Seidel kleidet Jürgens in ein anderes Gewand. Das wird schon beim Auftakt, Jürgens' Hit mit kritischen Untertönen, „Ein ehrenwertes Haus“, deutlich. Das Lied kommt beswingt, nicht minder deutlich in der Aussage daher. Dem Quartett mit Christoph Münch (Seidel: „einer der besten Jazzpianisten hierzulande“), Christian Schönefeldt (Schlagzeug) und Gerold Donker (Kontrabass) gelingt es meisterlich, Jürgens zu verjazzen. Nicht von ungefähr: Denn Udo Jürgen hatte eine Jazzvergangenheit. Zwischen den Songs erläuterte Jörg Seidel, dass es den jungen Musiker anno 1959 für ein Jahr in die USA gezogen hat, damit er dort die Harmonien des Jazz und das eine oder andere Vorbild kennenlernte. Das wiederum hatte hörenswerte Effekte auf Jürgens' Arbeit – sodass sich selbst Weltstars wie Bing Crosby oder Sammy Davis junior Anleihen bei Jürgens nahmen. Jürgens' „Griechischer Wein“ schmeckte Crosby („Come Share the Wine“) so gut, dass er ihn vertonte – und damit anno 1977 die US-amerikanischen Charts anführte. Jörg Seidel ist auch ein erstklassiger Gitarrist und Scatsänger – gemeinsam mit einer gut aufgelegten Combo gelingt es ihm, sein Publikum im Forum Livia in Leiwen zu fesseln. Swing, Latin oder Jazz, beim Jörg-Seidel-Quartett klingt alles federleicht.
Am Donnerstag, 1. August, spielt um 19 Uhr die Folkband Tante Friedl im Kulturraum in Bad Bertrich (Eintritt: 25 Euro), am Sonntag 4. August, 18 Uhr, der Sänger Svavor Knutur (Island) im Weingut Weckbecker in Moselkern (Eintritt: 34 Euro inklusive ein Getränk).