Plus
Asbach

Stimmen zum Wahlausgang in Asbach: CDU-Chef findet Lahrs Kandidatur anmaßend

Von Michael Fenstermacher
Das Kopf-an-Kopf-Rennen, das sich Michael Christ und Sebastian Lahr zumindest in der ersten Stunde der Auszählung lieferten verfolgten die Besucher im Rathaus, überwiegend CDU- und Christ-Anhänger mit äußerlicher Gelassenheit.  Foto: Michael Fenstermacher
Das Kopf-an-Kopf-Rennen, das sich Michael Christ und Sebastian Lahr zumindest in der ersten Stunde der Auszählung lieferten verfolgten die Besucher im Rathaus, überwiegend CDU- und Christ-Anhänger mit äußerlicher Gelassenheit. Foto: Michael Fenstermacher

Erst klatscht Helmut Hecking vor lauter Anspannung in die Hände, Sekunden später sind seine Gesichtszüge wie festgefroren. Echtes Entsetzen ist für einen kurzen Moment aus der Miene des Asbacher CDU-Verbandschefs abzulesen. Die Szene spielt sich allerdings schon um kurz nach 18 Uhr ab, als die Prognose zur Bundestagswahl eintrifft, die der Union ein historisch schlechtes Ergebnis vorhersagt. Stunden später, als sich abzeichnet, dass Michael Christ die Bürgermeisterwahl zwar gewinnen, sein bis vor wenigen Wochen in der VG völlig unbekannter Rivale Sebastian Lahr aber mit fast 44 Prozent ein für neutrale Beobachter sensationelles Ergebnis einfahren wird, ist davon nichts mehr zu spüren. Ungekünstelt wirken Freude und Erleichterung der CDU-Anhänger über den Sieg des von ihnen unterstützen Einzelbewerbers.

Lesezeit: 3 Minuten
„Das ist doch ein sehr respektables Ergebnis“, bewertet Hecking die 56,2 Prozent für Christ am späten Abend im RZ-Gespräch. Er sei froh, „dass wir das Amt des Bürgermeisters endlich wieder wertig besetzen können.“ Mit guter Politik wolle man nun um Vertrauen werben und in acht Jahren wieder ein standesgemäßes Resultat ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

RZ-Kommentar: Lahr schafft sich Verantwortung

Michael Fenstermacher zum Abschneiden von Sebastian Lahr

Ein von vielen Wählern empfundenes Demokratiedefizit, Bedenken gegen den Kandidaten Christ, der ewige Dualismus zwischen Asbach und Neustadt: Es gibt ein ganzes Bündel von Erklärungen für das überraschend gute Abschneiden von Sebastian Lahr. Klar ist aber: Mit seinem leidenschaftlich geführten Last-Minute-Wahlkampf hat der 29-Jährige Hoffnungen geweckt und viele politische Wünsche auf sich projiziert. Damit geht eine Verantwortung einher, die mit dem Wahltermin nicht endet. Wenn er seine Anhänger nicht enttäuschen will, sollte Lahr sich daher überlegen, wie er sein politisches Engagement fortsetzen will. Dass er dabei sein berufliches Fortkommen im Blick behalten muss ist klar, aber Möglichkeiten sollten sich finden lassen.

E-Mail an michael.fenstermacher@rhein-zeitung.net

Asbacher werden nicht warm mit Christ

Asbach. Es ist eine Szene, die ein Schlaglicht wirft auf das komplizierte Geflecht aus Loyalitäten und Animositäten, das mit zu einem für Außenstehende überraschenden Ergebnis der Bürgermeisterwahl in der VG Asbach geführt hat: Gegen 22 Uhr taucht Asbachs Ortschef Franz-Peter Dahl, dem stets eigene Ambitionen auf das Amt nachgesagt wurden, zur Wahlparty des mit nur wenig mehr als 1600 Stimmen unterlegenen Sebastian Lahr auf. Mit den Worten „Danke, dat du et jemacht hast“ gratuliert der CDU-Mann dem Wahlverlierer zu seinem mit 44 Prozent starken Abschneiden.

Fest steht: Mit dem von der CDU unterstützten Neustädter Christ ist das Asbacher Wahlvolk auch acht Jahre nach dessen Scheitern beim ersten Anlauf auf den Chefsessel in der Verwaltung nicht warm geworden. Stattdessen haben die Wähler in der Ortsgemeinde nach dem Asbacher Lothar Röser nun Sebastian Lahr, Berliner mit Zweitwohnsitz in seinem Heimatort, den Vorzug gegeben. Wie Röser 2009 holte nun auch Lahr fast alle Asbacher Stimmbezirke. Lediglich in Germscheid und in Limbach hat Christ knapp die Nase vorn. Und seine absolute Hochburg hat der 29 Jahre alte Sohn des CDU-Gemeinderatsmitglieds Konrad Lahr bezeichnenderweise in Altenburg, dem Heimatort von Franz-Peter Dahl: Für 93 von dessen Mitbürgern ist der Wunsch nach einem Asbacher Ortsbürgermeister offenbar groß, Christ erhält hier mit 46 nur circa halb so viele Stimmen. Besonders stark ist Lahr auch in den vier Stimmbezirken des Zentralorts mit 58,5 Prozent sowie in den Briefwahlbezirken über die gesamte Gemeinde hinweg mit 59,9 Prozent.

Das alles ist jedoch nicht ausreichend, um den deutlichen Vorsprung auszugleichen, den Christ besonders mit Anteilen von 64,9 Prozent in Buchholz und 72,3 Prozent in Windhagen eingefahren hat. Am Sitz des größten Gewerbesteuerzahlers im Kreis Neuwied wird es dem Bauamtsleiter sicher geholfen haben, dass sich die Gebrüder Wirtgen im Vorfeld klar für ihn ausgesprochen haben. In Buchholz unterdessen könnte er mit seinem Einsatz für die Ansiedlung eines Supermarkts Pluspunkte gesammelt haben. Allerdings ist sein Stimmenanteil in den Ortsteilen höher als im Hauptort.

Zu denken geben wird Christ unterdessen vermutlich, dass sein Ergebnis im Heimatort Neustadt mit 54,6 Prozent unter dem für die gesamte Verbandsgemeinde liegt. Zwar fährt er in Rott mehr als doppelt so viele Stimmen wie Lahr ein, doch in einem der beiden Fernthaler Bezirke hat Lahr die Nase vorn. Nur zwei Stimmen Vorsprung hat Christ in Etscheid und liegt auch im Hauptort nur relativ knapp in Front.

Michael Fenstermacher

Meistgelesene Artikel