In der Grafschaft haben die Bürger wegen fehlender Infos falsche Eindrücke
Bürger fehlen Infos: Was die Gemeinde Grafschaft für den Hochwasserschutz schon getan hat und noch vor hat
Ein großes Rückhaltebecken zwischen Are-Gymnasium und Beller war ein Schwerpunkt im Hochwasserschutzkonzept dieses Jahres. Foto: Lara Becker
Lara Becker

50 Millionen Euro. Eine stolze Summe, auf die einmal mehr als 100 Einzelmaßnahmen zum Hochwasserschutz in der Grafschaft als Kosten geschätzt wurden. Nach Ereignissen mit schweren Schäden in den Jahren 2010, 2013 und vor allem 2016 war das Konzept vom Gemeinderat auf den Weg gebracht worden. Dass ein solcher Maßnahmenkatalog erst im Laufe vieler Jahre abgearbeitet werden kann, war zumindest Rat und Verwaltung klar. Inzwischen ist viel passiert.

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Nur kommt die Information über fertige und laufende Aktivitäten in den meisten Fällen nicht beim Bürger an. Viele Grafschafter sind der Meinung, außer einer gedruckten Hochglanzbroschüre sei fast nichts passiert.

Priorisierungen sind ein heißes Thema

Das rief nun die Grünen auf den Plan. Sie forderten per Antrag die jahrelang besprochene, aber nie umgesetzte Priorisierung der Maßnahmen ein, mussten aber im Bau- und im Hauptausschuss Ablehnungen ihres Vorstoßes hinnehmen. Zu viele Unwägbarkeiten und unterschiedlichste Voraussetzungen bei jeder einzelnen Maßnahme machen Priorisierungen schwer. Verschiebungen bei der Abarbeit können Gründe haben, die nicht zu beeinflussen sind, in der Folge würde die ganze Umsetzung ins Stocken geraten.

Was in den Ausschüssen auch zutage kam: Es tut sich längst einiges, was den Fraktionen auch aus Haushaltsbeschlüssen und regelmäßigen Unterrichtungen über den Fortgang der Arbeiten bekannt sein dürfte. Die Problematik liegt vielmehr darin, dass sich der Bürger nicht in den Tiefen des Ratsinformationssystems informiert. Es fehlt an der niederschwelligen Mitteilung in den Medien. Nachdem die SPD dazu bereits einen Antrag zur Auflistung genehmigungsfreier Maßnahmen im Hauptausschuss erfolgreich vorgelegt hatte, änderten die Grünen ihre Priorisierungsforderung. Statt dieser setzte sich die Ökopartie mit neuem Vorschlag zur regelmäßigen Kommunikation des Sachstands an die Bevölkerung durch.

Regenrückhaltebecken bei Beller in Betrieb

Den aktuellen Sachstand legte die Verwaltung dem Gemeinderat nun detailliert vor. So musste das Gremium erst einmal zur Kenntnis nehmen, dass die meisten Projekte der Genehmigung bedürfen, aber im Rathaus nur zwei Mitarbeiter damit beschäftigt sind, die zudem noch andere Aufgaben zu erledigen haben. Dennoch listeten sie auf: Im vergangenen Jahr lagen die Schwerpunkte auf der Schadensbehebung des Starkregenereignissen vom Juli 2021. In diesem Jahr standen als Schwerpunkte die Sanierung des Sportplatzes Leimersdorf aus Wiederaufbaumitteln sowie ein großes Regenrückhaltebecken bei Beller an. Zudem wurden in diesem und dem vergangenen Jahr mehrere Schlammfänge, Einlaufbauwerke und Grobrechen installiert. Gräben und Gewässer wurden ertüchtigt, Bankette bearbeitet, Rohre gespült und teils vergrößert. Totholz wurde entfernt, Pegel aufgestellt und in 2021 beschädigte Brücken in der oberen Grafschaft erneuert.

Aktuell wird in Nierendorf eine Hangsicherung betrieben, in Vettelhoven entsteht ein weiterer Schlammfang, in Gelsdorf und Vettelhoven finden Gewässerbaumaßnahmen statt, in Holzweiler und Gelsdorf werden Brücken neu errichtet und Durchlässe erweitert. Mit Vorgriff auf die Haushaltsberatungen soll es im kommenden Jahr zu Maßnahmen in Lantershofen, Holzweiler, Oeverich, Nierendorf, Beller und Bengen kommen. Übergreifend werden Rückhaltungen im Wald getestet, Entwässerungsgräben gezogen oder mobile Wassersperren angeschafft. Letzteres war erst in diesem Jahr beschlossen worden. All diese Maßnahmen zeigen, dass das Hochwasserschutzkonzept kein starres Papier ist, sondern fortgeschrieben wird.

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