WHU-Studenten sollen Sauf- und Kotzrituale abgehalten und andere Studenten gedemütigt haben: Eine ausufernde Party beschäftigt die Otto Beisheim School of Management (WHU) in Vallendar bei Koblenz. Die private Hochschule teilt nun auf Anfrage mit, dass es in der Vergangenheit weitere Vorfälle gegeben habe.
„Unsere Untersuchungen laufen, sind aber noch nicht abgeschlossen, so dass uns noch keine abschließenden Erkenntnisse vorliegen“, teilte eine Sprecherin mit. „Aber schon heute ist klar, dass es bereits in den Vorjahren Vorgänge gegeben hat, in denen gegen unsere Werte gehandelt wurde.“ Nähere Details zu den Vorfällen nannte die WHU nicht. Zuvor hatte der „Spiegel“ berichtet; auch unsere Zeitung hatte die Vorgänge bereits mehrfach thematisiert.
Trinkgelage könnte Kündigung des Studienvertrages zur Folge haben
Die Hochschule nehme das Thema sehr ernst. „Es tut uns sehr leid, dass Studierende in der Vergangenheit zu leiden hatten, und wir setzen uns mit voller Kraft dafür ein, dass sich derartige Vorgänge nicht wiederholen.“ Man hoffe, dass man an der WHU bald ein neues Kapitel aufschlagen könne.
Nach der Feier im vergangenen Jahr hatte die Hochschule einem Drittsemesterstudenten den Studienvertrag gekündigt, der Fall landete vor Gericht. Der Student habe zu Beginn des Wintersemesters 2023/24 als sogenannter Pate Erstsemester betreut und ins Hochschulleben eingeführt, hieß es in einem damaligen Beschluss vom Gericht. Er habe zu einer Feier eingeladen, die damit geendet habe, „dass ein Erstsemesterstudent im Bad völlig betrunken lag und ein anderer Erstsemesterstudent erheblich alkoholisiert von einem Krankentransportwagen in eine Klinik gebracht werden musste“.
Die Hochschule hatte angekündigt, stärker gegen Vorfälle dieser Art vorzugehen
Die Hochschule hatte demnach zu Semesterstart allen Studierenden mitgeteilt, dass Trinkgelage unerwünscht seien und die Kündigung des Studienvertrages zur Folge haben könnten, hieß es in dem Beschluss weiter. Der Student habe in diesem Fall als Pate eine offizielle Funktion innegehabt und diese genutzt, um die Erstsemesterstudenten unter psychischen Druck zu setzen, Alkohol zu konsumieren. Im Magazin „Spiegel“ berichteten damals Studenten anonym von exzessivem Alkoholkonsum, Saufgelagen und Ritualen für Erstsemesterstudenten im Umfeld der Hochschule.
Die WHU hatte im März angekündigt, stärker gegen Vorfälle dieser Art vorzugehen. Ein Lenkungsausschuss aus Vertretern von Studierenden, Alumni, Stiftung und Hochschulleitung sei ins Leben gerufen worden und begleite den Prozess, hieß es am Freitag.
„Ganz konkret haben wir seitdem die Hausordnung überarbeitet, den Code of Conduct, das Patenmodell und die Angebote der alljährlichen Einführungswoche mit einer veränderten Einbindung ausgewählter Alumni als Respektspersonen“, teilte die Sprecherin mit. Sogenannten Student Trustees verpflichten sich laut Hochschule etwa dazu, bei allen Events nüchtern zu bleiben, zudem gebe es Vor- und Nachbesprechungen.