Salzburg

Salzburger Festspiele: Klotzen statt kleckern

Beim Abschied in der Oper Zürich, wo er seit 1991 Intendant war, ließ sich Alexander Pereira in Verdis „Falstaff“ freiwillig Hörner aufsetzen.
Beim Abschied in der Oper Zürich, wo er seit 1991 Intendant war, ließ sich Alexander Pereira in Verdis „Falstaff“ freiwillig Hörner aufsetzen. Foto: dpa

Meditativ gelang zum vergangenen Wochenende der Auftakt mit Haydns „Schöpfung“ – gelöst und glanzvoll soll der Schluss mit einem schillernden Festspielball ausfallen. Der neue Intendant Alexander Pereira fächert in seiner Antrittssaison das künstlerische und gesellschaftliche Spektrum bei den Salzburger Festspielen weit auf.

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Salzburg. Meditativ gelang zum vergangenen Wochenende der Auftakt mit Haydns „Schöpfung“ – gelöst und glanzvoll soll der Schluss mit einem schillernden Festspielball ausfallen. Der neue Intendant Alexander Pereira fächert in seiner Antrittssaison das künstlerische und gesellschaftliche Spektrum bei den Salzburger Festspielen weit auf. Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf hält mit Überraschungen am Theater dagegen.

Mit Schwung serviert Pereira den gediegenen Salzburgern erstmals so Populäres wie Giacomo Puccinis „La Bohème“. Er freue sich darauf, den „Puccini-Bann“ bei dem Festival zu brechen, kündigte der neue Chef provokant an. Andererseits mutet er der Festspielgemeinde aber auch so Sperriges wie Zimmermanns „Die Soldaten“ in der Felsenreitschule zu. Und in Sachen Mozart spielt „der Neue“ versöhnlich ein As aus: Kein Geringerer als der Alte-Musik-Spezialist Nikolaus Harnoncourt kümmert sich in der Opern-Eröffnungspremiere um die vielschichtige „Zauberflöte“.

Theaterchef Sven-Eric Bechtolf, selbst Regisseur und Schauspieler, setzt auf große Namen wie Regie-Schwergewicht Andrea Breth, die sich Kleists „Der Prinz von Homburg“ vornimmt. Daneben sollen schillernde Gäste wie Irina Brook internationalen Glanz an die Salzach bringen. Der aktuellen österreichischen Szene wird etwa mit der Uraufführung von „Meine Bienen. Eine Schneise“ des Tiroler Autors Händl Klaus prominent Platz eingeräumt.

Pereira übernimmt das Festival, das sich zu den weltweit wichtigsten Festspielen der Hochkultur rechnet, nach einigen turbulenten Jahren. Denn nach der prägenden Karajan-Zeit und der konfliktreichen Ära Mortier gab es seit 2007 nur noch kurze Amtszeiten.

Peter Ruzicka, dessen fünfjährige Intendanz vorrangig durch das Mozartjahr 2006 definiert war, gab den Stab an Jürgen Flimm weiter. Der schmiss aber noch vor Ablaufdatum hin, um nach Berlin zu gehen. Übergangsweise zog mit Markus Hinterhäuser ein Künstler die Fäden, der seiner einzigen Saison 2011 ein bemerkenswert prägnantes Profil verlieh.

Das Kommen und Gehen soll nun mit Pereira ein Ende nehmen, der schließlich auch als Zürcher Opernchef Beständigkeit bewiesen hatte. Diese Ausdauer, gepaart mit seinem Ruf als kunstsinniges Finanzgenie, veranlasste das Festspielkuratorium, Pereira Vorschusslorbeeren in Form einer beträchtlichen Aufstockung des Budgets auf 57 Millionen Euro zu genehmigen.

Doch Pereira denkt nicht daran, sich damit zu bescheiden. Der Kulturmanager, von dem Medien schreiben, er greife nach den Sternen und sei erst zufrieden, wenn aus einem Weltkulturfestival ein universelles Ereignis geworden ist, sorgte pünktlich vor Saisonbeginn für ordentlich Theaterdonner in Salzburg.

Noch bevor seine erste, bereits teurer, länger und exklusiver angelegte Saison startete, forderte er für das kommende Jahr eine erneute Erhöhung des Budgets. Schließlich ist ein doppeltes Gedenkjahr an Verdi und Wagner zu bestreiten, und neue Sponsoren lassen sich nur gewinnen, wenn Glanz in Aussicht steht.

Die großen Träume des 64-Jährigen waren den Salzburger Finanzverantwortlichen zu wild. Doch zur Salzburger Dramaturgie gehört auch, dass sich die zuverlässig ausbrechenden Skandale pünktlich wieder beruhigen.

Der Kultur-Fernsehsender Arte überträgt am 29. Juli einen Tag in Salzburg: „Claudio Abbado dirigiert Schubert“ (14.05 Uhr), „Der Neue – Ein Porträt“ über den Intendanten Alexander Pereira (16 Uhr), „Hagen Quartett und Zürcher Ballett“ (17.25 Uhr), „Nikolaus Harnoncourt dirigiert Mozart“ (16.30 Uhr). Am 30. Juli ab 20.15 Uhr überträgt Arte die Aufführung von Mozarts „Zauberflöte“ in der Inszenierung von Jens-Daniel Herzog und unter musikalischer Leitung von Nikolaus Harnoncourt.

Irmgard Rieger