Momentan gibt es keinen Kampf um die nächste Operation. In dem Moment, als ich das nach sehr emotionalen Interviewstunden hörte, schoss mir kurz durch den Kopf: Diese Geschichte kann ich eigentlich nicht schreiben. Es gibt aktuell keinen Aufreger. Der Kampf um die eine Operation ist erfolgreich ausgefochten, und ob es bei der nächsten ein Problem gibt, steht nicht fest. „Kaputt recherchieren“ nennen wir Journalisten das.
Genau in dem Moment sagte mir meine Gesprächspartnerin, die mich schon vorher mit unglaublicher Offenheit trotz aller sichtbaren Verletzlichkeit fasziniert hatte, etwas, das meine Zweifel pulverisierte: „Bitte erzähl diese Geschichte. Ich möchte, dass die Menschen wissen, was Brustkrebs macht. Wie mächtig diese Krankheit ist. Wie viel sie zerstören kann.“ Viele würden Brustkrebs vorschnell als gut heilbar und „nicht so schlimm“ ansehen. Aber so ist es nicht. Brustkrebs macht kaputt: die Seele, das Selbstwertgefühl, die Körperlichkeit, oft auch die Partnerschaft oder das Erwerbsleben. Den Menschen. Darauf will Anja Nau hinweisen, davor will sie warnen. Und das ist jedes einzelne Wort ihrer Geschichte wert.
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