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Seit 2018 erfolgreich im Kundendienst: Belal Fattyirji

Belal Fattyrji kommt 2014 nach Deutschland. Er flüchtet vor dem schrecklichen Krieg aus Syrien, lässt Eltern und Verwandte zurück. Seine Frau und die beiden Söhne hatten bereits 2013 das vom Krieg erschütterte Land verlassen und waren in Deutschland. Belal Fattyrji hat Abitur und hat in Syrien viele Jahre für eine Kommune als Elektriker gearbeitet.

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„Das beste Werkzeug was wir für Elektrik und Reparaturen in Syrien hatten und die besten Bohrmaschinen kamen aus Deutschland“, antwortet Herr Fattyrji in sehr gutem Deutsch auf meine Frage, warum er mit seiner Familie Asyl in Deutschland anstrebte. 2014 sprach die Familie kein Wort Deutsch, aber ein wenig Englisch. Im Januar 2018 war Christof Hermes, Geschäftsführer der Firma Elektrotechnik Hermes, auf Herrn Fattyrji aufmerksam geworden und nahm Kontakt zu Landrat Frank Puchtler und dem Referatsleiter der Ausländerbehörde des Kreises, Herrn Dirk Himberger auf, da er den in seinen Augen „echten Fachmann“ gerne beschäftigen wollte.

Zwei Monate später war alles geklärt und Belal Fattyrji war fortan in einem erlaubten Mini-Job auf 450-Euro-Basis bei der Firma Hermes tätig. Zur Verbesserung der Sprache belegte er zeitgleich einen Sprachkurs, so dass die Kommunikation immer besser und fließender wurde und sehr bald ein Sprachniveau von B1/B2 erreicht war. Ca. 2,5 Jahre erfolgte die Zusammenarbeit auf dieser Basis. Im Oktober 2020 bot die Firma Hermes Herrn Fattyrji dann eine unbefristete Festanstellung in Vollzeit und mit gleichen Konditionen wie den anderen Fachkräften im Betrieb an.

„Der Grund für dieses Angebot“, so Christof Hermes „war die hohe Zufriedenheit unserer Kunden, die uns immer wieder sehr begeistert Rückmeldung zu Herrn Fattyrjis Arbeit gaben“. Herr Fatyrji übernimmt uneingeschränkt alle Arbeiten im Kundendienst. Dabei gehören Installationen bei Elektrik und Weißer Ware, Reparaturen elektrischer Geräte, Nachtspeicherheizungen, Antennen oder Telefon- und Sprechanlagen sowie Installationen von Herd und Backöfen zum Alltagsgeschäft des routinierten Elektrikers.

„Elektrik ist Elektrik“ lacht Belal Fattyrji, als ich ihn frage, ob es schwierig war, sich einzuarbeiten. „In Syrien wird alles repariert – da konnte man sich nicht leisten, alles wegzuwerfen. So versuche ich auch hier immer eine Lösung zu finden. Das gefällt den Kunden. Ich bin dankbar, dass mir Familie Hermes eine Chance gegeben hat“, schließt Herr Fattyrji seine Erklärung. Die Nachfolge im Hause Hermes ist durch den Sohn Kevin, der seit 2015 in der Firma mitarbeitet und im Bereich der Speichertechnik, PV-Anlagen und E-Mobilität seine Passion gefunden hat, bereits gesichert. Senior und Junior Hermes hoffen nun, dass Belal Fattyrji und seine Familie nun bald ihre dauerhafte Aufenthaltserlaubnis bekommen, damit Belal der Firma und den Kunden als Fachkraft erhalten bleibt. Die beiden Söhne der Fattyrjis sind mittlerweile übrigens 17 und 19 Jahre alt, sprechen beide perfekt Deutsch und Englisch und sind gute Schüler. Der ältere der beiden macht dieses Jahr sein Abitur. Wohnhaft ist die vierköpfige Familie in Lahnstein.

Migration, Integration und Arbeitsmarkt

Rund 27 Prozent der hier bei uns in Rheinland-Pfalz lebenden Menschen haben einen Migrationshintergrund. Ein Blick in die gar nicht so ferne Geschichte zeigt, dass unsere wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland intensiv verwoben ist mit der Arbeitskraft und dem Zuzug von Menschen aus anderen Ländern. Die sogenannten „Gastarbeiter“ aus den südlichen Ländern Europas unterstützen in den 50er Jahren das Wirtschaftswunder Deutschland wesentlich. Seit Ende der 90er Jahre profitieren wir stark von IT-Spezialisten aus dem Ausland, Fachkräfte aus vielen Ländern sind im Handwerk, im Bau- und Industriesektor nicht mehr wegzudenken, denn der Arbeits- und Fachkräftemangel ist groß.

Ganz aktuell profitiert die ganze Welt von einer Impfstoffentwicklung aus Deutschland, ja sogar Rheinland-Pfalz, entwickelt von einem Menschen mit Migrationshintergrund. Menschen aus anderen Ländern offen zu begegnen, Barrieren abzubauen und Ausgrenzung zu bekämpfen, das sind zentrale Bausteine in den Bemühungen um Integration. Bildung und das Überwinden von Sprachbarrieren werden als wesentliche Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele genannt. Im Alltag gilt es hierbei, Hürden zu überwinden und den richtigen Weg zu finden, denn jede Migration, jede Integration ist individuell und jeder Mensch der zu uns kommt, hat seine eigene Historie, seine eigene Geschichte und seine eigene Qualifikation. Am einfachsten funktioniert das Überwinden von Hürden, indem man sich an die Menschen wendet, die Antworten parat haben.

Eine wichtige Anlaufstelle hier bei uns im Rhein-Lahn-Kreis ist das Team der Ausländerbehörde unter der Leitung von Herrn Dirk Himberger. Seitens des Kreises und der Wirtschaftsförderung pflegen wir darüber hinaus eine enge Kooperation mit der Agentur für Arbeit, den Ministerien auf Landes- und Bundesebene, den Kammern und auch mit zahlreichen weiteren Organisationen. Das gemeinsam verfolgte Ziel ist hierbei, die umfangreichen Hilfs- und Förderangebote zielgerichtet für die Menschen anzubieten und einzusetzen. Integration, Bildung und Sprache, Berufsausbildung und Arbeitsmarkt sind hier nur einige der Kernthemen, die im Fokus stehen. Die Wirtschaftsförderung fungiert hier häufig als Vermittler und Organisator, bringt die Ansprechpartner an einen Tisch. Im Rhein-Lahn-Kreis sind wir weltoffen; Menschen die zu uns kommen, mit welchem kulturellen Hintergrund auch immer, sind herzlich willkommen. Wir sind überzeugt, dass kulturelle Vielfalt unser Zusammenleben, unseren Alltag, unsere Gesellschaft und nicht zuletzt unsere Wirtschaft bereichert.

Dirk Himberger

Referatsleiter Ausländer- und Einbürgerungsbehörde

Kreisverwaltung Rhein-Lahn-Kreis

Tel: 02603 972-127

E-Mail: Dirk.Himberger@rhein-lahn.rlp.de