Mainz

„Letzte Generation” klebt erstmals in Rheinland-Pfalz: Ahrtal-Bürgermeister muss zum Flut-Ausschuss laufen

Von dpa, Finn Holitzka
Sechs Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" haben sich auf einer mehrspurigen Straße am Hauptbahnhof in Mainz mit einer Hand auf dem Asphalt festgeklebt. Es ist die erste Aktion dieser Art in Rheinland-Pfalz.
Sechs Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" haben sich auf einer mehrspurigen Straße am Hauptbahnhof in Mainz mit einer Hand auf dem Asphalt festgeklebt. Es ist die erste Aktion dieser Art in Rheinland-Pfalz. Foto: picture alliance/dpa | Peter Zschunke

Mit Kunstaktionen, aber immer wieder auch Blockaden von Autobahnzubringern, ist die Protestgruppe „Letzte Generation” in Deutschland zuletzt sehr bekannt geworden. In Mainz gab es nun die erste große Klebe-Blockade in Rheinland-Pfalz. Betroffen war auch der Bürgermeister von Müsch, der als Zeuge im U-Ausschuss zur Flut Aussagen sollte.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Sechs Aktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ haben am Freitagmorgen in Mainz versucht, mit Störungen des Berufsverkehrs auf die Klimakrise hinzuweisen. In der Nähe des Hauptbahnhofs hätten sich vier von ihnen jeweils mit den Händen auf der Binger Straße in Richtung Innenstadt festgeklebt, sagte eine Sprecherin der Polizei.

„Wir sind in einem Klimanotstand und es wird nichts gemacht“, sagte die 39-jährige Lena. „Jeden Tag sterben 150 Arten und irgendwann werden wir eine davon sein.“ Sie habe Verständnis, wenn Autofahrer von der Aktion genervt seien. Aber sie sehe keine andere Möglichkeit, als die Gesellschaft in ihren Abläufen zu stören. „Das macht mir keinen Spaß. Ich habe zwei Kinder und bin schwanger.“

Das macht mir keinen Spaß. Ich habe zwei Kinder und bin schwanger.

Aktivistin Lena sagt, sie würde lieber nicht protestieren – sieht sich aber durch den Klimanotstand dazu gezwungen.

Die Versammlung erfülle den Straftatbestand der Nötigung, sagte ein Polizeisprecher vor Ort. „Die Kollegen versuchen, diesen Kleber zu lösen.“ Bei einigen Aktivisten war dies nach rund einer Stunde möglich. Andere hatten sich mit einem Spezialkleber auf der Straße fixiert, so dass dies länger dauerte. Die Polizei werde die Personalien der Versammlungsteilnehmer festhalten, ein Gewahrsam sei nicht erforderlich, sagte der Sprecher und fügte hinzu: „Hier wird keine Gewalt ausgeübt, es ist keine Aggressivität da.“

„Wir sind in einem Klimanotstand und nichts wird gemacht”, sagen die Aktivisten zur Begründung ihrer Blockade.
„Wir sind in einem Klimanotstand und nichts wird gemacht”, sagen die Aktivisten zur Begründung ihrer Blockade.
Foto: picture alliance/dpa | Peter Zschunke

Udo Adriany aus Müsch betroffen

Im Untersuchungsausschuss zur Flutkatastrophe im Ahrtal sagte der als Zeuge geladene Ortsbürgermeister von Müsch, Udo Adriany, er habe die letzten zwei Kilometer zum Landtag laufen müssen. Der FDP-Landtagsabgeordnete Marco Weber sagte, er habe eine Stunde im Stau gestanden. Auch eine Sitzung des ZDF-Fernsehrats konnte wegen der Verkehrsbehinderungen erst später beginnen.

Bei dem Klebe-Protest in Mainz handelt es sich um die erste derart öffentlichkeitswirksame Aktion der „Letzten Generation” in Rheinland-Pfalz. Bundesweit sollen am 9. Dezember ähnliche Aktionen stattfinden.

RZ-Podcast zum Thema Klima-Angst
Hören Sie zum Thema Klimakrise und Psychologie auch eine Folge unseres Podcasts RZInside: Darin berichten eine Ahrtal-Betroffene, eine Traumapädagogin und eine Psychologin und Klima-Aktivistin, wie sich Naturkatastrophen und die Aussicht auf die sich verschärfende Klimakrise auf die Psyche auswirken – und was man dagegen tun kann: