Ein Stromer für alle Fälle – Test: Opel Corsa Electric

Von Holger Holzer, SP-X
Der Opel Corsa ist nicht nur für den Stadtverkehr geeignet
Der Opel Corsa ist nicht nur für den Stadtverkehr geeignet Foto: Opel

Kleine E-Autos sind gerne als reine Stadt- oder Zweitwagen konzipiert. Der Opel Corsa Electric kann mehr.

Lesezeit: 3 Minuten
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SP-X/Köln. Ein Elektro-Kleinwagen braucht nicht zwingend eine üppige Reichweite. Der Opel Corsa Electric bietet sie auf Wunsch trotzdem. Die neue Variante mit großer Batterie dürfte selbst ängstlichen Naturen endgültig die Sorge vor dem Liegenbleiben nehmen. Und lässt mutigere Fahrer auch mal die Langstreckentour wagen.

Der Opel Corsa ist nicht nur für den Stadtverkehr geeignet
Der Opel Corsa ist nicht nur für den Stadtverkehr geeignet
Foto: Opel

„Groß“ ist im Falle der Corsa-Batterie allerdings relativ. Mit nun 51 kWh netto ist die neue Variante im Vergleich mit der bisherigen – und auch weiterhin erhältlichen – grade mal um rund 2 Prozent gewachsen. Dank einiger Detailverbesserungen bei der Effizienz steigt die Norm-Reichweite aber einige Prozentpunkte stärker, von 354 auf 405 Kilometer. Beides sind natürlich theoretische Werte. Doch deutlich über 300 Kilometer waren bei einstelligen Wintertemperaturen und regelmäßigen Autobahnetappen durchaus immer im Akku.

Der Fond ist knapp geschnitten
Der Fond ist knapp geschnitten
Foto: Opel

Wer den kleinen Opel zum Pendeln, für Einkäufe oder zum gelegentlichen City-Besuch nutzt, dürfte nur recht selten an die Steckdose müssen. An Wallbox oder Normalladesäule lädt der Corsa serienmäßig allerdings nur einphasig, also in Deutschland mit seinem Schieflastverbot meist nur mit 4,6 kW. Weil das für die volle Alltagstauglichkeit zu langsam ist, sollte unbedingt der dreiphasige Bordlader auf der Optionsliste angekreuzt werden, der für 1.200 Euro die Ladeleistung auf die gängigen 11 kW anhebt.

Die Bedienung ist teils etwas umständlich
Die Bedienung ist teils etwas umständlich
Foto: Opel

Auch beim Schnellladen setzt der kleine Opel keine Maßstäbe, zieht Gleichstrom in der Spitze gerade mal mit 100 kW aus dem Kabel. Trotzdem: Nach einer guten halben bis Dreiviertelstunde ist auch ein fast leerer Akku wieder so voll, dass mit Planung und effizienter Fahrweise auch längere Wochenendtouren möglich sind. Im Kleinwagen-Segment setzt der Corsa damit durchaus neue Akzente – viele Konkurrenten bleiben mit ihrer geringeren Reichweite und niedrigerem Ladetempo klar dem städtischen Umfeld verhaftet.

Mit rund 4 Metern Länge ist der Kleinwagen sehr handlich
Mit rund 4 Metern Länge ist der Kleinwagen sehr handlich
Foto: Opel

Ein Langstrecken- und Reiseauto ist der Elektro-Corsa aber trotzdem nicht. Auch, weil bei knapp 4 Metern Länge das Raumangebot im Fond und im kleinen Kofferraum überschaubar sind. Reiz entfaltet der Fünftürer vor allem dort, wo er seine Agilität ausspielen kann. Beim flotten Anfahren im Stadtverkehr, dem wuseligen Spurwechsel inklusive Zwischenspurt oder dem dynamischen Kurvenfahren auf der Landstraße. Die direkte und verbindliche Lenkung wirkt weit weniger synthetisch als in anderen E-Autos, das Fahrwerk ist dabei angenehm straff und nur auf wirklich schlechten Straßen etwas bockig.

Der Gepäckraum fällt eher klein aus
Der Gepäckraum fällt eher klein aus
Foto: Opel

Kombiniert wird die größere Batterie immer mit dem etwas stärkeren Motor. Die 115 kW/156 PS bleiben aber im Alltag ruhig und im Hintergrund, auf die explosive Beschleunigung mancher anderer E-Mobile verzichtet der Corsa zugunsten einer höheren Reichweite. Wer es spritziger mag, schaltet per Knopfdruck den „Sport“-Modus aktiv, der dem nur 1,5 Tonnen schweren Fünftürer einen Adrenalinschub verpasst, der am Gaspedal deutlich spürbar ist. Die im besten Fall rund 16 kWh Stromverbrauch pro 100 Kilometer sind dann aber nicht mehr zu erreichen.

Geladen wird mit bis zu 11 kW an der AC-Säule
Geladen wird mit bis zu 11 kW an der AC-Säule
Foto: Opel

Preislich liegt der Corsa in der Variante mit der großen Batterie aktuell bei rund 38.000 Euro. Mit dem unverzichtbaren Bordlader und ähnlich wichtigen Posten wie Sitzheizung und Einparkhilfe sind es schon fast 40.000 Euro. Ein Wert, der zum Problem werden könnte, wenn nun langsam deutlich günstigere Konkurrenten wie Citroen e-C3, Renault 5 und sogar Volvo EX30 auf den Markt kommen. Da hilft auch die umfangreiche Ausstattung wenig, die vor allem mit einem umfangreichen Assistenten-Programm punktet. Zum fairen Kurs sind zudem interessante Extras wie das in dieser Klasse noch seltene Matrix-LED-Licht zu haben.

Optional ist Matrix-LED-Licht zu haben
Optional ist Matrix-LED-Licht zu haben
Foto: Opel

Unterm Strich transponiert der Elektro-Corsa die typischen Tugenden des Opel-Kleinwagens ohne große Verluste ins Batterieauto-Segment. Das gute Handling, das zumindest vorne ordentliche Platzangebot und die umfangreiche Ausstattung überzeugen. Der etwas kleine Kofferraum und die immer noch teils umständliche Infotainment-Bedienung stehen auf der Negativ-Seite. Nicht so Antrieb und Reichweite – der antrittsstarke E-Motor gefällt, die gut 300 Kilometer dürften dem Großteil der Nutzer-Anforderungen genügen. Interessanter als eine größere Batterie wären ein schnellerer (Serien-)Bordlader und mehr Tempo an der DC-Säule.

Technische Daten Opel Corsa Electric:

Fünftüriger, fünfsitziger Kleinwagen, Länge: 4,06 m, Breite: 1,77 m (mit Seitenspiegel 1,96 m), Höhe: 1,44 m, Radstand: 2,55 m, Kofferraumvolumen: 267 bis 1.042 l

Antrieb: Elektromotor, Leistung 115 kW/156 PS, max. Drehmoment 260 Nm, Eingang-Getriebe, Frontantrieb, 0-100 km/h: 8,1 s, Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h, Batteriekapazität: 51 kWh, Normverbrauch: 14,2 kWh/100 km, Reichweite: 405 km, DC-Ladeleistung: 100 kW, AC-Ladeleistung: 11 kW (Serie: 7,4 kW), CO2-Ausstoß: 0 g/km, Testverbrauch: 16 kWh/100 km, Preis: ab 38.045 Euro.

Kurzcharakteristik:

Warum: alltagstaugliche Reichweite, agiles Fahrverhalten

Warum nicht: kleiner Gepäckraum, enger Fond

Was sonst: Renault Zoe/Renault 5, Mini Cooper SE, Peugeot e-208

Holger Holzer/SP-X