Asbach. Es ist eine Szene, die ein Schlaglicht wirft auf das komplizierte Geflecht aus Loyalitäten und Animositäten, das mit zu einem für Außenstehende überraschenden Ergebnis der Bürgermeisterwahl in der VG Asbach geführt hat: Gegen 22 Uhr taucht Asbachs Ortschef Franz-Peter Dahl, dem stets eigene Ambitionen auf das Amt nachgesagt wurden, zur Wahlparty des mit nur wenig mehr als 1600 Stimmen unterlegenen Sebastian Lahr auf. Mit den Worten „Danke, dat du et jemacht hast“ gratuliert der CDU-Mann dem Wahlverlierer zu seinem mit 44 Prozent starken Abschneiden.
Fest steht: Mit dem von der CDU unterstützten Neustädter Christ ist das Asbacher Wahlvolk auch acht Jahre nach dessen Scheitern beim ersten Anlauf auf den Chefsessel in der Verwaltung nicht warm geworden. Stattdessen haben die Wähler in der Ortsgemeinde nach dem Asbacher Lothar Röser nun Sebastian Lahr, Berliner mit Zweitwohnsitz in seinem Heimatort, den Vorzug gegeben. Wie Röser 2009 holte nun auch Lahr fast alle Asbacher Stimmbezirke. Lediglich in Germscheid und in Limbach hat Christ knapp die Nase vorn. Und seine absolute Hochburg hat der 29 Jahre alte Sohn des CDU-Gemeinderatsmitglieds Konrad Lahr bezeichnenderweise in Altenburg, dem Heimatort von Franz-Peter Dahl: Für 93 von dessen Mitbürgern ist der Wunsch nach einem Asbacher Ortsbürgermeister offenbar groß, Christ erhält hier mit 46 nur circa halb so viele Stimmen. Besonders stark ist Lahr auch in den vier Stimmbezirken des Zentralorts mit 58,5 Prozent sowie in den Briefwahlbezirken über die gesamte Gemeinde hinweg mit 59,9 Prozent.
Das alles ist jedoch nicht ausreichend, um den deutlichen Vorsprung auszugleichen, den Christ besonders mit Anteilen von 64,9 Prozent in Buchholz und 72,3 Prozent in Windhagen eingefahren hat. Am Sitz des größten Gewerbesteuerzahlers im Kreis Neuwied wird es dem Bauamtsleiter sicher geholfen haben, dass sich die Gebrüder Wirtgen im Vorfeld klar für ihn ausgesprochen haben. In Buchholz unterdessen könnte er mit seinem Einsatz für die Ansiedlung eines Supermarkts Pluspunkte gesammelt haben. Allerdings ist sein Stimmenanteil in den Ortsteilen höher als im Hauptort.
Zu denken geben wird Christ unterdessen vermutlich, dass sein Ergebnis im Heimatort Neustadt mit 54,6 Prozent unter dem für die gesamte Verbandsgemeinde liegt. Zwar fährt er in Rott mehr als doppelt so viele Stimmen wie Lahr ein, doch in einem der beiden Fernthaler Bezirke hat Lahr die Nase vorn. Nur zwei Stimmen Vorsprung hat Christ in Etscheid und liegt auch im Hauptort nur relativ knapp in Front.
Michael Fenstermacher