Rüdiger Sperber (51) ist seit 20 Jahren Vollzugsbediensteter des Ordnungsamtes – die ersten zehn Jahre war er in Koblenz, seitdem ist er in Neuwied. Wir sprachen mit ihm.
Bemerken Sie generell eine Veränderung im Verhalten der Menschen?
Ja, der Ton ist rauer geworden. Früher gab es noch das verbindliche Wort. Heute schalten viele direkt auf Aggro. Es fehlt an Einsicht und Selbstreflexion. Jeder meint, er wäre im Recht. Und ihre Rechte kennen sie alle, aber nicht ihre Pflichten. Von Rücksichtsnahme wollen viele nichts mehr hören.
Können Sie das konkret machen? Wenn am Kaufland drei Mann mit der Bierdose an der Bushaltestelle sitzen, dann hätten sie vor zehn Jahren noch akzeptiert, dass die Oma nicht daneben stehen, sondern da sitzen sollte. Sie wären aufgestanden. Heute sagen sie: ,Wir haben die gleichen Rechte'. Außerdem ist der Respekt vor Uniformen weg. Für viele sind die eher die Aufforderung zum Tanz.
Woran liegt das?
Ich glaube, es gibt ganz viele schlechte Vorbilder. Dieser Gansterrap-Mist, dieser Ghetto-Style. Das hat auch mit den Smartphones zu tun. Die Welt wird kleiner, die kranken Ideen der Gesellschaft verbreiten sich besser. Und es ist ja mittlerweile Volkssport Nummer 1, mit diesem Gerät irgendwas aufzunehmen. ulf