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Neuwied

So wurde in Neuwieder Stadtteilen gewählt: Genossen stürzen in ihren früheren Hochburgen ab

Von Ulf Steffenfauseweh
Wunden lecken bei Bier und Wasser in der Gaststätte „Zur Wied“ im einstmals so roten Niederbieber, wo die SPD auf Platz 2 zurückgefallen ist. Immerhin Wirt Günther May konnte seinen Einzug in den Ortsbeirat feiern.
Wunden lecken bei Bier und Wasser in der Gaststätte „Zur Wied“ im einstmals so roten Niederbieber, wo die SPD auf Platz 2 zurückgefallen ist. Immerhin Wirt Günther May konnte seinen Einzug in den Ortsbeirat feiern. Foto: Jörg Niebergall

Die SPD ist der große Wahlverlierer in Neuwied. Besonders heftig hat es sie in den Stadtteilen erwischt, die einstmals als ihre Hochburgen galten. In Block beispielsweise hat sich die Partei in nur zehn Jahren fast halbiert und stürzt von 46 Prozent über 39 Prozent im Jahr 2014 auf nunmehr 25 Prozent ab. In Segendorf, wo die Partei vor fünf Jahren noch beachtliche 46 Prozent einfuhr, geht es jetzt fast 15, in Niederbieber 12 Prozentpunkte herunter. Und auch in der „Alten Stadt“, also Innenstadt und Heddesdorf, ist die 3 vorne nicht mehr in Sicht. Wir blicken in die einzelnen Stadtteile:

Lesezeit: 3 Minuten
In Altwied bleibt die SPD stärkste Kraft, verliert aber satte 13 Prozentpunkte. Die Grünen explodieren förmlich von 7,8 auf 18,5 Prozent, und die FDP schneidet mit 8 Prozent überdurchschnittlich ab. Gegenüber 2014 ist es allerdings nur eine minimale Verbesserung und meilenweit von dem Rekordwert entfernt: 2009 fuhren die Liberalen 21 ...
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Kommentar: Die rote Festung gibt es nicht mehr

Die rote Festung Neuwied gibt es nicht mehr. Als sich das Ergebnis für die SPD gestern anbahnte, erinnerte sich Hannelore Gröbühl an ihren ersten Einzug in den Stadtrat: „Das war 1979, und wir hatten 25 Sitze“, seufzte sie. 25 Sitze: absolute Mehrheit. Davon wagen die Sozialdemokraten nicht mehr zu träumen. Nein, man ist nicht einmal mehr auf Augenhöhe mit der CDU.

Sicher, vieles liegt am großen Trend, dem sich die Partei in Neuwied nicht entziehen kann. Aber etliches ist auch hausgemacht. Knapp zwei Jahre nach dem tragischen Tod ihres Oberbürgermeisters und Stadtverbandsvorsitzenden Nikolaus Roth hat die Neuwieder SPD es nicht geschafft, sich in ihrer neuen Rolle zurecht zu finden und sich schlagkräftig aufzustellen. Sie wirkt oft ungeordnet und uneins, teilweise lethargisch, wie in der „Suez-Krise“, in der sie sich entschieden hinter ihren Vize Conrad Lunar hätten stellen müssen. Aber da waren offenbar zu viele Eitelkeiten im Spiel. Über das Vorpreschen des Neulings waren einige so verärgert, dass sie nicht mehr sahen, dass es hier um ein Thema geht, das den Leuten wirklich auf den Nägeln brennt. Die CDU hat in Block trotz miesem Trend leicht zugelegt, die SPD 14 Punkte verloren.

Darüber hinaus war die GroKo ohnehin nicht sonderlich beliebt. Aber wenn, dann war für die Bürger die Union – getreu ihrem Slogan – die treibende Kraft. Das hat die SPD wohl selbst gemerkt, und so kam im Wahlkampfendspurt Aktionismus hinzu. Vor allem in der Causa Selgros war der viel zu leicht zu durchschauen. Aber auch dass die Genossen plötzlich gefühlt auf jedem Spielplatz auftauchten und jedes neue Gerät als Erfolg reklamierten, war eher kontraproduktiv. Wenn die SPD künftig wieder Erfolge feiern will, muss sie sich klare Ziele suchen, sie hörbar benennen und an ihrer Umsetzung fünf Jahre konsequent arbeiten. Immerhin: Die ersten Statements von Sven Lefkowitz und Lana Horstmann nach der „Klatsche“ ließen vermuten, dass sie das verstanden haben.

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