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Region

An Rhein und Mosel: Jede zweite Frau im Job sexuell belästigt

Von Katrin Steinert
Sexuell aufgeladene Übergriffe sind Thema bei #MeToo – und in Bad Kreuznach keine Seltenheit.
Sexuell aufgeladene Übergriffe sind Thema bei #MeToo – und in Bad Kreuznach keine Seltenheit. Foto: H. Wolfraum/DPA

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz betrifft jede zweite Frau und findet auch in vielen Betrieben in Stadt und Region statt. Davon sind die vier Beraterinnen des Koblenzer Frauennotrufs überzeugt. Sie haben in ihrer täglichen Arbeit mit Mädchen und Frauen zu tun, die belästigt, missbraucht oder vergewaltigt wurden. Im Jahr 2016 haben sie insgesamt 1267 Beratungen durchgeführt. Wie vielen im Job zugesetzt wurde, können die Expertinnen nicht sagen.

Lesezeit: 3 Minuten
Einer der jüngsten Fälle, an den sich Notruf-Beraterin Martina Steinseifer erinnert, geschah in einem großen Koblenzer Unternehmen: Die Frau, wir nennen sie an dieser Stelle Gabi, arbeitete als Reinigungs- oder Kantinenkraft. Ein Kollege, der eine höhere Position hatte, kam Gabi immer wieder zu nahe, fasste sie während der Arbeit an. ...
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RZ-Kommentar: Das Thema berührt jeden von uns

Katrin Steinert über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Jede zweite Frau wurde schon mal im Job sexuell belästigt. Im Umkehrschluss bedeutet das: Es passiert wohl überall, wo Menschen arbeiten, und deshalb betrifft das Thema jeden von uns: direkt oder indirekt als Kollege.

Oft sind es kleine Dinge, die Chefs, Kollegen, Patienten oder Kunden tun, und bei denen sich die betroffene Frau unwohl fühlt. Blöde Sprüche zur Kellnerin in der Kneipe sind keine Seltenheit. Und die geht nicht selten über ihr Unbehagen hinweg, sei es aus Angst oder Unsicherheit: „Vielleicht stelle ich mich nur an?“ Nein! Nach dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz ist sexuelle Belästigung jedes sexuell bestimmte Verhalten, das von der Frau unerwünscht ist und das sie in ihrer Würde verletzt.

Ich denke, wir können zumindest im Team aufeinander Acht geben. Wer aufdringliches Verhalten sieht, kann die Kollegin ansprechen. „Wie fühlst du dich? Mir wäre das irgendwie unangenehm, wenn der Kollege das bei mir machen würde.“ Und zum agierenden Kollegen könnte man sagen: „Ich fände es falsch, wenn du mich so anfassen würdest. Du solltest das lassen, denke ich.“

Diese Hilfe unter Kollegen sollte selbstverständlich sein. Wer Wind von Belästigungen bekommt und schweigt, trägt sie mit. Davon profitieren Täter. Wer nicht weiß, was er direkt tun soll, meldet sich beim Frauennotruf. Die Beraterinnen geben Tipps, was zu tun ist.

E-Mail: katrin.steinert@rhein-zeitung.net

Koblenzer Frauennotruf: Hier gibt es Hilfe für Betroffene in der Großregion

Die Fachberatungsstelle des Koblenzer Frauennotrufs ermutigt jede Frau in Stadt und Region, sich zu melden, sobald sie das Gefühl hat, dass sie einem sexuell bestimmten Verhalten ausgesetzt ist. Dies kann anonym unter Tel. 0261/350 00 erfolgen oder per mail@frauennotruf-koblenz.de.

Der Frauennotruf ist auch für Mädchen und Frauen aus den Landkreisen Mayen-Koblenz, Cochem-Zell, Bad Neuenahr-Ahrweiler und Neuwied zuständig. Weitere Infos gibt es auf www.frauennotruf-koblenz.de. Einen Leitfaden für Betroffene und Kollegen gibt es auf www.frauen.dgb.de kst

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