Rheinland-Pfalz

Der Pfälzer Roland Vogt ließ die Sonne aufgehen

Roland Vogt aus Bad Dürkheim, das erste rheinland-pfälzische Grünen-Mitglied des Bundestages, ist so etwas wie ein (fast) vergessener Held der Partei: Der Friedensaktivist ist der Erfinder des Sonnenblumen- Symbols, das heute weltweit das Markenzeichen von Grünen ist.

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Rheinland-Pfalz – Roland Vogt aus Bad Dürkheim, das erste rheinland-pfälzische Grünen-Mitglied des Bundestages, ist so etwas wie ein (fast) vergessener Held der Partei: Der Friedensaktivist ist der Erfinder des Sonnenblumen- Symbols, das heute weltweit das Markenzeichen von Grünen ist.

Die Idee hatte der heute 72-Jährige, als er mit der Gründungs-Ikone Petra Kelly in einem tristen Bonner Souterrain- Büro zwischen Bonner CDU- und SPD-Zentrale überlegte, welches Symbol denn die erste bundesweite Liste für die Europawahl 1979 haben könnte. Kelly und Vogt waren die ersten Spitzenkandidaten einer Bundesliste für die verschiedenen Friedens- und Anti-Atomkraft- und Umweltaktivisten bei der Europawahl 1979.

Der eine Verband hatte als Wappen „den Igel, andere die Distel“. Vogt, Jurist und Politologe, erinnert sich gut an seinen Geistesblitz. Beim Nachdenken fiel sein Blick auf die Zeitschrift „Forum Europa“, die er damals mit Kelly und Jo Leinen (SPD) herausgab. Auf dem Heft prangte eine Sonnenblume mit einem lachenden Gesicht, die er auf die Rückseite platziert hatte.

Das Blumensymbol gefiel auch dem Vorstand. Nur die beauftragte Künstlerwerkstatt riet vom lachenden Gesicht (Symbol der Anti-Atomkraft-Bewegung) ab, wie sich Vogt im Gespräch mit unserer Zeitung erinnert. So ist mit Sonnenblume pur „ein zeitloses Symbol entstanden“, sagt der Ergraute nicht ohne Stolz.

Dass die etablierten Parteien 1979 flugs vor der Europawahl die 5-Prozent-Hürde gegen die Revoluzzer aufbaute, damit hadert Vogt noch heute. Denn die galt in anderen Nationen nicht. Dass sie verfassungswidrig ist, wurde aber in Deutschland erst 2011 erklärt. „Unser Antrag wurde damals nicht einmal angenommen.“

Vor 30 Jahren zog Vogt dann mit Kelly aber in den Bundestag ein. Nur musste er den wegen des Rotationsprinzips nach zwei Jahren schon wieder verlassen. „Schwachsinn“ nennt er heute die alte Regel. Die Sonne, die Vogt (er gestaltete später in Badenburg 15 Jahre die Konversion) aufgehen ließ, leuchtete für die Grünen in Rheinland- Pfalz spät.

In der Bundespartei galten sie lange als Banalos. Als sie mit dem Wahlerfolg von 2011 (15,4 Prozent) plötzlich viele Posten zu verteilen hatten, war Vogt zu alt. Zum Zuge kamen aber seine Nachfolger. Diplom-Betriebswirt Willi Tatge (Ludwigshafen), der ihn in Bonn ablöste, ist heute Vizepräsident der Struktur- und Genehmigungsbehörde (SGD) Süd in Neustadt/Pfalz.

Der dann 1987 folgende Uwe Hüser (Koblenz) ist inzwischen Staatssekretär im grünen Wirtschaftsministerium von Eveline Lemke, die dienstälteste Abgeordnete Ulrike Höfken (1994 bis 2011) ist Landwirtschaftsministerin.

Heute sind die Grünen keine Anti-Partei mehr. An der Macht schlucken sie inzwischen auch Kröten (am Flughafen Hahn oder an der Moselbrücke). Ob es nach dem Geschmack der Wähler zu viele oder zu wenige sind, wird sich bei der Landtagswahl 2016 zeigen.

Von unserer Redakteurin Ursula Samary