Plagiatsaffäre: Zu Guttenberg bediente sich beim Bundestag

Berlin – Karl-Theodor zu Guttenberg hat für seine Doktorarbeit offenbar mindestens sechs Expertisen verwendet, die er beim Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages angefordert hatte.

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Entgegen den wissenschaftlichen und parlamentarischen Regeln habe er die Quellen weder genannt noch die Genehmigung zur Veröffentlichung eingeholt, hieß es nach Angaben von Teilnehmern in einer Sitzung des Ältestenrates des Bundestages. Die Beweislage sei „deprimierend eindeutig“, wurde Bundestagspräsident Norbert Lammert zitiert.

Die Universität Bayreuth kündigte an, auch nach der Rücknahme des Doktorgrades die Arbeit von Guttenberg weiterhin überprüfen zu wollen. Dabei werde die Kommission zur Selbstkontrolle in der Wissenschaft auch untersuchen, „ob es Hinweise auf eine Täuschung gibt“. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier zeigte sich erfreut über diese Nachricht und bezeichnete Guttenberg als „Minister auf Abruf“.

Gleichzeitig wies die Universität Medienberichte zurück, nach denen Guttenberg während der Promotionszeit auch als Sponsor der Uni aktiv gewesen sei. Die Röhn-Klinikum AG, in deren Aufsichtsrat Guttenberg bis 2002 saß, hatte nach eigenen Angaben zwischen 1999 und 2006 insgesamt knapp 750 000 Euro an die Universität gezahlt. Das sei kein Sponsoring gewesen, unterstrich Uni-Präsident Rüdiger Bormann, sondern sei auf der Grundlage eines Vertrages zwischen Röhn Klinikum, Bayern und Techniker-Krankenkasse erfolgt, um qualifizierten Nachwuchs zu fördern.

Die Internet-Rechercheure der Plattform „GuttenPlag“, die über 270 Plagiate in der Doktorarbeit Guttenbergs herausgefunden und im Netz präsentiert hatten, wollen nun weitere Doktorarbeiten von Spitzenpolitikern unter die Lupe nehmen – darunter die Arbeiten von Kanzlerin Angela Merkel, Vizekanzler Guido Westerwelle und weiterer Bundesminister.