Teheran

Porträt: Der leise Abschied eines Bösewichts

Für seine Anhänger ist Ahmadinedschad der gefeierte Führer einer neuen politischen Welle im Iran. Für seine Kritiker Auslöser der derzeitigen politischen und wirtschaftlichen Krise. Im August endet seine Ära. Bei der Präsidentenwahl 2005 sorgte der bis dahin unbekannte Mahmud Ahmadinedschad noch für eine faustdicke Überraschung und siegte haushoch gegen einen der mächtigsten Männer des Landes, Akbar Hashemi Rafsandschani.

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Vier Jahre später wurde er wiedergewählt, erneut mit deutlichem Vorsprung, obwohl diese Wahl von Vorwürfen der Manipulation überschattet war. In seiner achtjährigen Amtszeit sorgte der 56-jährige Bauingenieur für sehr viel Furore, meist aber im negativen Sinne. Seine Anhänger jedoch, die meisten von ihnen mit islamistischen Ansichten, sehen in ihm einen Helden. Für sie wird er als Initiator des iranischen Atomprogramms in die Geschichtsbücher eingehen.

Unter seiner Präsidentschaft wurde das Programm zur Urananreicherung auf 5 Prozent gestartet und später sogar auf 20 Prozent ausgeweitet. Trotz UN-Sanktionen wollte er nicht von dem Atomprogramm abweichen. „Für seine Anhänger war diese Politik mutig und gewagt, den Iran trieb sie aber in den Ruin“, sagt ein Politologe in Teheran. Noch kontroverser als die Atompolitik war seine Einstellung gegenüber Israel. Zunächst forderte er die „Ausradierung“ Israels, danach bezeichnete er den Holocaust als „Märchen“.

Jetzt geht Ahmadinedschads Amtszeit definitiv zu Ende. Er darf laut Verfassung kein drittes Mal antreten. Sein Lieblingskandidat und Schwiegersohn seines Sohnes, Esfandiar Rahim Maschaei, wurde für die Wahlen nicht zugelassen. Noch peinlicher war, als ihm zuletzt eine Rede zum 24. Todestag des Revolutionsführers Ruhollah Chomeini untersagt wurde, obwohl dies stets zum Protokoll gehört.