Steinebach

Grube Bindweide besuchte die Saar

Beim Besuch der Völklinger Hütte im Saarland genossen Steinebachs Förderverein-Reiseleiter Konrad Schwan (zweiter von rechts) und Horst Weyrich (vierter von links) ein kleines Heimspiel.
Beim Besuch der Völklinger Hütte im Saarland genossen Steinebachs Förderverein-Reiseleiter Konrad Schwan (zweiter von rechts) und Horst Weyrich (vierter von links) ein kleines Heimspiel. Foto: Joachim Weger

Jahresausflüge und Infofahrten zu bergbaulichen Glanzpunkten sind ja für den Förderverein Grube Bindweide in Steinebach gang und gäbe.

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Aber erstmals nach gut 30-jähriger Vereinsgeschichte ging es jetzt in eine Jugendherberge, und das mit der erstaunlichen Altersliga „Ü 70“. „Alles bestens“, hieß es dann überraschend in der 40-köpfigen Reisegruppe zum Quartier im saarländischen Homburg. Ausgehend von der dortigen Jugendherberge nahmen die „Bindweider“ in drei Tagen recht viel Historisches, Kurioses und Amüsantes im Saarland sowie in der Südwestpfalz unter die Lupe.

Zumindest zwei Teilnehmer genossen dabei eine Art Heimspiel, denn sie verfügten über nützliches Insiderwissen, mit dem sie nicht hinter dem Berg hielten. Immerhin geht es in der Bergbau- und Industrieregion an der Saar um erstklassige Themen und Adressen, ähnlich wie im AK-Land. Da war es vor allem Reiseleiter Konrad Schwan (Kausen), der durch verwandtschaftliche Bindungen im Saarland quasi aus dem eigenen Nähkästchen plauderte. Zur Sprache kamen Landesgewohnheiten und sogar heitere Grenzhistörchen. Demnach isst man an der Saar niemals Brötchen mit Fleischwurst, sondern Doppelwecken mit Lyoner. Ebenso Franzosensuppe und das Kartoffelgericht Dippelappes gehören noch zu den Leibspeisen.

Neben den Besuchspunkten in Zweibrücken, Mettlach und Saarbrücken war es in erster Linie das Weltkulturerbe Völklinger Hütte, wo die Besucher aus dem Staunen kaum herauskamen. „Hier wird Technikgeschichte geschrieben“, hieß es zutreffend bei der zweistündigen Führung. Selbst der Völklinger Gästeführer geriet ins Staunen, hatten doch die „Bindweider“ ihrerseits einen Hüttenfachmann mitgebracht: Horst Weyrich (79) aus Steinebach ist nämlich gebürtiger Saarländer. Er arbeitete Ende der 1950-er Jahre in der Reparaturwerkstatt der Völklinger Hütte. Nach 60 Jahren suchte er jetzt noch einmal seine alte Arbeitsstätte auf und genoss beim Rundgang markanten Stallgeruch. Die gigantischen Ausmaße des Werks sind ihm noch vertraut.

Ebenso unvergessen sind schwere gesundheitliche Gefahren durch Hitze, Staub, Öle und Gichtgase. An den Arbeitsschutz nach heutigen Maßstäben war vor 60 Jahren noch überhaupt nicht zu denken. „Die Arbeit war recht brutal“, erinnerte sich Horst Weyrich schon bei der Begrüßung in der Gebläsehalle. Aber auch in den weiteren Arbeitsbereichen wie Walzenstraße, Kokerei, Turbinenhalle, Gichtbühne und Hochöfen wurden Erinnerungen an die „Hödde“ von einst lebendig. Für die Besucher aus dem AK-Land ging es über gut 300 Treppenstufen kreuz und quer durch den weltweit einmaligen Eisen- und Stahlstandort. Doch bei allem Respekt vor der kulturellen Bedeutung der Montanregion Saar sind sich die „Bindweider“ sicher, dass sich die Ära der alten Eisenmänner im heimischen Siegerland, im Kernland der deutschen Eisengewinnung, nicht zu verstecken braucht.