Koblenz

Azubis übernehmen die Orthopädie

Die Abteilung Orthopädie des Bundeswehrzentralkrankenhauses in Koblenz bot Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege, das Gelernte kurz vor ihrem Examen über eine ganze Woche praktisch zu festigen.

Lesezeit: 4 Minuten
Anzeige

Das dritte Jahr in Folge verspricht die Schulstation eine echte Erfolgsgeschichte am Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz zu werden. Sie ermöglicht Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege, das Gelernte kurz vor ihrem Examen über eine ganze Woche praktisch zu festigen. In diesem Jahr war die Abteilung Orthopädie Gastgeber für zwölf junge Auszubildende, die sowohl die organisatorischen als auch pflegerischen Aufgaben der Station übernahmen.

Zwölf angehende Gesundheits- und Krankenpfleger übernahmen die Orthopädie des Bundeswehrzentralkrankenhauses.

Das Bundeswehrzentralkrankenhaus zentralisiert mithilfe einer zivilen Kooperation die Ausbildung für Pflegekräfte.

Miteinander kommunizieren und selbstsicher aufzutreten sind wichtige Lernelemente der Schulstation.

Bundeswehr / Bannert

Erfahren und routiniert werden die anfallenden Aufgaben erledigt.

Bundeswehr / Bannert

Aufteilung der Teams und Arbeitsbereiche.

Bundeswehr / Bannert

Generalarzt Almut Nolte möchte auf ihr Haus neugierig machen und setzt auf einen Schneeballeffekt.

Bundeswehr / Bannert

Die Idee zu einer Schulstation des Bundeswehrzentralkrankenhauses ging aus der Kooperation des Hauses mit der Schule für Pflegeberufe des Katholischen Klinikums Koblenz-Montabaur hervor. Diese begann 2013 mit der Absicht, die Ausbildung der militärischen Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger, die durch die Betreuungsstelle für zivile Aus- und Weiterbildung (ZAW-Betreuungsstelle) am Bundeswehrzentralkrankenhaus geführt werden, an der zivilen Schule für Pflegeberufe in Koblenz zu zentralisieren und damit Verfahren zu vereinfachen.

Schneeballeffekt erhofft

Das Projekt Schulstation rotiert seither im Zuge der gemeinsamen Ausbildung mit den zivilen Schülern des Katholischen Klinikums und deren drei Betriebsstätten. Neu ist, dass erstmalig zivile Auszubildende die Schulstation auch am Bundeswehrzentralkrankenhaus durchlaufen. Die Kommandeurin des Hauses, Generalarzt Almut Nolte, unterstützt das Projekt mit sehr viel Herzblut und erhofft sich eine langfristige positive Auswirkung auf die Personalsituation: „Ich setze ganz besonders auf einen Schneeballeffekt. Die Schüler lernen nicht nur sehr viel während dieser Woche, sondern nehmen auch ein Bild des hiesigen Umfelds mit nach Hause und können vergleichen. Vielleicht gelingt uns damit auch langfristig, auf unser Haus neugierig zu machen und für eine Tätigkeit bei uns zu werben.“

Übernahme für eine Woche

Für eine Woche übernahmen insgesamt zwölf junge Frauen und Männer die Aufgaben der ausgelernten Pflegekräfte der orthopädischen Station. Vier zivile und acht militärische angehende Pfleger teilten sich die verschiedenen Tätigkeitsbereiche. Die sowohl organisatorischen als auch pflegerischen Arbeiten wurden selbstverantwortlich durchgeführt und lediglich durch Ausbildungspersonal beobachtet, das nur im Notfall in die Handlungsabläufe eingreift, jedoch durch die Schülerinnen und Schüler zu Hilfstätigkeiten herangezogen werden kann.

Große Herausforderung für Ausbilder und Stationen

Pascal Britz, Zentraler Praxisanleiter am Bundeswehrzentralkrankenhaus, ist einer davon. Gemeinsam mit drei weiblichen Kolleginnen aus dem Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur stemmt er jährlich diese große Herausforderung. Denn die Woche auf der Station ist nur der Höhepunkt einer Vorbereitung, die im Vorfeld bereits ein halbes Jahr in Anspruch nimmt. Absprachen mit den in Frage kommenden Abteilungen der Häuser müssen getroffen werden. „Die jeweils hausfremden Ausbilder benötigen eine Einweisung in die entsprechenden internen Abläufe und Gegebenheiten. Hier gibt es natürlich von Haus zu Haus Unterschiede“, erläutert Britz den Vorbereitungsprozess. „Hinzu kommt natürlich in den Tagen vor der Praxiswoche die ausführliche Auseinandersetzung mit den Patientinnen und Patienten und ihrer Beschwerden und der individuellen Behandlungsmethoden, um während der Schulstation umfassend informiert und vorbereitet zu sein“, führt er weiter aus.

Viele Wege führen zum Ziel

Kurz bevor es dann richtig losgeht, werden die Schülerinnen und Schüler in kleine Gruppen aufgeteilt, die jeweils von einem Ausbilder begleitet werden. Die Ausbilder halten sich jedoch im Hintergrund und verfolgen jede Entscheidung und jede Tätigkeit aufmerksam, um notfalls einschreiten zu können. „Dabei gilt die Devise: Viele Wege können zum Ziel führen – wir schreiten nur ein, wenn eine Handlung in eine ganz falsche Richtung zu laufen droht, ansonsten besprechen wir im Nachhinein Vor- und Nachteile der gewählten Handlungsabfolge.“

Kommunikation ist das A und O

Die Schulstation verlief in zwei Schichten, Früh- und Spätschicht. Auch auf die Übergabe zwischen den Schichten wird großen Wert gelegt. Miteinander zu kommunizieren ist ein wichtiger Baustein dieser Art der Ausbildung. In dieser eigenverantwortlichen Form ist die Kommunikation untereinander neu für die Schülerinnen und Schüler. Bisher waren sie während der Ausbildung die Auftragsempfänger, jetzt müssen sie auch Aufträge erteilen und delegieren. „Dies ist ein wichtiges Element, das hilft, selbstsicherer aufzutreten und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es nach dem Examen sein wird, wenn wir fertig ausgebildete Pflegekräfte sind“, ist die einhellige Meinung des angehenden Gesundheits- und Krankenpflegepersonals.

Auszubildende und Patienten profitieren

Aber nicht nur die Schüler profitieren von dieser Chance, die gelernte Theorie mit der Alltagspraxis auf der Station kombinieren zu können, auch die Patientinnen und Patienten erleben eine sehr intensive Woche und beschreiben sie durchweg positiv. „Schüler im dritten Ausbildungsjahr sind ja bereits erfahren und erledigen ihre Aufgaben schon routiniert. Auch die Patienten empfinden die durch die Lernsituation gesteigerte Versorgungszeit und Zuwendung als sehr positiv“, betont Anke Arend, Zentrale Praxisanleiterin des Katholischen Klinikums.

Erfolgsgeschichte Schulstation

Die Schulstation ist ein anstrengendes, aber aus Sicht aller Beteiligten sehr lehrreiches Projekt, das seine Erfolgsgeschichte mithilfe der Kooperation zwischen der Schule für Pflegeberufe des Katholischen Klinikums und dem Bundeswehrzentralkrankenhaus weiterschreiben wird. Im kommenden Jahr wird das Katholische Klinikum Koblenz-Montabaur Austragungsort der Schulstation sein, bei der zukünftige Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und –pfleger der Bundeswehr dann Einblicke in die zivile Welt erhalten werden.