Mainz

Taubenplage nervt Bürger

Taubendreck
Ostturm des Doms: Tauben fühlen sich hier wohl. Foto: Bernd Eßling (Archiv)

Ob Kirchen, Schulen oder öffentliche Plätze: Heerscharen von Tauben tummeln sich in der Mainzer City. Der ätzende Kot verdreckt nicht nur Fassaden, sondern greift auch die Bausubstanz an. Genervte Bürger fordern: Die Stadt muss etwas gegen die Taubenplage tun. Doch die will davon nichts wissen.

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Besonders arg in Mitleidenschaft gezogen ist der Dom. Seit Neustem ist auch der Kreuzgang verschmutzt„, klagt Domdekan Heinz Heckwolf. “Wir kommen mit dem Säuberung nicht nach„. Für die Reinigung und das Anbringen von Netzen hat das Bistum 12 000 Euro hingeblättert. Doch die Tauben fliegen unter den Netzen durch. Den Kreuzgang mit einem mechanischen Abwehrverfahren zu schützen, würde laut Heckwolf 65 000 Euro kosten. So der Voranschlag.

Die Stadt soll etwas tun

Gastronom Dieter Grünewald deutet auf den Obelisken am Neubrunnenplatz. Dort wimmelt es nur so von den “Ratten der Lüfte„, die Hinterlassenschaften sind deutlich sichtbar. “Es ist eine Katastrophe„, schüttelt Grünewald ob der Untätigkeit der Stadt den Kopf. Und Landesdenkmalpfleger Joachim Glatz ist sicher: “Die Taubenplage nimmt zu, es ist ein akutes Problem, für dessen Lösung die Stadt mitverantwortlich ist.„

Doch im Rathaus sieht man sich nicht in der Pflicht. “Die Tauben sind keine Angelegenheit der Stadt„, macht Pressesprecher Ralf Peterhanwahr klar. Er schätzt die Population in Mainz auf 7000 bis 9000 Tiere. “Das ist normal für eine Stadt dieser Größe.„ Zwar müssen Bürger, die gegen das Fütterungsverbot verstoßen, mit Bußgeld rechnen. Auch die ausgewiesenen Plätze, an denen die Tiere bislang gefüttert werden durften, sind nun tabu. Doch für weitergehende Aktionen besteht laut Peterhanwahr kein Bedarf. Wenn das Tierheim im Stadtgebiet einen Taubenschlag errichte und in Eigenregie betreut, könnte die Stadt das unter Umständen finanziell unterstützen. In solchen Schlägen werden die Taubeneier gegen Gipseier ausgetauscht, was dazu führen soll, dass sich der Taubenbestand stark reduziert. Auch für Futter wird gesorgt. Doch: “Die Betreuer verlieren schnell die Begeisterung an dieser Aufgabe„, schildert der Pressesprecher ein Problem. “Daher haben wir Taubenschläge immer abgelehnt.„

Eine positive Gipsei-Bilanz

Im Tierheim hat man gute Erfahrungen mit dem ersten Schlag gemacht, der im Juni 2011 für 25 000 Euro auf dem Gelände für 300 Tauben eingerichtet wurde. “Wir haben bis zu 100 Tiere weniger hier„, zieht Tierheim-Leiterin Anja Kunze Bilanz. Für die Betreuung eines weiteren Schlags hat sie beim Verein Stadttaubenprojekt Frankfurt nachgefragt.

Dessen Vereinsmitglieder sind auch in Wiesbaden im Einsatz und betreuen seit vier Jahren dort drei Schläge. Peter Erkel vom Ordnungsamt informiert, dass die Taubenpopulation von 6000 auf 4000 geschrumpft. “Wir tauschen jährlich 2000 Eier aus. Unser Ziel ist es, bis zu acht Schläge einzurichten„, sagt Erkel. “Damit wäre das Taubenproblem weitgehend gelöst.

Eine Lösung, die es nicht umsonst gibt: 4000 Euro kosten Futter und Reparatur der drei Schläge in Wiesbaden. Dazu 1000 Euro pro Monat für Reinigung sowie 300 Euro für die Betreuung. Taubenschläge haben noch einen positiven Nebeneffekt: „Die Tiere sind tagsüber meist im Schlag und bleiben dank artgerechter Nahrung gesund“, sagt Erkel.

Sabine Jakob