Koblenz

Mit 93 Jahren im Auto quer durch Europa

Zwischenstopp am Deutschen Eck: Herbert Fuss, Leiter Verkehr und Technik beim ADAC Mittelrhein (rechts), lud Carlos und Torben zur Stadtrundfahrt im ADAC Straßenwacht-Käfer ein.
Zwischenstopp am Deutschen Eck: Herbert Fuss, Leiter Verkehr und Technik beim ADAC Mittelrhein (rechts), lud Carlos und Torben zur Stadtrundfahrt im ADAC Straßenwacht-Käfer ein. Foto: ADAC Mittelrhein

Carlos (93) reiste mit seinem Nachbarn Torben (20) von Emmerich über Italien, Frankreich und Spanien nach Koblenz, wo beide kürzlich im historischen ADAC Straßenwacht-Käfer die Stadt erkundeten.

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Es ist eine außergewöhnliche Freundschaft, die sich wie ein Drehbuch liest: Karl-Heinz Schulz, genannt Carlos, wünscht sich nichts sehnlicher als mit seinen 93 Jahren noch einmal ans Meer zu fahren und die Stationen seiner Jugend wiederzuentdecken. Denn er selbst kann wegen seiner Augen nicht mehr Auto fahren. Sein Nachbar Torben Kroker (20) erfüllte ihm nun diesen Herzenswunsch.

Kürzlich legte das ungewöhnliche Duo auf ihrer Rückreise einen Zwischenstopp beim ADAC Mittelrhein in Koblenz ein. Von der Zentrale in der Viktoriastraße aus ging es im historischen ADAC Straßenwacht-Käfer zum Kurfürstlichen Schloss, Deutschen Eck und zur Festung Ehrenbreitstein.

„Wer im Leben Träume hat, der sollte sich diese erfüllen. Wer mit fast 94 Jahren noch einen letzten Traum hat, dem sollten keine Steine in den Weg gelegt werden. Ich wäre im hohen Altern selbst dankbar, wenn mir jemand diesen Traum erfüllen würde“, betonte Torben, der eine Ausbildung als Versicherungskaufmann absolviert.

Gesagt, getan: In Torbens altem Mercedes klapperten beide in den vergangenen zweieinhalb Wochen all jene Orte ab, die Carlos in jungen Jahren kennen und lieben gelernt. Über 4000 Kilometer, von Emmerich über Bregenz, Mailand und Monaco bis nach Eibar im Baskenland, wo Carlos als Soldat invertierte und eben auch Koblenz, wo er an der Front kämpfte.

Nach dem Krieg geriet Carlos in Gefangenschaft. Er arbeitete zunächst für die Franzosen auf einem Weingut, sollte dann aber Minen entschärfen. „Da ist er nach Spanien geflohen, konnte dort als Dreher Arbeit finden und lebte zwei Jahre bei Gastfamilien im Baskenland“, erklärte Torben. So kam er auch zu seinem Spitznamen Carlos.

„Ich habe einen Dummen gefunden, der das Ganze mitmacht“, scherzte Carlos bei Ankunft im Innenhof des ADAC Mittelrhein. Seit vier Jahren mäht Torben bei Carlos den Rasen und erledigt Einkäufe. Die beiden freundeten sich an und schmiedeten an Weihnachten 2019 den Plan, gemeinsam auf große Reise zu gehen.

„Am Anfang waren wir uns nicht sicher, ob wir die komplette Route wirklich schaffen. Mein alter Wagen hat aber gut durchgehalten und Carlos hat jeden Blödsinn mitgemacht. An der ein oder anderen Stelle war es für ihn sehr emotional, aber er hat jede Minute genossen“, berichtete Torben am Deutschen Eck.

Auch die Fahrt im historischen Straßenwacht-Käfer verlief problemlos. „Der Tag hier in Koblenz mit der Käfer- und Seilbahnfahrt hat uns richtig Spaß gemacht. Und wir kommen wieder, denn ich mag die Eifel im Allgemeinen und den Wein im Besonderen“, freute sich Carlos und setzte sich neben Torben auf den Beifahrersitz.

„Wir waren schon vor der Tour Freunde und sind es jetzt noch viel mehr“, ergänzt Torben. Diese besondere Freundschaft ist dann wohl das schönste Reisesouvenir, das man sich vorstellen kann.