rednerpult die Oberhand verlor. Klöckner wirkte angriffslustig, aber nicht verbissen. Dafür betonte sie auch zu oft den gemeinsamen Auftrag des Parlaments. Ihre regelmäßigen Spitzen über die schlechte Laune der Koalition oder einzelne Protagonisten von Rot-Grün ließen Stimmung in den eigenen Reihen aufkommen. Klöckner muss nur aufpassen, dass sie nicht überheblich wirkt, wenn sie beispielsweise Einwände ihrer politischen Gegner mit gönnerhafter Ironie als „goldig“ abqualifiziert. Hier schlägt Charme leicht in Arroganz um.

Gestik: Julia Klöckner gehört zu den Menschen, die auf einer Bühne zur Hochform auflaufen. Im Gegensatz zu ihren Kontrahenten sah sie ihre politischen Gegner stets direkt an. Sie suchte Kontakt, die direkte Konfrontation – schien immer im Dialog. Klöckner gelang es, die Spannung hochzuhalten. Sie gestikulierte ganz natürlich, nichts wirkte aufgesetzt. Hinter dem Rednerpult hatte sie einen festen Stand.

Inhalt: Die Oppositionsführerin machte viele Punkte. Sie führte die Grünen wegen ihres Schlingerkurses am Nürburgring vor, hielt der SPD alle leidenschaftlichen Bekenntnisse zur Mittelrheinbrücke entgegen. Sie regte eine intensive Form der Bürgerbeteiligung bei der Kommunalreform an, bekannte sich zum Leistungsprinzip in der Schulpolitik, scheute aber auch nicht davor zurück, die Regierung zu loben – etwa für das „beachtliche Leistungspaket“ unter dem Oberbegriff Rheinland-Pfalz-Takt. Diese Differenziertheit war wohltuend. Als inhaltliches Leichtgewicht präsentierte sie sich nicht. Ihre Rechnung zu Windkrafträdern und Sonnenkraft war ein wenig zu plakativ, weil sie den angestrebten Energiemix außen vor ließ. Und ein Verwaltungsgericht in Koblenz will niemand schließen.

Fazit: Julia Klöckner hat einen guten, in Teilen sogar sehr starken Einstand hingelegt.

Von unserem Korrespondenten Dietmar Brück