Paris

Enthüllungen: Wahlkampfmanager bringt Hollande in Not

Francois Hollande kürzlich in einem Interview: Wieder einmal muss er unangenehme Fragen beantworten.
Francois Hollande kürzlich in einem Interview: Wieder einmal muss er unangenehme Fragen beantworten. Foto: DPA

Der Zeitpunkt hätte für Frankreichs Staatschef François Hollande nicht ungelegener kommen können: Inmitten des Wirbels um die Schwarzgeldlügen des inzwischen zurückgetretenen Haushaltsministers Jérôme Cahuzac platzt nun die Nachricht eines weiteren Finanzskandals: Ausgerechnet Hollandes Wahlkampfmanager Jean-Jacques Augier hat in Offshore- Firmen im Steuerparadies der karibischen Kaimaninseln investiert.

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Auch sein Name taucht im Zusammenhang mit den spektakulären Enthüllungen des internationalen Journalistennetzwerks über geheime Geschäfte in Steueroasen auf. Die französische Zeitung „Le Monde“, die wie die „Süddeutsche Zeitung“ in Deutschland und „Le Guardian“ in Großbritannien an der Recherche beteiligt war, brachte die neue Affäre um den Vertrauten von Präsident Hollande als erste ans Licht.

Francois Hollande kürzlich in einem Interview: Wieder einmal muss er unangenehme Fragen beantworten.
Francois Hollande kürzlich in einem Interview: Wieder einmal muss er unangenehme Fragen beantworten.
Foto: DPA

Danach hat Augier 2005 zusammen mit weiteren Aktionären das Unternehmen International Bookstores und drei Jahre später, mit mehreren europäischen Reiseveranstaltern, eine weitere Offshore- Firma in dem bekannten Steuerparadies gegründet. Gegenüber „Le Monde“ bestätigte Augier die Vorwürfe, betonte aber: „Nichts ist illegal.“ Er habe weder ein eigenes Konto auf der Insel, noch persönlich dort Geld angelegt, sagte der im Buchhandel und Reisegeschäft tätige Unternehmer. Doch ob diese Aktivitäten wirklich legal sind, ist zum einen schwer zu überprüfen, da Offshore- Unternehmen in der Regel keine Bilanzen veröffentlichen.

Zum anderen stellt sich die Frage nach der Moral – zumal Augier auf eine glänzende Karriere ausgerechnet in der französischen Finanzverwaltung zurückblicken kann. 1953 in Lyon geboren, besuchte Augier zunächst die französische Eliteschule Polytechnique und die Verwaltungshochschule ENA, wo er François Hollande und dessen ehemalige Partnerin Ségolène Royal kennenlernte, und stieg anschließend zum Finanzdirektor auf. Seine Vorliebe für Bücher und sein sicherer Geschäftstrieb trieben ihn später ins Taxi- und Verlagsgeschäft und schließlich nach China.

Eine Gesellschaft, die seine China- Geschäfte verwaltet, habe auch die Investitionen auf den Caymans getätigt, sagt Augier. Seinem langjährigen Freund Hollande setzen die neuen Enthüllungen weiter zu. Der Präsident steht ohnehin schon unter erheblichem Druck, nachdem sein ehemaliger Budgetminister Cahuzac die Existenz illegaler Auslandskonten monatelang verschwiegen und die Öffentlichkeit schamlos belogen hatte. Erst am Dienstag war Cahuzac mit der Wahrheit ans Licht gerückt und hatte ein politisches Erdbeben ausgelöst.

Die konservative Opposition sowie die extreme Linke und Rechte werfen Hollande seitdem vor, entweder schon lange von dem Konto gewusst zu haben oder einfach „naiv“ zu sein. Von allen Seiten wächst nun der Druck, die Regierung umzubilden. Einer neuen Umfrage zufolge vertrauen nur noch 27 Prozent der Franzosen ihrem Präsidenten – ein neuer Negativ-Rekord.

Von unserer Pariser Korrespondentin Sylvie Stephan