Klaus Reimann erlebt Terror-Alptraum: Paris ist eine Geisterstadt geworden

Der Morgen danach fühlt sich noch genau so surreal an wie all das, was am Abend zuvor wie ein schlechter Film an einem vorüber gezogen ist. Nur, dass es eben kein Film war und ist, sondern die bittere, unfassbare Realität.

Lesezeit: 7 Minuten
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Was als Fußballspiel begann, entwickelte sich nach und nach zu einer albtraumhaften Szenerie – Paris ist zu einer Geisterstadt geworden. Eine Metropole, über die sich eine gespenstische, trügerische Ruhe gelegt hat.

Geisterstadt Paris
Geisterstadt Paris
Foto: dpa

Bleierne Zeit im Schatten des Terrors.

Die Gefühlslage schwankt zwischen Erleichterung, dem ganzen Irrsinn entronnen zu sein und Entsetzen über das, was in unmittelbarer Nähe passiert ist. Was gar nicht richtig greifbar ist. Nah, und doch so fern. Dieser feige Akt religiös motivierten Terrors, der rund 120 Menschen in den Tod gerissen hat. Dieses Leid. Diese Angst – die selber in einem hochgekrochen ist, weil urplötzlich nichts mehr sicher war.

Polizei vor dem Bataclan-Theater in Paris: Hier starben die meisten der Terroropfer.

Julien Warnand/ Julien Warnand

In Deckung: Ein französischer Polizist nahe dem Restaurant „Le Petit Cambodge“.

Etienne Laurent/ Etienne Laurent

Passanten stehen in der Nähe der Konzerthalle «Bataclan» in Paris.

Yoan Valat/ Yoan Valat

Polizisten haben in der Terrornacht von Paris einen Verdächtigen auf den Boden gezwungen.

Yoan Valat/ Yoan Valat

Der Musikclub «Bataclan» ist einer der Orte in Paris auf den ein Terroranschlag verübt wurde.

Christophe Petit Tesson/ Christophe Petit Tesson

Verwundete werden aus der Konzerthalle Bataclan in Sicherheit gebracht.

dpanitf3/ Yoan Valat

Ein Verwundeter Mann wird von Hilfskräften versorgt.

Ian Langsdon/ Ian Langsdon

Überlebende werden aus der Umgebung der Pariser Konzerthalle Bataclan weggebracht, wo die Terroristen um sich geschossen hatten.

Christophe Petit Tesson/ Christophe Petit Tesson

Verletzten wird vor dem Bataclan Theater geholfen.

Yoan Valat/ Yoan Valat

Eine französische Flagge im Stade de France

Uwe Anspach/dpa

Frankreichs Präsident Francois Hollande im Stade de France zum Zeitpunkt nach der ersten Explosion.

Christelle Alix / Elysee palace/ Christelle Alix / Elysee palace

Trainer Didier Deschamps wird nach den Anschlägen in Paris wohl nicht mit seinem Team nach England fahren.

Ian Langsdon/ Ian Langsdon

Joachim Löw hält sich mit der deutschen Nationalmannschaft im Stade de France auf.

Ian Langsdon/ Ian Langsdon

Der deutsche Mannschaftsbus im Parkdeck des Stade de Fance in Paris: Die Fußball-Nationalspieler wurden aus Sicherheitsgründen in Kleinbussen aus dem gebracht.

dpanitf3/ Uwe Anspach

Oliver Bierhoff zeigt sich von den Ereignissen in Paris betroffen.

Peter Kneffel/ Peter Kneffel

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Präsident Francois Hollande (M.), Premierminister Manuel Valls (l.) und Innenminister Bernard Cazeneuve (r.) bei einem Krisentreffen.

dpanitf3/ Christelle Alix/Elyseepalast

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

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Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Eine Nationim Ausnahmezustand: Bei einer Welle von Terror-Angriffen sind am Freitagabend in Paris 130 Menschen getötet worden, 352 verletz weitere wurden verletzt.

dpa

Was bleibt hängen von einem Abend, einer Nacht des wachsenden Schreckens? Es sind Bildersequenzen, Gedankenfetzen, Gefühlschaos. Die erste von zwei ohrenbetäubenden Detonationen in unmittelbarer Nähe des Stade de France. Diese Ruhe im weiten Rund in den Sekunden nach dem Knall. Die Erinnerung an die Bombendrohung vom Mittag im deutschen Teamhotel. Die Frage, ob dieser Knall womöglich einen terroristischen Hintergrund hat, wird schnell verdrängt. Auch eine zweite Detonation will einen lieber an fehlgeleitete Fans denken lassen.

Doch in der zweiten Halbzeit des Spiels sickert auf den Tribünen immer mehr durch vom Geschehen außerhalb des Stadions. Von Schießereien in der Stadt ist die Rede, von Toten. Nach Schlusspfiff wird dann endgültig klar, dass der Fußball an diesem Abend keine Rolle mehr spielen wird. Es herrscht Unruhe in der Arena. Auf dem Gang zur Pressekonferenz werden die Journalisten von wild gestikulierenden und lautstark anweisenden Sicherheitskräften zurück ins Stadion gedrängt.

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Weil Ausgänge gesperrt sind, sammeln sich Tausende Besucher des Spiels im Innenraum. Der Rasen ist bevölkert von ratlosen Menschen. Was passiert hier gerade? Live-Ticker geben Gewissheit über das Unheil, das über Paris losgebrochen ist. Live-Tweets erzählen die dramatische Geschichte derer, die im Club Bataclan in diesen Minuten um ihr Leben bangen. Die Stimmung ist angespannt, aber nicht panisch. Sicherheitskräfte gehen durch die Sitzreihen, suchen nach möglichen weiteren Bomben. Ein bisschen spät, so der erste Gedanke.

Nach den Attentaten
Polizisten in Schutzanzügen sichern vor dem Cafe Comptoir Voltaire in Paris Spuren.
Foto: Marius Becker

Im Stadion bleiben, das Weite suchen, ins Hotel kommen, wie auch immer? Anweisungen gibt es keine, in diesen Momenten ist jeder auf sich allein gestellt. Nicht die Metro nehmen, bloß nicht auf die Straßen gehen, das sind die Botschaften von Außen, die einen via SMS oder Whatsapp erreichen. Aber ne ganze Nacht im Stadion?

Schließlich geht es in der Gruppe raus. Richtung Bahnhof. Es sollen doch noch Züge fahren, heißt es. Draußen vor der Arena überall Polizisten, schwer bewaffnet, gerüstet wie für den Krieg. Gegen einen unsichtbaren Gegner. Der lauert überall. Bange Blicke auf dem Weg zum Bahnhof St. Denis. Fahren die Züge auch? Keiner weiß Genaues. Am Bahnhof dann warten, beratschlagen. Lieber zu Fuß in die Stadt oder doch auf die Bahn warten? Dann die Durchsage, es werden Züge eingesetzt. Zum Gare du Nord. Das Hotel liegt dummerweise im selben Arrondissement wie ein Teil der Anschläge, ist aber glücklicherweise nur zehn Fußminuten vom Gare du Nord entfernt. Wird schon.

Im Zug selbst dann wieder diese trügerische Ruhe.

Die Menschen stehen dicht gedrängt, jeder hängt seinen Gedanken nach. Was hätte alles passieren können, wären die Selbstmordattentäter bis ins Stadion gedrungen? Man muss sich zwingen, das Szenario nicht zu Ende zu denken.

Angekommen am Gare du Nord wieder überall Polizisten, Sicherheitskräfte, die die Masse zu den Ausgängen drängen. Wo müssen sie hin, wie kommen sie dorthin? Beeilen sie sich, halten sie sich nicht länger auf den Straßen auf als nötig. Dann der Bahnhofsvorplatz – und erneut gespenstische Stille. Es ist kurz nach 1 Uhr. Freitagnacht. Wo sonst das Leben pulsiert,Menschen aus Restaurants kommen und in Bars und Clubs drängen, wo Paris ins Nachtleben startet – nichts. Kaum Menschen auf den Gehwegen. Und wenn, stehen sie grüppchenweise zusammen, diskutieren. Aber selbst das im Flüsterton.

An den Kreuzungen Polizei, vereinzelt rasen Krankenwagen mit Blaulicht vorbei. Wer unterwegs ist, tut das imLaufschritt. Die Restaurants und Bars sind fast alle geschlossen, die Vorhänge oft verschlossen, die Fensterläden zugezogen. Dann endlich, im Hotel angekommen. Bis dahin ein Teil der Ereignisse in der Stadt und doch irgendwie isoliert und viel zu sehr damit beschäftigt, in Sicherheit zu kommen, wird einem bei den Bildern im Fernsehen, beim Blick ins Internet erst das ganze Ausmaß der Tragödie klar.

Was bleibt von diesemAbend, von dieser Nacht? Auch die vielen Nachrichten über die sozialen Medien, die einen von Freunden und Bekannten erreichen. Wie geht es dir? Die Besorgnis, die aus diesen kurzen Mitteilungen spricht. Pass auf dich auf! Mach, dass du heim kommst! Wenn das so einfach wäre. Und der nächste Gedanke: 120 Menschen waren an diesem Abend in Paris im falschen Moment am falschen Ort. Sie werden nie mehr heimkehren.

Klaus Reimann: „Tote und Terror...“ – Erste Reaktion auf die Anschläge von Paris