Im Fußball nutzen Trainer gern den Spruch vom „Mund abputzen“ und weitermachen. Das hat etwas Reinigendes, eine Form der Säuberung nach herben Niederlagen, die auch in der Politik en vogue ist: Nicht mehr zurückschauen, weitermachen, lächeln. Oder wie Torwart-Titan Oliver Kahn sagen würde: „Weiter, immer weiter!“
Wenn Busse immer weiter fahren, können sie mitunter komplett falsch fahren und mit ihnen Kinder, deren Eltern an den Haltestellen bisweilen verzweifeln, weil der immer weiter fahrende Bus mit dem Nachwuchs einfach nicht ankommt. Das haben wir ja jetzt zur Genüge erlebt.
Die Politik darf bei der anstehenden Weichenstellung für die Busse nicht der Verführung erliegen, den leichten Weg zu wählen. Es wäre simpel zu sagen: Eigenbetrieb! Wir machen's selbst, wenn's andere nicht können! Motto: Mund abputzen, es kann nur besser werden.
Schon einmal haben die Kreisgremien beim Thema Busse den leichten Weg genommen. Im (vielleicht zu) guten Glauben an Planungen des beauftragten Verkehrsverbundes Rhein-Mosel (VRM) wurde entschieden, den ÖPNV so einzuführen, wie er jetzt (vorerst) gescheitert ist. Dabei ist der Kreis selbst einer der Träger des VRM, schießt pro Jahr dem Vernehmen nach höhere sechsstellige Summen zu und hat die Konzeption des VRM für die Region nie wirklich kritisch hinterfragt. Dabei war klar, wie die Personalsituation auf dem Busfahrermarkt aussieht, es war genauso offensichtlich, dass es um Streckenkunde und Sprachkenntnisse von Personal, das in anderen Ländern angeworben werden muss, nicht gut bestellt sein kann bei zu geringer Vorlaufzeit.
So viel Pech es auch gab mit Insolvenzanträgen und nicht eingehaltenen Firmenzusagen: Ein Stück weit war das Bus-Chaos der vergangenen Wochen hausgemacht – in welchem Haus, das müssen die beteiligten Häuser untereinander klären. Ein solches Chaos wollte der Kreis Altenkirchen, der genauso Träger des VRM ist wie der Rhein-Hunsrück-Kreis, mit dem Eigenbetrieb verhindern. Altenkirchen hat die Sache mit den Bussen im Sommer 2017 selbst in die Hand genommen, als sich Rhein-Hunsrück zur europaweiten Ausschreibung entschloss. Nach dem Scheitern jetzt das Westerwaldbus-Modell kopieren zu wollen, das klingt schon sehr nach: Mund abputzen! Und das ist einfach zu wenig.