Humanitäre Lage immer schwieriger -Hilfsorganisationen warnen vor Katastrophe
Die Liste der Patienten ist lang: Die 14-jährige Islam wurde bei einem Angriff in Dir el Balach von einem Raketensplitter am Kopf verletzt. Ihr 45-jähriger Vater Chaled el Buhaisi wartet angespannt außerhalb der Intensivstation. Er hofft, dass seine älteste Tochter bald wieder gesund wird. „Langsam gehen uns viele Medikamente aus und auch die Materialien für Erste Hilfe“, warnt der erschöpfte Arzt El Kedra.
Nach dem Bombenanschlag auf einen Stadtbus in Tel Aviv intensivierte Israel seine Angriffe. Die humanitäre Lage wird nach mehr als einer Woche heftiger Kämpfe immer schwieriger. Ein Zusammenschluss von 38 Hilfsorganisationen hat deshalb vor einer humanitären Katastrophe gewarnt. Viele Geschäfte, Banken, Schulen und Ministerien sind geschlossen. Nur einige Lebensmittelhändler, Bäckereien und Fleischereien haben geöffnet, damit sich die Einwohner des Gazastreifens weiter mit dem Nötigsten versorgen können.
Mahmud Dawaba, ein 40-jähriger Einwohner von Gaza mit drei Kindern, ist seit mehr als zehn Jahren arbeitslos. „Meine Familie bekommt Lebensmittel von (dem UN-Flüchtlingshilfswerk) UNRWA und anderen Hilfsorganisationen“, erzählt Dawaba. „Ich bekomme Mehl, Konserven, Speiseöl und auch finanzielle Unterstützung.“
Der Warenübergang Kerem Schalom nach Israel ist auch während der Militäroperation mehrmals geöffnet worden, damit humanitäre Hilfslieferungen in den blockierten Küstenstreifen gebracht werden können. Er wurde jedoch nach Raketenangriffen militanter Palästinenser kurzfristig geschlossen. Auch der Rafah-Grenzübergang nach Ägypten ist für Personen geöffnet. Der Transport von Schmuggelware durch die unterirdischen Tunnel, die vom Gazastreifen nach Ägypten führen, wird jedoch durch die heftigen israelischen Bombardements stark erschwert.
Von Saud Abu Ramadan und Sara Lemel