Experte stellt eine Entfremdung von der Natur fest
Der Diplom-Biologe Philipp Schiefenhövel stellt nicht ohne Sorge eine Entfremdung von der Natur in der Bevölkerung fest. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte er, warum er das so sieht. „Obwohl das Interesse von Kindern und Jugendlichen an naturbezogenen Themen recht hoch ist, wird die Distanz zur Natur besonders bei den Kindern heute oft größer, zum Beispiel beim Anfassen von Insekten, wie Kellerasseln, Spinnen, Regenwürmern, Fröschen und anderem ‚Getier‘. Oft schürft die zunehmend mediale und globalisierte Welt Ängste vor Krankheiten und Kontakt mit der Natur.“
Für den Biologen werden Themen zu gesundheitsschädlichen Pflanzen, Neophyten oder Tieren durch die Medien intensiv aufgegriffen und erlangen dadurch übertriebene Aufmerksamkeit. „Eichenprozessionsspinner sowie Krankheitsübertragungen durch Zecken und Mücken dürften aber nicht zur Hysterie führen“, so Schiefenhövel, der weiß, dass das alles natürlich ernst genommen werden muss.
„Es gibt Eltern, die ihre Kinder aus Angst vor einem Zeckenbiss nicht mehr in der Natur spielen lassen. Die echte Natur rückt nicht selten in den Hintergrund, weil Gärten, städtische Grünanlagen und das unmittelbare (Wohn-)Umfeld immer häufiger ästhetisch und optisch ansprechend, aber dadurch auch steril und naturferner gestaltet werden. Es finden sich kaum noch unaufgeräumte Ecken. Auch wenn Führungen und Interesse an Wildkräutern und deren Verwendung in der Bevölkerung einen nicht unerheblichen Stellenwert genießt, geht das umfangreiche Wissen zur Naturheilkunde und vor allem die Artenkenntnis der Pflanzen, was früher vielen noch bekannt und zugängig war, mehr und mehr verloren“, stellt Philipp Schiefenhövel fest.
hpm