Kann man der Reaktivierung der Hunsrückquerbahn angesichts der Klimadiskussion eigentlich noch mit Skepsis begegnen? Allen voran Radweg-Befürworter Hans Dunger wird angesichts des Berichts über die Diskussion am Stromberger Bahnhof sofort wieder seinen Leserbrief-Rechner hochfahren und sich über die Unsinnigkeit einer Reaktivierung auslassen.
Seine Argumente sind ja auch schlüssig. Ein Radweg auf der ehemaligen Bahnstrecke wäre eine feine Sache für den Tourismus in der Region, der Schinder-hannesradweg zwischen Emmelshausen und Simmern hat's vorgemacht. Was die Auslastung der Züge angeht, muss man zurzeit ja nur auf die neuen Buslinien schauen, die häufig leer durch die Region rollen. Und die Kosten: Neben der Ertüchtigung der Strecke bleiben Unterhalt und laufender Betrieb. Das rechnet sich niemals und verschlingt immense Summen, sagen die Bahn-Gegner. Aber wie teuer ist uns der Klimaschutz?
Die Planfeststellung für die Bahnreaktivierung läuft. Der Koalitionsvertrag wird abgearbeitet. Und den Kritikern, die mit der Lärmbelastung der Anwohner argumentieren, sei ein Besuch am Mittelrhein empfohlen. Nein, nicht um sich die donnernden Güterzüge anzuhören, sondern um der Mittelrheinbahn zu lauschen. Man muss sich gehörig anstrengen, um die Triebwagenzüge überhaupt wahrzunehmen neben der stark befahrenen B 9. Güterverkehr ist auf der Hunsrückquerbahn eher nicht zu erwarten. Der wird in Windesheim auch nach einer erfolgten Reaktivierung der Bahnstrecke Hauptverursacher von Verkehrslärm sein – in Form von Lkw.
Viele Pendler vom Hunsrück würden auf die Bahn umsteigen, um die verstopfte A 61 auf dem Weg zur Arbeit zu meiden. Das Zubringerproblem müsste dafür vernünftig gelöst sein – dann wird die Hunsrückquerbahn auch für den Tourismus wertvoll. Nebenbei stünde dem Kreis als „Energie-Kommune des Jahrzehnts“ ein weiterer Bahnanschluss gut zu Gesicht.