Jede zweite Frau wurde schon mal im Job sexuell belästigt. Im Umkehrschluss bedeutet das: Es passiert wohl überall, wo Menschen arbeiten, und deshalb betrifft das Thema jeden von uns: direkt oder indirekt als Kollege.
Oft sind es kleine Dinge, die Chefs, Kollegen, Patienten oder Kunden tun, und bei denen sich die betroffene Frau unwohl fühlt. Blöde Sprüche zur Kellnerin in der Kneipe sind keine Seltenheit. Und die geht nicht selten über ihr Unbehagen hinweg, sei es aus Angst oder Unsicherheit: „Vielleicht stelle ich mich nur an?“ Nein! Nach dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz ist sexuelle Belästigung jedes sexuell bestimmte Verhalten, das von der Frau unerwünscht ist und das sie in ihrer Würde verletzt.
Ich denke, wir können zumindest im Team aufeinander Acht geben. Wer aufdringliches Verhalten sieht, kann die Kollegin ansprechen. „Wie fühlst du dich? Mir wäre das irgendwie unangenehm, wenn der Kollege das bei mir machen würde.“ Und zum agierenden Kollegen könnte man sagen: „Ich fände es falsch, wenn du mich so anfassen würdest. Du solltest das lassen, denke ich.“
Diese Hilfe unter Kollegen sollte selbstverständlich sein. Wer Wind von Belästigungen bekommt und schweigt, trägt sie mit. Davon profitieren Täter. Wer nicht weiß, was er direkt tun soll, meldet sich beim Frauennotruf. Die Beraterinnen geben Tipps, was zu tun ist.
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