Berlin

Personal: Gabriel wagt sich auf den Schleudersitz

Ganz so friedlich und einmütig, wie es Parteichef Sigmar Gabriel darstellt, dürfte die Postenverteilung auch bei der SPD nicht verlaufen sein. Als der SPDVorsitzende mit dem künftigen Regierungsteam vor die Presse tritt, sehen nicht alle glücklich aus. Er selbst wagt sich auf einen echten Schleudersitz.

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Gabriel verzichtet darauf, sich das für die SPD so wichtige und prestigeträchtige Arbeits- und Sozialministerium zu greifen. Als Vizekanzler führt er zwar mit dem Ressort Wirtschaft und Energie künftig ein echtes Superministerium. Krachendes Scheitern ist auf diesem neuen Stuhl allerdings nicht ausgeschlossen.

Gelingt ihm tatsächlich der große Wurf bei der Energiewende, verdient er sich damit natürlich einen Platz in den Geschichtsbüchern. Der langjährige parlamentarische Geschäftsführer Thomas Oppermann wurde von Gabriel zwar als der neue starke und erfahrene Kopf an der Fraktionsspitze gepriesen. Frank-Walter Steinmeier, der nun erneut Außenminister wird, auf dieser Position zu beerben, zählte aber ganz sicher nicht zu Oppermanns Wunschträumen.

Der 59-jährige Niedersachse hatte nach jahrelanger Frontarbeit an der Spitze der Oppositionsfraktion eigentlich Innen- oder Justizminister werden wollen und galt dafür auch lange als gesetzt. Dass er nun doch Fraktionschef wird, dürfte allein der Tatsache geschuldet sein, dass die Fraktion niemanden mit ähnlichem Format wie Oppermann aufzubieten hat.

Ein echter Überraschungscoup gelang Gabriel auch mit dem bundespolitisch bisher unbeschlagenen Saarländer Heiko Maas. Erfahrungen mit der Großen Koalition hat Maas jedenfalls. Im Saarland ist er Wirtschaftsminister unter CDU-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, nachdem er dort mehrfach mit dem Ziel gescheitert war, selbst Ministerpräsident zu werden.

Nach rheinland-pfälzischem Vorbild wird er künftig die Themen Justiz und Verbraucherschutz in einem Ministerium bündeln. Klare Gewinnerin auf SPD-Ministerseite ist Andrea Nahles. Nach Jahren der Kärrnerarbeit als Generalsekretärin neben dem launischen Parteichef steht sie nun an der Spitze des Ressorts Arbeit und Soziales, das die sozialen Wohltaten verteilen und verkünden darf.

Ihre Partei hatte sie erst vor wenigen Wochen mit dem schlechtesten Ergebnis des Parteitags auf dem Posten der Generalsekretärin bestätigt. Dass sie nun mit ihrem Herzensressort belohnt wird, dürfte sie dafür umfassend entschädigen.