An der Uni Mainz stehen 30 Plätze zur Verfügung - Duales Studium hat laut dem Verband einige Vorteile
Neuer Studiengang an der Uni Mainz: Ausbildungsangebot für Hebammen in Rheinland-Pfalz wird ausgebaut
Hebamme untersucht Schwangere
Hebammen sind für schwangere Frauen zur Vorbereitung auf die Geburt und für die Nachsorge eine wichtige Unterstützung. Die Ausbildung wird derzeit umgestellt und akademisiert. Auch an der Uni in Mainz stehen nun 30 Studienplätze zur Verfügung, im Wintersemester geht es los. Foto: Annette Riedl/dpa
Annette Riedl. picture alliance/dpa

Mit einem neuen Studiengang an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität (JGU) wird das Ausbildungsangebot für Hebammen in Rheinland-Pfalz ausgebaut. Konkret startet der auf sieben Semester angelegte Bachelorstudiengang Hebammenwissenschaft zum Wintersemester 2023/24. Der Hebammenverband Rheinland-Pfalz zeigt sich zufrieden und betrachtet die Akademisierung der Ausbildung insgesamt als wichtigen Schritt. Von einem Ansturm auf die Studienplätze in Mainz kann aber zumindest noch keine Rede sein.

Lesezeit 3 Minuten

Hebamme untersucht Schwangere
Hebammen sind für schwangere Frauen zur Vorbereitung auf die Geburt und für die Nachsorge eine wichtige Unterstützung. Die Ausbildung wird derzeit umgestellt und akademisiert. Auch an der Uni in Mainz stehen nun 30 Studienplätze zur Verfügung, im Wintersemester geht es los. Foto: Annette Riedl/dpa
Annette Riedl. picture alliance/dpa

Für das Wintersemester hätten sich 20 Interessierte beworben, teilte die JGU mit. Aktuell seien 13 Personen eingeschrieben beziehungsweise würden in Kürze immatrikuliert. Bei weiteren vier Personen würden die Unterlagen geprüft, drei Personen hätten auf eine Einschreibung verzichtet. Damit ist der erste Jahrgang noch nicht voll belegt, insgesamt gibt es pro Jahr in Mainz 30 Plätze.

Duales Studium hat laut dem Verband einige Vorteile

Sorgen bereitet das der Ersten Vorsitzenden des Hebammenverbandes im Land, Ingrid Mollnar, aber nicht. Der Studiengang, dessen Einrichtung das Land nach eigenen Angaben mit rund 743.000 Euro gefördert hat, müsse erst mal anlaufen, dann würden die Zahlen vermutlich auch nach oben gehen. Grundsätzlich übersteige bei Ausbildungsplätzen für Hebammen nach wie vor die Nachfrage das Angebot. Der Verband vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von angestellten und freiberuflichen Hebammen und hat knapp 1000 Mitglieder.

In Rheinland-Pfalz gibt es außer in Mainz einen dualen Bachelorstudiengang Hebammenwissenschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, hier werden seit dem Wintersemester 2021/22 pro Jahr 46 Plätze für Studienanfängerinnen und Studienanfänger angeboten – unter dem Strich stehen im Land also 76 Studienplätze pro Jahr bereit. Beide Studiengänge beinhalten auch Praxisphasen in Kliniken und im ambulanten Bereich, etwa bei freiberuflichen Hebammen oder in Geburtshäusern.

Dass die Ausbildung von Hebammen mittlerweile akademisch angelegt ist, geht auf das Anfang 2020 in Kraft getretene Hebammenreformgesetz zurück. Dort ist geregelt, dass angehende Hebammen künftig in einem dualen Studium ausgebildet werden. Der Abschluss ist Voraussetzung, um die Berufsbezeichnung Hebamme führen zu dürfen. Für ein solches Studium braucht es eine Hochschulzugangsberechtigung, also etwa Abitur oder die Fachhochschulreife, oder eine abgeschlossene Berufsausbildung in der Gesundheits- oder Krankenpflege. Geregelt ist mit dem Gesetz auch, dass angehende Hebammen während des gesamten Studiums eine Vergütung bekommen. Das sei in anderen europäischen Ländern nicht so, sagt Mollnar. „Da ist ein gutes Hebammengesetz entstanden.“ Mit einem Bachelorabschluss seien Hebammen europaweit als solche anerkannt, könnten also beispielsweise auch jenseits der Grenze in Nachbarländern arbeiten.

Vor der Akademisierung fand die Ausbildung an Hebammenschulen statt, Mollnar spricht von der „altständischen Ausbildung“. An diesen Schulen – in Rheinland-Pfalz sind es Mollnar zufolge drei – starteten letztmalig 2022 dreijährige Hebammenausbildungskurse, 2025 ist dort Schluss. Mit der Akademisierung seien Praxisanleitungen als Teil der Ausbildung zur Pflicht geworden, vorher seien diese freiwillig gewesen. Diese Änderung sei „sehr wichtig“, betont Mollnar.

2020 gab es in allen Kreisen und kreisfreien Städten im Land einen Mangel

Mit Blick auf die nun 76 Studienplätze pro Jahr in Rheinland-Pfalz sagt die Verbandsvorsitzende: „Wir hatten 80 gefordert.“ Sie könne mit dem jetzigen Angebot leben und sich vorstellen, dass angesichts der nach einem jahrelangen Anstieg nun 2022 wieder etwas gesunkenen Geburtenzahlen der Bedarf in den kommenden Jahren gedeckt werden könne. Für 2020 hatte das Branchenmonitoring Gesundheitsfachberufe Rheinland-Pfalz für Hebammen und Entbindungspfleger noch für alle Kreise und kreisfreien Städte im Land einen Mangel angezeigt.

Heutzutage brauche es zunehmend auch Hebammen, die spezialisiert arbeiteten, sagt Mollnar. Gebraucht würden Hebammen außer in Kliniken und neben der Schwangerenberatung und -betreuung beispielsweise auch in der Still- und Ernährungsberatung, bei Rückbildungsgymnastik, als Praxisanleiterinnen in der Ausbildung oder in der Geschäftsführung von Geburtshäusern, Hebammengemeinschaften oder Hebammenpraxen. An Hochschulen würden sie etwa als Dozentinnen oder als Wissenschaftlerinnen benötigt.

Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) sagt: „Mit Mainz gewinnen wir eine Universität dazu, die die Nähe zu den verschiedenen medizinischen Disziplinen nutzen kann. Damit sind wir in Rheinland-Pfalz sehr gut aufgestellt.“ Hebammen übernähmen eine wichtige Rolle bei der Betreuung von Frauen und deren Familien vom Anfang der Schwangerschaft bis zur Stillzeit. „Es gibt kein größeres Wunder als die Geburt eines neuen Menschen“, sagt Hoch. Gerade der Weg dorthin und die Zeit danach bedürften oft einer intensiven Begleitung durch professionelle Hebammen.

Ressort und Schlagwörter

Rheinland-Pfalz