Haus Thekla in Mendig: Tagespflege lässt Angehörige Kraft schöpfen
Eine davon ist das Haus Thekla in Mendig (Kreis Mayen-Koblenz). Sobald man durch die Tür tritt, hat man das Gefühl, willkommen zu sein. Aus der großen Küche, die sich zum Essbereich hin öffnet, duftet es gut. Die Gäste, wie sie von den Mitarbeiterinnen rund um die Pflegedienstleiterin Anke Reinhold und ihre Stellvertreterin Petra Keikert genannt werden, sitzen schon erwartungsfroh am Mittagstisch und unterhalten sich angeregt.
An diesem Morgen haben sie bereits das Frühstück zusammen eingenommen, die ersten Gäste kommen gegen 7 Uhr. Um 10 Uhr gibt es immer eine Zeitungsrunde, bei der aus der aktuellen Rhein-Zeitung vorgelesen wird. „Schlimme Unfälle oder andere Katastrophen sparen wir oft aus. Diese Generation hat schon genug Leid erlebt. Aber politisch diskutiert wird hier zuweilen schon“, sagt Anke Reinhold lachend.
Gespräche unter Gleichaltrigen
Tagespflegeeinrichtungen sind eine große Bereicherung für die älteren Menschen. Sie sind dort unter Gleichaltrigen, was oft bedeutet, dass sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben und daher leichter Gesprächsthemen finden. Und auch gemeinsame Interessen sind schnell ausgemacht.
Die Zeit bis zum Mittagessen gestalten die Pflegekräfte im Haus Thekla meist kreativ. Es wird gesungen, gespielt, gebastelt – je nachdem, was die Senioren gern machen. Plätzchen werden gern gemeinsam gebacken. „Die Gäste, die noch eine gute Feinmotorik haben, rollen den Teig zu Kugeln, wer das nicht mehr kann, drückt mit der Gabel ein schönes Muster auf die Plätzchen. So ist jeder beteiligt, der das möchte“, erklärt Petra Keikert.
Der Duft, der dabei durch die Räume zieht, ist besonders für demenzkranke Menschen wichtig. Daher wird im Haus Thekla auch täglich frisch gekocht. Der Geruch aus der Küche weckt die Lust aufs Essen. Appetitlosigkeit ist gerade bei Demenzkranken ein häufig auftretendes Problem. „Und wenn die dann das in einer weit entfernten Küche zubereitete Essen auf ihrem Teller serviert bekommen, vergeht ihnen die Lust aufs Essen“, berichtet Anke Reinhold. Im Haus Thekla wird aus diesem Grund wie bei einer großen Familie am Tisch gegessen, die Gäste sitzen zusammen mit den Mitarbeiterinnen, und dort werden auch erst die Teller gefüllt. Das weckt Erinnerungen, und in Gemeinschaft schmeckt es besser.
Nach dem Mittagessen ist Zeit für eine Pause. In zwei Räumen stehen gemütliche Ruhesessel, die sich großer Beliebtheit erfreuen. „Natürlich haben unsere Stammgäste ihren Lieblingssessel“, sagt Petra Keikert schmunzelnd. Der Nachmittag wird wieder kreativ verbracht, eine Kaffeepause mit meist selbst gebackenem Kuchen gehört auch dazu. Dann duftet es wieder hervorragend im ganzen Haus. Das Abendessen nehmen die Senioren wieder zu Hause bei ihrer Familie ein.
Die Möglichkeit der Tagespflege ist für die Angehörigen eine enorme Entlastung. Die Senioren können in der Regel nur einen Tag in der Woche, aber auch bis zu fünf Tage in eine Tagespflegeeinrichtung kommen. Im Haus Thekla gibt es durch die examinierten Pflegekräfte und die Ausstattung des Hauses auch die Möglichkeit, die Körperpflege dort machen zu lassen. „Manche Gäste werden uns im Jogginganzug gebracht. Dann übernehmen wir das Duschen und Anziehen“, berichtet Petra Keikert. Größtmögliche Entlastung für die pflegenden Angehörigen also, die an den Tagen entweder in Ruhe einkaufen gehen können oder einfach mal einen freien Tag haben, um Kraft zu sammeln.
Pflegesatz deckt Großteil der Kosten
Die Kosten für die Tagespflege werden zum großen Teil über den normalen Pflegesatz gedeckt, der bleibende Eigenanteil von rund 16 Euro pro Tag kann über das Entlastungsgeld finanziert werden. „Wir haben einige Gäste, die nichts privat zuzahlen müssen“, betont Anke Reinhold. Das liegt natürlich daran, wie oft sie ins Haus Thekla kommen. Da ihre Tagespflegeeinrichtungen – neben Haus Thekla in Mendig betreibt sie auch noch ein Haus in Ettringen – zwar gut besucht, aber nicht völlig ausgelastet sind, ist es derzeit gut möglich, einen Platz zu bekommen.
Anke Reinhold schüttelt den Kopf, wenn sie hört, dass viele pflegende Angehörige an ihre Grenzen kommen und aufgeben wollen. Bei allem Verständnis, das sie für die Belastungen hat: „Es gibt so viele Möglichkeiten, die einfach nicht genutzt werden. Viele haben den Gedanken im Kopf, dass sie die Eltern oder den Partner nicht abschieben wollen. Aber das ist doch Quatsch!“ Für Kinder gebe es doch auch Kitas, die würden doch auch nicht abgeschoben, sondern gefördert. „Und genau das passiert hier auch. Wir haben ganz oft Angehörige, die völlig erstaunt sind, dass nach einigen Wochen die Mutter wieder allein essen kann, weil wir hier die Motorik trainieren. Dazu hat man zu Hause eben nicht immer die Zeit und die Geduld, aber für uns ist es unser Job. Und den machen wir gern!“