Plus

Bürger feiern gemeinsam sich und Europa: Friedenslauf wird zum Fest über Ländergrenzen hinweg

Das große Abschlussfest in Lothringen.
Das große Abschlussfest in Lothringen. Foto: Nadja Hoffmann-Heidrich

Was hätten wohl die sechs deutschen Soldaten, die im Sommer 1916 auf einem lothringischen Bauernhof, unweit der blutgetränkten Schlachtfelder von Verdun, die Friedensbotschaft von Fiquelmont verfasst und darin von einem vereinten Europa geträumt haben, dazu gesagt? 102 Jahre später bringen wiederum deutsche Soldaten, gemeinsam mit zahlreichen Sportlern aus beiden Ländern, eine Kopie eben jener Botschaft zu Fuß von Bad Marienberg ins rund 390 Kilometer entfernte Pagny-sur-Moselle – und werden beim Zieleinlauf von Hunderten Franzosen mit lautem Beifall empfangen. Ein Gänsehautmoment für alle, die dabei waren.

Lesezeit: 6 Minuten
Der dreitägige Lauf für den Frieden (Courir en Paix), der von den beiden Partnerstädten seit Monaten minutiös vorbereitet worden war, war auch nach Einschätzung des Politologen und ausgewiesenen Europakenners Ingo Espenschied „ein herausragendes Ereignis“ im Kontext deutsch-französischer Partnerschaften. Das ist auch allen Teilnehmern bewusst, die zwischen Freitag und Sonntag auf ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Voller Einsatz für die Freundschaft

Erschöpft, aber überglücklich sitzen Ernst-Emil Nies, Heinz Cappel und Björn Scheyer an einem schattigen Tisch auf dem Festplatz im lothringischen Pagny-sur-Moselle. Der aufsehenerregende Lauf für den Frieden neigt sich langsam dem Ende entgegen, Zeit für die drei Bad Marienberger, die federführend zum Organisationsteam auf deutscher Seite gehören, eine erste Bilanz zu ziehen.

„Die ganz große Spannung fiel schon beim Startschuss in Bad Marienberg am Freitag ab. Allerdings waren dann zwischendurch immer noch ein paar Dinge zu improvisieren. Aber alles ist gut gegangen, kein Sportler hat sich verletzt, der Transport der Athleten zu den einzelnen Stationen hat tagsüber und nachts geklappt, nur ein defektes Fahrrad mussten wir austauschen“, berichtet Heinz Cappel, der, ebenso wie seine Mitstreiter, über das Wochenende kaum geschlafen hat. „Aber die Freude überwiegt ganz klar die Erschöpfung. Es wurden viele neue Kontakte geknüpft und alte wiederbelebt“, sagt Björn Scheyer strahlend. Dabei berichtet unter anderem von einer Frau aus Bad Marienberg, die während des Festes am Sonntag ihre ehemalige französische Brieffreundin wiedergetroffen hat, bei der sie vor 35 Jahren zum Schüleraustausch war. Persönliche Geschichten wie diese sind das i-Tüpfelchen über einer rundum gelungenen Veranstaltung, so Scheyers Fazit.

Ernst-Emil Nies, Vorsitzender des Marmer Partnerschaftsausschusses, plant unterdessen sogar schon die Zukunft. „Wir konnten Gruppen zusammenbringen, woraus sich vielleicht neue, engere Verbindungen ergeben, vielleicht zum Beispiel zwischen den Feuerwehren“, sagt Nies.

Für Bad Marienbergs Stadtbürgermeisterin Sabine Willwacher sind Fahrten nach Pagny immer wie „nach Hause kommen“. Menschen in beiden Kommunen freuten sich aufeinander. „Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft in Frankreich ist einfach überwältigend“, so ihr dickes Lob.

Nadja Hoffmann-Heidrich