Rheinland-Pfalz

Beck: Nach 25 Jahren endlich richtige Lehren aus Tschernobyl ziehen

1979 die Kernschmelze in Harrisburg (USA), 1986 die Atomkatastrophe von Tschernobyl. Es gab vor dem GAU in Japan „ausreichend Zeit zu lernen“, sagt Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) bei der Gedenkstunde für die Opfer von Tschernobyl bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) in Koblenz. Von der schwarz-gelben Bundesregierung erwartet er nun ein „ernst gemeintes, in sich schlüssiges“ Ausstiegsszenario, „weil Atomenergie nicht beherrschbar ist“. Das einzige AKW in Rheinland-Pfalz wird in Mülheim-Kärlich seit Jahren abgebaut.

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Rheinland-Pfalz. 1979 die Kernschmelze in Harrisburg (USA), 1986 die Atomkatastrophe von Tschernobyl. Es gab vor dem GAU in Japan „ausreichend Zeit zu lernen“, sagt Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) bei der Gedenkstunde für die Opfer von Tschernobyl bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) in Koblenz.

Von der schwarz-gelben Bundesregierung erwartet er nun ein „ernst gemeintes, in sich schlüssiges“ Ausstiegsszenario, „weil Atomenergie nicht beherrschbar ist“. Das einzige AKW in Rheinland-Pfalz wird in Mülheim-Kärlich seit Jahren abgebaut. Beck erinnert aber an die Potenz der Gefahr, wenn die Menschen im dicht besiedelten Neuwieder Becken hätten evakuiert werden müssen.

Wie Professor Klaus Traube (83), der sich vom Manager der Atomindustrie zum Atomkraftgegner wandelte, kann er Restzweifel am festen Willen der Bundesregierung erst abschütteln, wenn ein Gesetz vorliegt. Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel zunächst nur mit CDU-Ministerpräsidenten verhandelte und Beck dann als Sprecher der SPD-regierten Länder am Tag der Buga-Eröffnung terminlich ausschaltete, hat Becks „Vertrauen nicht vergrößert“.

Trotz aller Restzweifel hält Traube aber den Ausstieg aus der Atomkraft in Deutschland heute politisch für unumkehrbar. Der Experte erklärt, dass Fachleuten das Risiko immer bewusst gewesen ist, es aber mit einer „Wagenburgmentalität“ verdrängt worden ist. Keiner habe sich die grausamen Folgen eines GAUs konkret ausmalen wollen: „Evakuierungspläne wurden unter dem Deckel gehalten.“

Dabei gehören auch für Rheinland-Pfälzer die Folgen von Tschernobyl immer noch zum Alltag: Wildschweine sind noch mit Cäsium 134 belastet. Nach wie vor laden 46 Gruppen Tschernobyl-Kinder ein, damit sie sich gesundheitlich erholen. Die vom Land mit 1,5 Millionen Euro unterstützte Mitmenschlichkeit hat auch die Völkerverständigung enorm gefördert, wie Paul Neumann von der Tschernobyl-Initiative schildert.

Dass die Energiewende „schneller als behauptet“ gelingt, davon sind Beck und Umweltministerin Margit Conrad überzeugt. Rheinland-Pfalz könne durch den starken Ausbau von Kraft-Wärme-Kopplung bis 2030 zum Stromexporteur werden. In den Koalitionsverhandlungen ist auch vereinbart, dass die regionale Energieversorgung erleichtert wird, sagt Beck.

Von unserer Redakteurin Ursula Samary