Tradition im Kreis Ahrweiler: Großer Empfang für die Wirtschaftskapitäne
Von Jan Lindner
Digitalisierung, Brexit und Co.: Die Firmen des Ahrkreises stehen vor großen Herausforderungen. Auch das war Thema beim Wirtschaftsempfang in Heimersheim. Foto: Celina de Cuveland
Interessante Gespräche, neue Kontakte, frische Impulse, beste Unterhaltung: 300 geladene Vertreter aus der Wirtschaft, von Banken, Kammern, Verbänden und aus der Politik haben sich zum traditionellen Wirtschaftsempfang des Kreises getroffen, am Mittwochabend in der Landskroner Festhalle in Heimersheim. Wie in den Vorjahren wurde das Treffen organisiert vom Kreis Ahrweiler, der Kreishandwerkerschaft, der IHK Koblenz und der Rhein-Zeitung.
Lesezeit: 3 Minuten
Landrat Jürgen Pföhler hob in seiner Rede die gute wirtschaftliche Lage im Kreis Ahrweiler hervor. Er lobte „unseren Mittelstand als den Jobmotor unserer Region und damit das Rückgrat unserer heimischen Wirtschaft“. Aber: Trotz der „sehr positiven Zahlen und günstigen Standortkriterien“ stünden auch die Firmen im Ahrkreis vor immer neuen und ...
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Kreis Ahrweiler. Die Visitenkarten von Dr. Volker Busch waren nach seinem Auftritt beim Jahresempfang der Wirtschaft heiß begehrt. Endlich mal jemand, der Klartext spricht, kamen Komplimente von denjenigen, die schon so manches Seminar mit großem, aber unverständlichem theoretischen Unterbau zum Thema Mitarbeiterführung besucht hatten. Denn Busch, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, kennt die auf archaischen Reaktionsmustern beruhenden Rezepte, mit denen sich einer der begehrtesten Rohstoffe in der heutigen Arbeitswelt gewinnen lässt: Motivation.
Mit einem Augenzwinkern verriet dieser Dr. Hirschhausen für die Seele auf der Bühne der Landskroner Festhalle am Mittwochabend Führungskräften und Firmenchefs, welche biochemischen Prozesse im Gehirn ablaufen müssen, um Mitarbeiter mit Lust an der Arbeit zu bekommen in einer Zeit, in der Burnout-Syndrome und psychische Erkrankungen in vielen Firmen inzwischen für hohe Ausfallzeiten sorgen.
Über viele Jahre wurde das Phänomen Motivation kaum wissenschaftlich erforscht, galt als Mythos, so Busch. Er erinnerte sich an einen Kollegen, der im Jahre 2002 pro Abend 35.000 Euro verdiente mit dem Auftrag, bei Mitarbeitern großer Unternehmen in anderthalb Stunden ein Strohfeuer der Begeisterung für ihren Job zu entfachen. In der Hoffnung, dass dieser Funke überspringt und nicht verglüht, sondern nachhaltig weiter wärmt. „Es hat Jahre gebraucht bis zu der Einsicht: So geht es nicht“, sagte Busch, der aus Regensburg in vertraute Heimatgefilde angereist war, denn geboren und aufgewachsen ist er in Neuwied.
Unterhaltsam vermittelte er ein Drei-Säulen-Modell, von dem die Motivation nach den Gesetzen des biologischen Erbes getragen wird: Dazu gehören Sicherheit, Anerkennung und das Gefühl, dass eine Arbeit Sinn macht – Profis nennen es Selbstwirksamkeit.
Heißt konkret: Wer ständig in Sorge um seinen Arbeitsplatz ist, kann seine geistigen Kapazitäten nicht effektiv abrufen. Der Stirnlappen, Sitz von Kreativität und Leistung, wird ausgebremst vom aktiven Mandelkern, wo Angst und Panik ihren Sitz haben und schließlich die Regierungsgeschäfte übernehmen. Wie prekäre Arbeitsverhältnisse, unfaire Bezahlung und mangelnde Kommunikation sich vor diesem Hintergrund auswirken, konnte sich an diesem Abend jeder Unternehmer selbst ausrechnen.
Zum Nachdenken über den täglichen Umgang mit den eigenen Kollegen regte viele Zuhörer auch die Bedeutung von Anerkennung aus. „Jeder gesunde Mensch ist hungrig nach Anerkennung“, sagte der Psychiater. Wer sie zu spüren bekomme, schütte das Kuschel- und Bindungshormon Oxytocin aus. Wertvolle Biochemie nicht nur für Urvertrauen, sondern auch für die Motivation in einer digitalen Arbeitswelt, die auf den genetischen Code der Menschheit trifft.