Mainz

Rosenmontag: Wagenbauer hatte Wulffs „K.O.“ schon eingeplant

... der als angeschlagener Boxer mit einem blauen Auge dargestellt ist.
... der als angeschlagener Boxer mit einem blauen Auge dargestellt ist. Foto: dpa

Bundespräsident Wulff hält die Narren auf Trab. Bei Wagenbauer Dieter Wenger in Mombach geht's jedenfalls rund und Sitzungspräsident Hans-Peter Betz fürchtet um die Fernsehfastnacht.

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Mainz – Hans-Peter Betz, Präsident der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht“ hat seinen Vortrag als „Guddi Gutenberg“ bereits umgeschrieben.

Es hat ihn doch noch erwischt: Christian Wulff ist als Bundespräsident...

Harry Braun

...k.o. gegangen. Anne Morozova (19), studentische Aushilfe, sorgt fürs passende Schild.

Harry Braun

Am Freitagmittag hatte Wulff in Berlin seinen Rücktritt erklärt, was den Rosenmontag-Chef-Wagenbauer Dieter Wenger in Mainz dazu nötigte, ein paar klitzekleine Korrekturen an der Figur vorzunehmen.

Harry Braun

Franz Pfuff ist Bühnenmaler und verdrehte dem Ex-Präsidenten um exakt 11.50 Uhr die Augen. Keine Stunde nach dem Rücktritt.

Harry Braun

Die Mainzer hatten sich – anders als etwa die Kollegen aus Köln – schon auf den Fall vorbereitet. Der „Umsturz“ war also keine allzu große Sache.

Harry Braun

Wochen lang galt Wulff ja nur als angeschlagen.

dpa

Ein Künstler zieht die Augenbraue des Ex-Bundespräsidenten nach, ...

dpa

... der als angeschlagener Boxer mit einem blauen Auge dargestellt ist.

dpa

Die Schuhe sollen sitzen...

Bernd Eßling

... wenn man schon in den Seilen hängt.

dpa

Der Mainzer Carneval-Verein (MCV) zeichnet traditionell für die Motivwagen des Rosenmontagszugs verantwortlich.

Bernd Eßling

Das Thema Fluglärm darf nicht fehlen.

Bernd Eßling

Gleiches gilt für die anstehende OB-Wahl.

Bernd Eßling

Die Mainzer Kandidaten für die Wahl...

Bernd Eßling

... zum neuen Oberbürgermeister der Stadt...

Bernd Eßling

... sind ebenso dabei wie Jens Beutel.

Bernd Eßling

Der Ex-OB stolpert über Weingläser.

Bernd Eßling

Ministerpräsident Kurt Beck zieht am Rosenmontag ...

Bernd Eßling

... als beleidigte Leberwurst durch Mainz.

Bernd Eßling

Ein Motivwagen ist in diesem Jahr ...

Bernd Eßling

... dem ECE-Elefanten gewidmet.

Bernd Eßling

Mit dabei: Ranzengardist Johannes Gerster.

Bernd Eßling

Eine Arbeiterin pinselt am Motivwagen „Kehrtwende“ die Hose von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach.

dpa

Die Regierungschefin wird im Kopfstand...

Bernd Eßling

... und mit blitzenden Tanga dargestellt.

Bernd Eßling

Ein Arbeiter streicht am Rosenmontags-Motivwagen „Tote Hose“...

dpa

... die zu große Hose vom FDP-Vorsitzenden...

dpa

... Philipp Rösler nach.

Bernd Eßling

Letzter Feinschliff.

dpa

Eine Arbeiterin legt in Mainz am Motivwagen „V-Leute“ letzte Hand an.

dpa

Zum Thema V-Männer des Verfassungsschutzes in der rechten Szene.

Bernd Eßling

Großer Andrang.

Bernd Eßling

Angela Merkel verteilt Rettungsschirme.

Bernd Eßling

„Als ich am Donnerstagabend erfuhr, dass die Immunität des Bundespräsidenten aufgehoben werden soll, war mir klar, was kommt.“ Er fürchtet am Freitagmittag um die Fernsehsitzung. Man werde wohl wegen „Spezials“ auf ARD und ZDF mindestens zehn Minuten später beginnen und möglicherweise noch einmal unterbrechen müssen. „Das zerschießt uns die Sitzung.“

Betz ärgert sich: „Ich habe so schöne Sprüche über den Wulff, die kann ich jetzt alle den Hasen geben.“ Und wie die CDU-Prominenz am Freitagabend im Schloss drauf sein wird, will er sich gar nicht vorstellen. „Wenn der Präsident einen Arsch in der Hose gehabt hätte, wäre er schon vor Weihnachten zurückgetreten.“ Und: Er hätte ja mal Rücksicht auf die Mainzer Fassenacht nehmen können.

„Bote vom Bundestag“, Jürgen Dietz, ist flexibel. „Ich werde nichts aufwärmen und das in eins, zwei Sätzen kommentieren, erklärt er am Freitagmittag entspannt. Bereits bei der “Mainz bleibt Mainz„-Generalprobe hatte er angedeutet, dass das ganze Wulff-Thema doch “keiner mehr hören könne.„ Er sieht am Freitagmittag keine Probleme wegen der abendlichen Fernsehsitzung. “Wir sind da eher abgeschirmt„, befindet Dietz. Zu allem Überfluss würde schließlich Mainz 05 auch noch parallel zur Fernsehsitzung gegen Hoffenheim spielen.

Rosenmontagswagen wird flott geändert

Bei Wagenbauer Dieter Wenger klingelt das Telefon in Serie. Der kreative Kopf, der für die Rosenmontag-Motivwagen zuständig ist, hat gerade allerhand zu tun. Nicht mit Fastnacht, sondern mit Journalisten. Denn so mancher will den “Umsturz„ des Pappmaché-Präsidenten live und in Farbe sehen – in der Wagenhalle des Mainzer Carneval-Vereins (MCV).

Für Wenger ist's okay, der Mann hat Nerven und ist sowieso in Sachen Wulff auf alles vorbereitet. Momentan hängt Wulff noch mit blauem Auge in den Seilen. Allerdings ist der endgültige Fall kein Problem. “Das geht ganz schnell. Das hätten wir selbst am Montag kurz vor Start des Zuges noch geschafft.„

Die Handgriffe sind flott erledigt: Der Figur werden die Augen nach außen gerollt und der Text auf dem Schild wird geändert. So schnell wird selten aus einem “Angeschlagen„ ein “K.O.„.

Auf einen Rücktritt des Bundespräsidenten war Wenger schon seit Wochen ebenso gefasst wie auf die Variante “I'm the King„, sagt der Wagenbauer. Die Pressekonferenz um 11 Uhr wollte er übrigens nicht angucken. Nicht nötig: “Hier sind gerade so viele Journalisten, die halten mich auf dem Laufenden.„ Sagt's und spricht zur Seite:“Von wo kommen Sie denn, Sie mit dem Mikro? Fernsehen, ah ja..."

Wulffs Immunität soll aufgehoben werden

Wulff hatte am Freitag seinen Rücktritt erklärt und zog damit die Konsequenzen aus einem drohenden Ermittlungsverfahren. Die Staatsanwaltschaft Hannover hat für das Verfahren die Aufhebung seiner Immunität beim Bundestag beantragt. Wulff wird unter anderem vorgeworfen, von Filmunternehmer David Groenewold Gefälligkeiten angenommen zu haben. Seit über zwei Monaten gab es Vorwürfe gegen Wulff.

Der MCV rechnet bei dem 111. Rosenmontagszug wieder mit einer halben Million Zuschauer in der 200.000-Einwohner-Stadt. Gut 9500 Teilnehmer sind in dem sieben Kilometer langen Zug mit von der Partie.

Jochen Dietz/Alexandra Schröder