Unterhaltsam, ein Schmunzeln auf den Lippen und teils ungläubig 120 Jahre (Bad) Kreuznacher Stadtgeschichte kennenlernen, das ermöglicht die Broschüre von Rolf Schaller „April, April“.
Lokale Ereignisse und Entwicklungen spiegeln sich in den zusammengetragenen Aprilscherzen ebenso wider wie überregionale und globale Strömungen. Bekannte und originelle Persönlichkeiten aus (Bad) Kreuznach bevölkern die Geschichten ebenso wie Straßen und Plätze, beliebte Einrichtungen, seien es Hotels, Gaststätten, Warenhäuser, Anlagen oder städtische Institutionen.
Lokalkolorit wird sinnig verknüpft mit fantastischen Themen wie der Errichtung einer Schwebe- und Untergrundbahn oder einer Bergbahn, einem Tierpark oder einem Hotelgroßbau auf dem Kauzenberg, dem Fund von Goldschätzen und der Aussicht auf Petrodollars in einer Stadt, die einmal eine Straßenbahn besaß und über eine Kuhherde verfügte, die Kindern Milch lieferte, an antiken Grabfunden reich ist und Badegäste aus aller Welt beherbergte – da scheint vieles nicht unmöglich!
Manch heimlicher, unausgesprochener Wunsch nimmt in den Geschichten Gestalt an, zum Beispiel technische Entwicklungen, die als Bedrohung empfunden werden, durch eine Übersteigerung ad absurdum zu führen und so beherrschbar zu machen, Exotisches als Mummenschanz zu entlarven, Gesellschaftskritik anzubringen, die Globalisierung und den Verlust von Identität zu thematisieren, Obrigkeiten lächerlich zu machen und letztlich die Lust, Menschen bewusst in die Irre zu führen und dies völlig legitim, schwarz auf weiß gedruckt in der Zeitung, außerhalb der Fastnachtszeit – Kapriolen der Stadtgeschichte, verpackt als Aprilscherze.
Franziska Blum-Gabelmann