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Koblenz

Koblenzer Gastronomen stöhnen: Es gibt kein Personal

Von Doris Schneider
Schon vor Corona und den Lockdowns war es nicht einfach, Servicekräfte zu finden – und in der Pandemie-Zeit haben sich viele umorientiert. Für Gastronomen ist das ein Riesenproblem. Foto:  picture alliance/dpa
Schon vor Corona und den Lockdowns war es nicht einfach, Servicekräfte zu finden – und in der Pandemie-Zeit haben sich viele umorientiert. Für Gastronomen ist das ein Riesenproblem. Foto: picture alliance/dpa

Schon vor Corona haben sich viele Beschäftigte in der Gastronomie umorientiert – Wie geht das weiter?

Lesezeit: 5 Minuten
Monatelang hingen die Zettel in den Schaufensterscheiben des kleinen Restaurants „Im Süden“. Servicekräfte wurden dringend gesucht. Wirklich dringend. Vollzeit, Teilzeit, Aushilfen, fast egal. Hauptsache Verstärkung für das kleine Team im Familienbetrieb. „Und dann hatten wir Glück“, sagt Mandy Gümüs, die gemeinsam mit ihrem Mann Cem die Feinkost- und Kochbar in ...
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Kommentar zum Arbeitskräftemangel: Sind wir bereit, etwas für den Service zu tun?

Es gibt ein paar Dinge, die man nicht ändern kann an dem Job. Die Arbeitszeiten sind naturgemäß, wie sie sind: Wenn ich abends ins Restaurant gehe, dann müssen die Köchinnen und Köche, die Hilfen, die Servicekräfte arbeiten, damit ich einen schönen Abend haben kann.

In Zeiten, in denen Menschen zunehmend auf ihre Work-Life-Balance achten, ist das für viele kein Traumberuf mehr – verständlich. Umso wichtiger, dass man einen Anreiz und Ausgleich schafft. Idealerweise müssten die Leute höchstens fünf Tage in der Woche arbeiten, idealerweise sollten sie auch im rollierenden System regelmäßig am Wochenende freihaben, idealerweise müssten sie wirklich gut verdienen, damit sie eine Art „Schmerzensgeld“ bekommen.

Doch das würde unweigerlich zu höheren Kosten führen, die die Gastronomen an ihre Kunden weitergeben (müssen). Das bedeutet: Wir alle müssten für den Cappuccino, den Eisbecher, den Snack am Mittag, den Kuchen am Nachmittag und das Drei-Gänge-Menü am Abend mehr bezahlen, wenn wir nicht wollen, dass wir künftig an der Ausgabetheke stehen und nicht nur im Biergarten unsere Getränke in Selbstbedienung holen müssen, sondern auch Rindfleischsuppe und vegetarische Schnitzel.
Weitere Preiserhöhungen in einer Zeit, in der die Gastronomen ohnehin schon häufig ihre viel höheren Kosten für Rohstoffe und Energie an die Gäste weitergeben müssen, könnten allerdings dazu führen, dass sich noch mehr Leute überlegen (müssen), ob sie überhaupt ausgehen können. Ein Teufelskreis.

E-Mail: doris.schneider@rhein-zeitung.net

So schätzt die Arbeitsagentur die Lage ein

Nicht erst seit Corona hat die Gastronomiebranche Probleme, Arbeitskräfte zu finden, so Doris Litz, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit, auf Anfrage der RZ. Die Pandemie hat die Branche dann noch zudem hart getroffen, sowohl durch die Lockdowns, als auch durch Kontaktbeschränkungen und Verunsicherung der Bevölkerung.

Dies haben dann auch viele Beschäftigte zum Anlass genommen, sich in anderen Branchen umzusehen und dort einen Neubeginn zu wagen. „Gerade (Fach-) Kräfte, die bereits vor der Krise mit dem Gedanken spielten, den Beruf zu wechseln, sind nun, wo die Gastronomen sie wegen reger Nachfrage der Kunden dringend brauchen würden, nicht willens, wieder zurückzukehren“, so Doris Litz.

Ein wichtiger Grund dafür sind die von vielen Beschäftigten als eher ungünstig bewerteten Arbeitsbedingungen. Wer in der Gastronomie arbeitet, ist vor allem dann im Einsatz, wenn andere frei haben – am Wochenende und abends -, was sich meist deutlich auf Familienleben und Freundeskreis auswirkt. „Die zunehmend wichtige Balance zwischen Arbeit und Privatem ist nur schwer umsetzbar“, bewertet Doris Litz.
Die Bezahlung ist dagegen oft niedriger als in anderen Branchen.

Schon vor Corona beklagten viele Gastronomen, dass es immer schwerer werde, qualifiziertes Personal zu finden. Diese Probleme haben sich durch die Pandemie verschärft. Viele Arbeitgeber reagieren, indem sie das Angebot für Ihre Kunden einschränken – sei es durch verkürzte Öffnungszeiten oder etwa Einschränkungen beim Service. So gibt es Lokale, die nur noch an wenigen Tagen in der Woche öffnen, am Wochenende schließen, die Restaurantfläche verkleinern, keinen Mittagstisch mehr anbieten oder auf Selbstbedienung setzen.

Außerdem bemüht sich die Branche, für Beschäftigte attraktiver zu werden – sei es über mehr Freizeit (etwa auch am Wochenende), sonstige Vergünstigungen oder bessere Bezahlung. „Dabei gibt es viele verschiedene Lösungswege, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren“,so Litz. Für die Beschäftigten ist das positiv: Die Arbeitgeber müssen sich viel stärker an den Wünschen und Bedürfnissen ihre Beschäftigten orientieren, als dies früher der Fall war.
Verstärkt wird von der Branche auch Personal im Ausland gesucht, so Doris Litz.

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