Studie: Niedrige Einkommen behindern Demokratie

Bayreuth – Eine umstrittene Theorie ist nach Darstellung von Forschern jetzt empirisch nachgewiesen: Je höher das Pro-Kopf-Einkommen der Bürger, desto ausgeprägter sind auch die demokratischen Strukturen eines Landes.

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In jüngster Zeit sei ein Zusammenhang zwischen Wohlstand und Demokratisierung als historischer Zufall abgetan worden. Doch es war kein Zufall, erklären jetzt Wissenschaftler der Uni Bayreuth. Seit den 50er-Jahren hatten Wissenschaftler verschiedener Disziplinen die Auffassung vertreten, dass zunehmender Wohlstand auch demokratische Strukturen fördert. Für diese umstrittene Theorie wollen die Forscher den Nachwies erbracht haben. „Wir finden einen robusten positiven Zusammenhang“, sagte Professor Mario Lach, Inhaber des Lehrstuhls für empirische Wirtschaftsforschung. Die von ihm geleitete und nun in den Economic Letters veröffentlichte Studie hat die ökonomische und politische Entwicklung in 150 Ländern auf allen Kontinenten miteinander verglichen.

Den Studienergebnissen nach sei es fraglich, ob China bei weiter steigendem Lebensstandard auf Dauer am autoritären Einparteiensystem festhalten könne. „Wenn unsere Berechnungen zutreffen, könnte sich China wohl langfristig in Richtung eines demokratischeren politischen Systems entwickeln“, meint Mitautor Benedikt Heid.

Im Umkehrschluss sind die Autoren für den arabischen Frühling skeptischer: "Unsere Untersuchung gibt Anlass zur Skepsis, wenn man berücksichtigt, dass das Einkommensniveau breiter Bevölkerungskreise in den arabischen Ländern ziemlich niedrig ist.“

Als Grundlage für ihre Daten nahmen die Forscher die Studien des Polity IV Projects vom Center for Systemic Peace und dem Center for Global Policy sowie Angaben der Nichtregierungsorganisation Freedom House, die seit den 1970er Jahren über die Entwicklung von Demokratie und Freiheit in vielen Staaten der Welt berichtet. Diese Daten waren ins Verhältnis gesetzt worden zu den Wirtschaftsdaten aus den Penn World Tables.