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Birkenfeld

Birkenfelder Stadtrat: Streit um Investitionen prägte Etatdebatte

Von Axel Munsteiner
Die Erschließungsarbeiten für das Gewerbegebiet Dickenstein an der Brückener Straße gehen auf die Zielgerade.
Die Erschließungsarbeiten für das Gewerbegebiet Dickenstein an der Brückener Straße gehen auf die Zielgerade. Foto: Munsteiner

Nicht das weiterhin chronische Minus im laufenden Geschäft, das in diesem Jahr bei voraussichtlich rund 1,4 Millionen Euro liegen wird, sondern die Kritik einer Fraktion am Investitionsprogramm hat am Dienstagabend im Stadtrat dazu geführt, dass es nur per Mehrheitsbeschluss grünes Licht für die Umsetzung des Birkenfelder Haushaltsplans 2018 gab. Der Etatentwurf, dessen wichtigste Eckdaten die NZ bereits am 25. Januar ausführlich vorgestellt hat, wurde mit 13 Jastimmen aus den Reihen von CDU, BFL, BFB und FDP angenommen. Sieben SPD-Ratsmitglieder lehnten ihn ab.

Lesezeit: 3 Minuten
Klaus Lukas hatte als Sprecher der Genossen gleich mehrere Punkte in der Projektplanung zu bemängeln. Verwundert zeigte sich die SPD zum Beispiel darüber, dass anders als 2017 – damals waren noch 1 Million Euro für dieses Straßenbauvorhaben im Etat eingestellt – diesmal überhaupt kein Haushaltsansatz für die Südwestspange eingestellt ist. ...
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Weitere Stimmen aus dem Stadtrat

In seiner mehr als 30-minütigen Haushaltsrede hatte der Stadtbürgermeister Miroslaw Kowalski zuvor einen ausführlichen Blick auf die Kassensituation der Stadt und bereits zurückliegende sowie künftig ins Auge gefasste Projekte gegeben. Sie endete mit dem Fazit: „Birkenfeld hat trotz fehlender Finanzen einen guten Stand erreicht. Wir haben auch keine Misswirtschaft betrieben, sondern in die Daseinsvorsorge und Weiterentwicklung des Gemeinwesens investiert. Denn sonst hätten wir den Anschluss verpasst und ein großer Imageverlust wäre eingetreten.

Während die Fraktion der Birkenfelder Freie Liste (BFL) auf eine Stellungnahme verzichtete, gab Christine Tholey-Martens für die CDU eine ausführliche Erklärung ab. Sie lehnte sich an ein Zitat des Preußenkönigs Friedrich der Große an, der einst sagte: „Gute Verwaltung der Einnahmen und gute Regelung der Ausgaben – das ist die ganze Finanzkunst.“ Nach Meinung der CDU beherrsche man diese Kunst in Birkenfeld mit einem „soliden, aber defizitären Haushalt“ sehr wohl. Tholey-Martens betonte, „dass wir im abgelaufenen Jahr etliche Projekte angefasst, erfolgreich abgeschlossen oder gerade die Zielgerade erreicht haben. Es hätte sich nicht so viel bewegt, wenn Stadtspitze und Stadtrat nicht mit Kreativität, ruhiger Hand und Beharrlichkeit viele richtige Entscheidungen getroffen hätten. Diese Beschlüsse sind uns nicht immer leichtgefallen und wurden kontrovers diskutiert. Sie haben sich aber letztlich ausgezahlt.“ Der Blick in die Zukunft zeige aber, so die CDU-Fraktionschefin, dass die Stadt noch vor einigen großen Herausforderungen steht. Exemplarisch nannte sie unter anderem den Bau der Mittelanbindung mit Verlängerung zum Talweiher, „die nur Sinn hat, wenn auch ein Anschluss zur B 41 entsteht“, die Fortsetzung des Programms „Aktive Stadtzentren“ mit der Umgestaltung des Talweiherplatzes als Pilotprojekt, die Vermarktung der Heinrich-Hertz-Kaserne oder das Big-Center, das zwar nach den Entscheidungen 2017 in städtischer Hand bleibt, „wo aber in den nächsten Jahren noch Investitionen anstehen, die noch kaum abzuschätzen sind“.

Abgesehen von seiner Kritik am stätischen Investitionsprogramm, nahm der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Lukas vor allem die übergeordnete Politik aufs Korn. In den vergangenen Wochen habe man viele gute Nachrichten gehört, etwa, dass der deutsche Staat 2017 einen neuen Rekordüberschuss von 38,4 Milliarden Euro gemacht hat. „Wenn wir uns aber den Stadthaushalt 2018 mit einem Fehlbetrag von 1,4 Millionen Euro anschauen, der sich lückenlos in die Pläne der Vorjahre einreiht, ist es mit den guten Nachrichten auch schon vorbei. Den meisten Kommunen geht es aber genauso wie uns. Deshalb bleibt die Forderung nach einer Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern und Kommunen bestehen.“

Diesen Ball nahm auch Michael Reischl (FDP) auf. Angesichts immer kräftiger sprudelnder Steuern habe er den Eindruck, „dass sich Bund und Land immer mehr auf Kosten der Kommunen sanieren“. Ein Dorn im Auge ist Reischl auch die hohe Umlagebelastung der Stadt. Sie muss, wie Kowalski zuvor erläutert hatte, von ihren Steuereinnahmen im Jahr 2018 insgesamt 92,3 Prozent, was einem Betrag von mehr als 5 Millionen Euro entspricht, an VG und Kreis abgeben. Davon entfällt ein Hebesatz von 44,3 Prozent auf den Kreis und 48 Prozent auf die VG. Vor allem der letztgenannte Wert ist für Reischl Grund zur Kritik, weil die VG Birkenfeld damit einen der höchsten Hebesätze in Rheinland-Pfalz verlangt. „Ich würde mir zumindest wünschen, dass uns ein Fachmann mal erklärt, warum das so ist“, betonte Reischl.

Birgit Thesen von den Bürgern für Birkenfeld (BFB) betonte, dass sich „die Stadt mit aller Kraft und noch vor allen Straßenbauprojekten“ für die Vermarktung der Heinrich-Hertz-Kaserne einsetzen sollte. Wenn man damit Erfolg habe, würde das der Kommune nämlich eine neue wichtige Einnahmequelle erschließen. ax

Axel Munsteiner kommentiert: Überflüssiges Scheingefecht

Ganz nüchtern betrachtet, ist das SPD-Nein zum Birkenfelder Stadthaushalt 2019 kein Musterbeispiel für eine konsequente Haltung. Logisch: Es gibt genug Fälle, bei denen Kritik am Investitionsprogramm auch Anlass dafür sein kann, einen Etat in Gänze abzulehnen – etwa wenn zuvor während des Prozesses der Entscheidungsfindung eine Fraktion mit Verve gegen die Verwirklichung eines Projekts angekämpft hat, dieses aber aufgrund der Mehrheitsverhältnisse von Rest des Rats durchgedrückt wurde. In Birkenfeld ist die Sache aber anders gelagert. Beim Gewerbegebiet Dickenstein ist es so, dass die SPD das Vorhaben selbst begrüßt und lediglich noch Informationsbedarf wegen der Nachfinanzierung sieht.

Beim Friedhof bezieht sich die Skepsis der Genossen weniger auf die aktuell eingeplanten Gelder für die Leichenhalle, sondern vielmehr auf Investitionen, die eventuell ab 2019 zur Debatte stehen. Bei der Südwestspange läuft erstens im Jahr 2018 so oder so nichts, und zweitens könnte doch auch die SPD eigentlich froh sein, wenn der Kelch der Finanzierung für dieses Projekt an der Stadt vorbeigeht und Sache von Bund oder Land wird.

Zudem bleibt festzuhalten: Bei einem Haushaltsplan liegt die Betonung auf Plan. Was im Investitionsprogramm steht, ist nicht in Stein gemeißelt und bedeutet noch lange nicht, dass diese Projekte auch tatsächlich eins zu eins im vorgesehenen Zeitraum verwirklicht werden. Insofern erscheinen das Vorgehen der SPD und ihr negatives Votum als überflüssiges Scheingefecht.

E-Mail an axel.munsteiner@rhein-zeitung.net

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