Kreis Neuwied

Fluss und Höhe ziehen viele Flieger an

Weil das "Flugzeug" in einen Rucksack passt, erreichen die Piloten auch entlegene Startplätze wie den Haardtskopf überm Wiedtal: zu Fuß.
Weil das "Flugzeug" in einen Rucksack passt, erreichen die Piloten auch entlegene Startplätze wie den Haardtskopf überm Wiedtal: zu Fuß. Foto: Dorothea Müth

Langgezogene Kurven eines nicht zu schmalen Flusses und trotzdem steile Hänge am Rand des Tals: So gut sind Gelände und Wetterbedingungen im Neuwieder Becken, im Wiedtal und oberhalb von Unkel, dass die Menschen bis aus Köln, Adenau und Koblenz hierherkommen, um Gleitschirm zu fliegen. Der in Bad Honnef ansässige Drachen- und Gleitschirmflieger-Club Siebengebirge (DGC) nutzt und unterhält hier vier Wiesen für den Flugbetrieb.

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Kreis Neuwied – Langgezogene Kurven eines nicht zu schmalen Flusses und trotzdem steile Hänge am Rand des Tals: So gut sind Gelände und Wetterbedingungen im Neuwieder Becken, im Wiedtal und oberhalb von Unkel, dass die Menschen bis aus Köln, Adenau und Koblenz hierherkommen, um Gleitschirm zu fliegen. Der in Bad Honnef ansässige Drachen- und Gleitschirmflieger-Club Siebengebirge (DGC) nutzt und unterhält hier vier Wiesen für den Flugbetrieb.

„Ich bin mit fünf Geiern an einer Bergkette entlang auf- und abgestiegen.“ Fluglehrerin Andrea Vogel (39) aus Köln findet, dass es kaum Erholsameres gibt, als motorlos zu fliegen.

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Genuss kurz vor Sonnenuntergang: Pilot und Passagier unter einem Tandemgleitschirm blicken auf Unkel hinunter. Gestartet sind sie an der Winde auf einer Wiese bei Bruchhausen.

Markus Scheid

„Natur erleben: Ganztags draußen sein mit nur so viel Technik wie nötig.“Hartmut Schlegel (53) aus Bonn reizt es, möglichst weit zu fliegen. Sein Rekord: 83 Kilometer.

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„Stundenlang von weit oben in der Landschaft rumgucken, das ist ein Genuss.“ Nicole Hahn (40) aus Bad Hönningen möchte sich immer wieder beweisen, dass sie fliegen kann.

Wer fliegen lernen will, landet zuerst am Übungshang in Neuwied-Rodenbach: Der ist hindernisfrei, hat große Auslaufzonen und nur wenige Meter Höhenunterschied – wie der Idiotenhügel beim Skifahren. Hier proben die gut 150 DGC-Mitglieder immer wieder den Laufstart und die Landung und versuchen, zwischendrin den Schirm über den Kopf zu bringen und ein paar Sekunden in der Luft zu bleiben. Auch Flugschulen aus Nassau, Siegen, Langenfeld und Gebhardshain im Westerwald halten auf dem zum Rheintal sanft abfallenden Feld ihre Anfängerkurse ab.

{img} Wenn man Start und Landung drauf hat, geht es nach Bruchhausen in die Nähe von Gut Hohenunkel: Mithilfe einer motorisierten Winde bringt der DGC seine Leute da, wo der Westerwald zum Rhein abbricht, am Schleppseil in die Luft. Immer wieder melden sich Neugierige, die einmal erfahren möchten, wie es ist, frei zu fliegen, für einen Tandemflug. Die dafür speziell ausgebildeten Tandempiloten des Vereins absolvieren pro Jahr mehr als 50 Passagierflüge. Für hiesige Breiten am anspruchsvollsten sind der Finkenberg bei Roßbach und der Haardtskopf bei Hochscheid über dem Wiedtal: Nach dem Hangstart landen die Flieger nicht dort, wo sie abgehoben haben, sondern im Tal.

In Deutschland ist Gleitschirmfliegen in den 80er-Jahren aufgekommen, ursprünglich unter Bergsteigern in den Alpen, die sich den beschwerlichen Abstieg ersparen wollten. Inzwischen betreiben rund 35 000 Deutsche den Sport, der vor allem im Süden männerdominiert geblieben ist. „Im Westen ist der Frauenanteil aber deutlich höher als zwei Prozent“, sagt Andrea Vogel stolz, eine von vier Lehrerinnen der Langenfelder Schule Flatland Paragliding.

Von unserer Redakteurin Dorothea Müth