Die Genossen der Verbandsgemeinde Rüdesheim, größte VG im Kreis, winken ab, stellen keinen Urwahl-Kandidaten. Weil sie denken: Wir haben keine Chance. Ist das wirklich so?
Hat nicht jeder „Herrscher“ – selbst wenn er noch so sehr dominiert wie Bürgermeister und Christdemokrat Markus Lüttger – seine Schwächen, die einer Alternative Aufwind gäben? Der Schritt der SPD hat von allem etwas.
Er ist gewagt, denn mit dem Verzicht nimmt man der Parteibasis ein Stück Selbstbewusstsein. Aber er ist auch mutig in Zeiten, da in der Politik jeder immer alles können, alles wissen und ständig siegen muss.
Und er ist ein Eingeständnis: Wir haben niemanden, der will und mit Erfolgsaussicht antreten könnte (Diese Erkenntnis wünschte man der Bundes-SPD, in der sich permanent die Falschen an die Spitze wühlen.).
Hinter der Schonhaltung, niemanden verheizen zu wollen, lesen wir jedoch auch heraus: Seit 2008 hat es die SPD, die zwölf Sitze im VG-Rat innehat (CDU: 17 Sitze) und in Michael Schaller bis 31. Mai 2018 den hauptamtlichen VG-Beigeordneten stellt, versäumt, einen Lüttger-Herausforderer aufzubauen. Und sie hat keine Inhalte, die sich von denen der CDU unterscheiden. Die Genossen rund um Rüdesheim hatten es in der Hand – und verweigern sich.
Dabei lebt Demokratie doch grade von der Auswahl an Kandidaten mit eigenem Profil.Kann die SPD um Vorsitzenden Michael Schaller und Fraktionschef Markus Stein vom Normalbürger, vor welchen Urnengängen auch immer, künftig da noch glaubwürdig fordern: „Gehen Sie wählen“?
Das Fatale des Verzichts: Wer sich nicht stellt, wird nicht wahrgenommen. Versinkt die SPD als Bürgermeister-CDU-Wahlverein in der Bedeutungslosigkeit? Die fusionsbedingt vorgezogene VG-Ratswahl am 18. Februar 2018 wird es zeigen.
E-Mail: stefan.munzlinger@rhein-zeitung.net