Mainz

Wahlpanne: Fast wär's schlimmer gekommen

Auszählung unter den kritischen Augen der Öffentlichkeit: Die Verwaltungsmitarbeiter Andreas Drubba, Brigitte Lehn und Wahlleiter Norbert Meixner machten im Rathaus alles richtig.
Auszählung unter den kritischen Augen der Öffentlichkeit: Die Verwaltungsmitarbeiter Andreas Drubba, Brigitte Lehn und Wahlleiter Norbert Meixner machten im Rathaus alles richtig. Foto: Bernd Eßling

Wenn es nach dem Wahlflop im Stimmbezirk 6106 eine gute Nachricht gibt, dann sicher die: Es hätte schlimmer kommen können. Viel hat nicht gefehlt, dann wären die Wähler in Lerchenberg sogar noch einmal an die Urnen gerufen worden. 

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Mainz – Wenn es nach dem Wahlflop im Stimmbezirk 6106 eine gute Nachricht gibt, dann sicher die: Es hätte schlimmer kommen können.

Viel hat nicht gefehlt, dann wären die Wähler in Lerchenberg sogar noch einmal an die Urnen gerufen worden. Wolfgang Reichels (CDU) Vorsprung oder der seiner SPD-Konkurrentin Doris Ahnen hätten dazu am Ende bei zwei statt 13 Stimmen liegen müssen.

Zwei Wähler, das bestätigt auch Oberbürgermeister Jens Beutel (SPD), sind in Lerchenberg unverrichteter Dinge wieder abgezogen, weil das Wahllokal Bürgerhaus erst verspätet seine Türen geöffnet hatte. Im Normalfall kein Grund für eine Wahlanfechtung, schließlich ändern zwei Stimmen ja nicht viel. Aber was ist hier schon normal?

Normal ist es wohl schon, dass Menschen Fehler machen, insbesondere ehrenamtliche Helfer ohne besondere Vorbildung. Warum es am Wahlabend jedoch gleich zu einer Bündelung von Fehlern kam, danach forscht die Verwaltung intern noch. OB Beutel hofft, am Donnerstag bei der Sitzung des Wahlausschusses mehr dazu sagen zu können.

Schieres Unwissen

Am Anfang der Unheilkette stand offenbar schieres Unwissen: Die Wahlhelfer in der Hechtsheimer Ludwig-Strecker-Straße wussten nicht, dass ihr Stimmbezirk zu den stadtweit acht „repräsentativen“ Bezirken gehört, in denen auf Wunsch des Landeswahlleiters die Briefwahlstimmen zusammen mit den Urnenstimmen gezählt werden. Aus diesem Unwissen ergab sich dann logisch, dass die Helfer nichts mit der Kiste voller Wahlbriefe anzufangen wussten und diese ungeöffnet zum Briefwahlbüro in der IGS Bretzenheim schickten.

Warum dort dann keine Alarmglocken schrillten, ist eine der noch zu klärenden Fragen. Und warum ist nicht schon am Wahlabend aufgefallen, dass noch eine Kiste mit ungeöffneten Wahlbriefen herumstand? Erst am Montag stellte sich auch heraus, dass laut Wahlniederschrift keine Briefwahlstimmen ausgezählt worden waren – was in dem „repräsentativen Stimmbezirk“ ja nicht stimmen konnte.

Schlechte Stimmung

Stadtsprecher Markus Biagioni hält schon mal fest, dass jedenfalls kein böser Wille am Werk war. Was nichts an der schlechten Stimmung ändert – aus Sicht Wolfgang Reichels hätte gerade bei einem so knappen Ergebnis ohnehin nachgezählt werden müssen. Mächtig geärgert hat sich der scheidende Mainzer Umweltdezernent dann noch über seine Kontrahentin Doris Ahnen – ein Ärger, dem er auf seiner „Facebook“-Seite Luft machte: „Ich bedanke mich nicht bei meiner Mitbewerberin, da sie es nicht für nötig gehalten hat, mir heute zu gratulieren. Ich habe es gestern getan, obwohl ich gestern schon gewonnen hatte, es aber noch nicht wusste.“

Dem OB verübelte Reichel, ihm das Ergebnis nicht nach der Nachzählung mitgeteilt zu haben. Ob da der Blumenstrauß als Wiedergutmachung ausreichte, den Beutel gestern mit in den Stadtvorstand brachte, ist fraglich. Joachim Knapp