Rhens

Musiker begeisterten das Publikum restlos

Das Hauptorchester unter der Leitung von Christoph Weber.
Das Hauptorchester unter der Leitung von Christoph Weber. Foto: Musikverein Concordia Rhens

Buntes Programm beim fantastischen Frühlingskonzert des Musikverein Concordia Rhens im Kaisersaal.

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„War das nicht Schostakowitsch?“, „Bei uns lief das immer freitags abends.“ „Dmitri, meine ich, der Jazzwalzer.“ „Quatsch, das war Derrick, dienstältester Oberinspektor, einfach Kult!“ Und die Titelmusik schrieb natürlich Les Humphries, der sich aber offenbar von Dmitri Schostakowitsch inspirieren lies. „Welche TV-Sendung ist denn für Sie Kult?“, „Fußball!“, war die spontane Antwort eines Herrn aus dem Publikum. Auch darauf fand der Musikverein Concordia Rhens eine musikalische Antwort – ob nun die Titelmusik für „Das aktuelle Sportstudio“, „Die Lindenstraße“, „Die Schwarzwaldklinik“, „Wetten das?“, „Traumschiff“ oder einfach nur die „Tagesschau“, der „TV-Kultabend“ war sicherlich einer der Höhepunkte des Frühlingskonzerts, der gespickt mit Filmsequenzen an nostalgische Momente der TV-Geschichte erinnerte, an eine Zeit, als der Fernseher lediglich drei Programme aufwies und es für die sendefreie Zeit ein Testbild gab.

Das Hauptorchester unter der Leitung von Christoph Weber.
Das Hauptorchester unter der Leitung von Christoph Weber.
Foto: Musikverein Concordia Rhens

Die besten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben und die musikalischen sind dabei die schönsten, so die Moderatorinnen Sabine Schmengler und Tanja Duhr. Unter dem Motto „Musikgeschichten“ lud der Musikverein Concordia Rhens am 15. April zum Frühjahrskonzert in den Kaisersaal ein. Welchen musikalischen Anspruch Chefdirigent Christoph Weber dabei verwirklicht sehen wollte, präsentierte er direkt mit dem ersten Stück. „Crossline“, eine Fantasie für sinfonisches Blasorchester, grenzüberschreitend die verschiedenen Musikstile. Unglaublich schnell liefen die Finger insbesondere der Holzbläser über die Klappen ihrer Instrumente, bis dann im Mittelteil des Stücks der runde warme Ton eines Sopransaxophons, sanft umspielt von zwei Flöten, eine ruhige Ballade anstimmte. Dergestalt musikalisch bereits auf den Höhepunkt gebracht, konnte diese Spannungen nur noch ein ruhiger Walzer auflösen, „Stille Wasser“ – eine Hommage an die liebliche Landschaft Böhmens. Ihr Freiheitsdrang kannte keine Grenzen, mutig widersetzten sie sich den Regeln einer Gesellschaft, die nur die mächtigen und reichen begünstigte: Piraten haben seit je her die Fantasie der Bevölkerung beflügelt. „Kap Arkona“ beschreibt eine Legende um den deutschen Piraten Klaus Störtebecker, die bekanntlich in Hamburg auf dramatische Art beendet wird. Den dramatischen Augenblick, an dem die ersten Sonnenstrahlen am Morgen die blass blaue Landschaft Unterfrankens überfluten, setzte der Marsch „Die Sonne geht auf“ eindrucksvoll in Szene. Was wäre die Blasmusik ohne Walzer? Das ein Walzer nicht unbedingt altbacken klingen muss, lies sich mit dem „Jazz Walz No. 1“ von Otto Schwarz erleben, nach guter Jazz-Tradition gewürzt mit einem Trompeten- und einem Saxophonsolo.

Auf dem Bild sind der geehrte Musiker Maya Oggel (vorne, Mitte) mit (von links) Tanja Duhr, Lukas Kutscheit, Nicole Dillmann, Werner Dillmann und Simon Lief zu sehen.
Auf dem Bild sind der geehrte Musiker Maya Oggel (vorne, Mitte) mit (von links) Tanja Duhr, Lukas Kutscheit, Nicole Dillmann, Werner Dillmann und Simon Lief zu sehen.
Foto: Musikverein Concordia Rhens

Wo nimmt das kleine Städtchen Rhens für solch ein anspruchsvolles Konzert nur all die Musiker her? Nachwuchsförderung heißt das Zauberwort. Und hier hat der Musikverein „Concordia“ Rhens einiges zu bieten: Neben Blockflötengruppe, Bläserklasse, Jugendorchester bietet der Verein auch eine Bläser-AG für Erwachsene an, neue Mitglieder sind stets willkommen. Wie es nun um die Jugendendarbeit im Musikverein „Concordia“ Rhens bestellt ist, konnte sich das Publikum nach der Pause überzeugen. Hochmotiviert gaben die jungen Musikerinnen und Musiker mit „On the Edge of Tomorrow“ und „The King of Pop“ unter der Stabführung von Pascal Arens eine Kostproben ihres Könnens. Der stürmische Beifall eines begeisterten Publikums war ihnen gewiss.

Das Jugendorchester unter der Leitung von Pascal Arens.
Das Jugendorchester unter der Leitung von Pascal Arens.
Foto: Musikverein Concordia Rhens

„Die Laienmusik ist eine wichtige Säule für das Sozialgefüge. Wenn die Chöre und Musikvereine aussterben, stirbt ein wichtiges Stück Selbstverständnis der Dörfer.“ Mit diesen prägnanten Sätzen überreichte Herbert Schunk vor dem 2. Teil des Konzertes im Namen des Kreismusikverband die Ehrennadeln der Landesmusikverbands an verdiente Musikerinnen und Musiker. Ausgezeichnet wurden für 5 Jahre aktive Mitgliedschaft: Hanna Wilhelm, Maya Oggel, Tanja Duhr, Lukas Kutscheit und Michael Schmengler; für 10 Jahre: Simon Lief; für 20 Jahre: Nicole Dillmann und für 30 Jahre: Ludger Nick. Eine besondere Ehrung durfte der Vorstand des Musikvereins „Concordia“ Rhens e.V. in diesem Jahr an Werner Dillmann aussprechen: Die Ehrenmitgliedschaft. Seit 1963 war er aktiv im Verein tätig, spielte erst Trompete und wechselte dann auf Tenorhorn. Seit letztem Jahr musste er dann leider auf das Musizieren verzichten, was nicht bedeutet, dass er den Verein weiterhin nach Kräften unterstützt.

Plateausohlen und Glitzerklamotten waren ihr Markenzeichen; wer kennt sie nicht, die Kultband aus Schweden? „ABBA on Broadway“, mitreißende Hits und Bilder aus der großen Zeit der Band auf der Leinwand erweckten bei so manchem Erinnerungen an die eigene Jugend. Doch nicht nur das letzte Jahrtausend brachte gute Popmusik hervor. Mit „Coldplay on Stage“ führte das Orchester die Zuhörer ins 21. Jahrhundert. Echter Bigband-Sound vermittelte „Top Hits“, in dem neben einem strahlenden Trompetensolo, die Saxophone so richtig aus sich heraus gingen. Als eines der ältesten Rätsel der Musikgeschichte gilt wohl die Frage, welches Stück vor tausenden von Jahre vor den Mauern von Jericho geblasen wurde. Es muss wohl ähnlich gewaltig geklungen haben wie „76 Trombones“ (trombone = Posaune), Marschmusik von John Philip Sousa, in dem noch mal alle Register des Orchesters gezogen wurden. Neben den Blechbläsern und Saxophonen brillierte hier insbesondere das kleinste Instrument, die Piccoloflöte. Mit den Zugaben „Morawenka Polka“ und „Sofia“ bedankten sich die Musiker bei einem restlos begeisterten Publikum, bis dann historische und neue Lichtbilder der Heimatstadt beim „Rhenser Lied“ den Abend beschlossen.